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Dienstag, 25. März 2014

Sonderveranstaltungen im April 2014

im KIRCHENRAUM

WISSEN UND VERSTEHEN


Donnerstag, d. 03. April, 15.00 Uhr
Die Apostelgeschichte des Lukas
Pfarrer Dr. Friedhelm Voges



Donnerstag, d. 24. April, 15.00 Uhr
Das christliche Glaubensbekenntnis in seiner Entwicklung
Pfarrer Dr. Friedhelm Voges


weiterhin jeden Dienstag von 15-17 Uhr
Kirchencafe mit selbstgebackenem Kuchen
im
Kirchenraum
Jeder ist herzlich willkommen !

Predigt in Alanya am 2. Februar 2014


Heute lasse ich den normalen Predigttext mal links liegen, liebe Gemeinde. Wir haben als Evangelium die Geschichte von der Sturmstillung gehört. Zu der habe ich eine besondere Beziehung. 12 Jahre lang war ich Pastor der Martin-Luther-Kirche in Emden. Da ist diese Geschichte als Wandrelief über dem Altar zu sehen – in Überlebensgröße, ca 5 x6 m. Die Martin-Luther-Kirche stammt aus dem Jahr 1958, Ersatz für das im Krieg zerstörte Vorgängergebäude. Sie ist sehr schlicht gehalten. Das Auge findet wenige Punkte, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Um so eindrucksvoller wirkt das Bild von der Sturmstillung. Der Künstler Kurt Lettow hat das gleiche Motiv noch ein zweites Mal für eine Kirche gestaltet, zwei Jahre später in Bremerhaven. Es ist sicher kein Zufall, dass es sich beide Male um eine Hafenstadt handelt. Da hat man zu so einem maritimen Motiv sicherlich einen besonderen Zugang. Ich lese die Schilderung des Markus noch einmal in einer anderen Übersetzung: Am Abend dieses Tages sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Lasst uns über den See ans andere Ufer fahren!" Sie schickten die Menschen weg und ruderten mit dem Boot, in dem Jesus saß, auf den See hinaus. Einige andere Boote folgten ihnen. Da brach ein gewaltiger Sturm los. Hohe Wellen schlugen ins Boot, es lief voll Wasser und drohte zu sinken. Jesus aber schlief hinten im Boot auf einem Kissen. Da rüttelten ihn die Jünger wach und schrien voller Angst: "Herr, wir gehen unter! Merkst du das nicht?" Sofort stand Jesus auf, bedrohte den Wind und rief in das Toben des Sees: "Sei still und schweig!" Da legