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Samstag, 20. Juni 2009

Pfr. Korten und Pfr. Weingärtner beim Pfingstgottesdienst in Belek

Ökumenischer Gottesdienst am Pfingstmontag 2009 in Belek.

Etwa 60 Gemeindeglieder aus Alanya und Antalya sowie Urlauber aus Belek und Umgebung trafen sich am Pfingstmontag 2009 zu einem ökumenischen Gottesdienst in der Kapelle im Garten der Toleranz in Belek. Pfr. Rainer Korten hatte zusammen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Antalya die Gestaltung übernommen. Die Predigt hielt Pfr. Johann Weingärtner aus Alanya.

Predigt 2.Pfingsttag 2009 - Ökumenischer Gottesdienst in Belek

Matthäus 16, 13-19

13 Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei?

14 Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten.

15 Er fragte sie: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?

16 Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!

17 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.

19 Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.

Liebe Gemeinde,

da hat mir die Ordnung der Bibeltexte unserer Kirche ja einen besonders schönen für einen ökumenischen Gottesdienst unter die Nase gelegt. Ausgerechnet die Verse, auf die sich das römische Papsttum gründet. Muß das nun sein? So habe ich mich gefragt. Und ein klein wenig war ich verleitet, mir etwas anderes als Grundlage für die Predigt auszusuchen. Dann aber habe ich gedacht: Kneifen gilt nicht. Und deshalb: Dies Bibelwort ist nun mal dran und dann bin ich es auch. Punktum!

Das Wort von Petrus als dem Felsen, auf dem die Kirche steht, die nicht einmal die Pforten der Hölle verschlingen sollen, die ihm verliehene Schlüsselgewalt, die den Himmel auf – bzw. zuschließt, hat zunächst einmal eine nicht unbedeutende Vorgeschichte im Matthäusevangelium, die die gesamte Jüngerschar betrifft, die ja auch immer für die Gesamtgemeinde steht.
Da ist zunächst die Frage an alle Jünger und damit auch an uns: Was halten die Leute von Jesus? Und dann noch viel konkreter und existentieller: Was meint denn ihr, was meint du, was meine ich? Wer ist Jesus für uns?

Sicherlich eine bedeutende Figur der Weltgeschichte. Für den damals vorhandenen Gesichtskreis :

- Johannes der Täufer
- oder Elia
- oder ein großer Profet.

Heute könnten wir sagen:

- Ein wichtiger Religionsstifter,
- ein Lehrer mit hohem ethischen Anspruch – siehe die Bergpredigt.
- Oder vielleicht auch ein Guru, der uns dem Göttlichen in und über uns näher bringen möchte.

Der Phantasie sind da kaum irgendwelche Grenzen gesetzt. Allgemeine Meinungsforschung über Jesus betreiben, das ist in vielen Büchern geschehen, die man wegen ihrer vorhandenen oder mangelnden Seriosität durchaus unterschiedlich beurteilen kann und sollte. Aber damit ist ja noch nicht viel gewonnen.

Morgen und Übermorgen, wenn da irgendwo in einer Höhle oder im orientalischen Wüstensand ein kleines bisher weniger bekanntes Schriftstück gefunden wird, werden neue Leute aufstehen, die wieder ganz neue Deutungen, mehr oder weniger begründet, versuchen und zu Papier bringen.
Das alles ist durchaus nicht uninteressant und für den historisch-kritisch gebildeten Theologen auch nicht belanglos. Es wird dem Anliegen der Botschaft von Jesus aus Nazareth letztendlich aber nicht gerecht.
Dem nämlich geht es nicht um ein bloßes Für – Wahr – Halten von mehr oder weniger historisch gesicherten Fakten, sondern um eine grundlegende existentielle Entscheidung.

- Wie stehst du zu mir?
- Vertraust du mir?
- Was bedeute ich dir?
- Willst du mir nachfolgen?

Und nun wird Petrus oder zur Zeit der Antwort besser gesagt – Simon, des Jonas Sohn – zum Sprecher der Zwölf: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Ein Urbekenntnis, das alles aussagt: Du bist

- der Gesalbte, der Messias, der der Welt umfassendes Heil oder mit einem Wort gesagt: Schalom bringt;
- der, der die lang gehegten Erwartungen erfüllt. Wir müssen auf keinen anderen

Heilsbringer mehr warten. In diesem Jesus aus Nazareth hat Gott alles zusammengefasst: Wie er sich den Menschen gedacht hat und wie er Frieden in die Welt bringt: Gewaltlos, von Liebe als einer vorbehaltlosen Annahme der anderen geleitet, Frieden stiftend, in dem er Schuld vergibt, Versagen in Ordnung bringt und Mangel ausfüllt.

- der Sohn Gottes. Das ist ein Bekenntnis in einer religiösen Umwelt, die von Göttersöhnen nur so wimmelte. Angefangen bei den Halbgöttern der griechischen Mythologie bis hin zum Kaiser in Rom. Nein – nicht sie sind Göttersöhne, sondern der schlichte Zimmermannssohn aus Nazareth, der keine Niederung des Lebens scheut und so alle, die ihm nur glauben wollen, zu Brüdern und Schwestern und damit zu Kindern Gottes macht.

Welch ein Bekenntnis. Und mit Recht wird Petrus zu einer wichtigen und zentralen Figur der jungen Christenheit. Aber wird damit nun auch all das andere begründet: Der sog. Stuhl Petri in Rom, das Papsttum?
Der protestantische Theologe hat da seine Anfragen. Und die kommen nicht von ungefähr und die zu verschweigen, das wäre nicht redlich.
Nach gutem evangelischem Prinzip ist ja eine der besten Methode der Auslegung der Bibel, wenn wir sie durch die Schrift selbst deuten.
Auf diesem Hintergrund ein paar Hinweise.

1. Was die Schlüsselgewalt betrifft.
Die Schlüssel sind ja Petri Kennzeichen. Weinige Kapitel weiter im Matthäusevangelium sagt Jesus allerdings zu allen seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein. Und im Johannesevangelium sagt der auferstandene Christus seinen Jüngern: Nehmt hin den Heiligen Geist!
Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

Die Schlüsselgewalt ist also nicht auf Petrus beschränkt. Sie gilt der gesamten Jüngerschar, also der gesamten Gemeinde.

2. Was die Bedeutung des sog. Apostelfürsten Petrus und seine herausgehobene Stellung betrifft.
Beim ersten Apostelkonzil, als es um das Verhältnis der Judenchristen zu den Heidenchristen geht und in wie weit die Heidenchristen sich Frömmigkeits-regeln zu unterwerfen haben, die vor allem aus der Jerusalemer Gemeinde kommen und dort gepflegt und festgehalten werden, da muß Petrus sich dem Herrenbruder Jakobus beugen, der nun bis zu seinem Tod die leitende Figur der Urchristenheit wird. Und im Blick auf das Verhältnis von Petrus und Paulus ist festzuhalten, das Paulus Petrus ins Angesicht widerspricht, so ist es im Brief an die Galater zu lesen.

Und wenn wir dann noch das Johannesevangelium hinzuziehen, da gibt es einen ganz anderen Jünger, der Jesus in besonderer Weise nahe steht. Es scheint Johannes selbst zu sein, der als der Jünger, den Jesus lieb hatte, bezeichnet wird. Und er ist es, der mit Maria unter dem Kreuz steht. Ganz anders als Petrus, der obwohl er Jesus großspurig verkündet hatte, dass er lieber mit ihm sterben wolle als ihn zu verraten, dann vor einer einfachen Magd einknickt und seinen Herrn und Meister schmählich verleugnet.

Fazit: Die Würdigung des Petrus als über alle anderen Apostel herausragende Figur – das ist in der Bibel wahrlich keine durchgehend einhellige Meinung. Da tauchen ganz andere Größen auf, vor allem Paulus, aber eben auch Johannes. Und auch die relativieren ihre Bedeutung durch den, dem sie dienen.

Der Christus ist das leuchtende Bild. Alle anderen bestenfalls ein Widerschein. Und mehr sind wir ja wahrlich auch nicht. Und mehr ist auch kein lebender Christ auf Erden, welches hohe Amt er oder sie immer auch bekleiden mag. Es gilt eben der Satz Jesu: Einer ist Euer Meister, ihr aber seid alle Brüder und ich füge – Schwestern – hinzu.

Ja, liebe Gemeinde, das musste ein evangelischer Theologe heute mal so sagen.
Da gehen sicherlich die Meinungen dann auch noch mal ein wenig auseinander. Das ist ja vielleicht auch gar nicht so schlimm, vor allem dann nicht, wenn wir gemeinsam in das große Bekenntnis des Petrus einstimmen können:
Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Amen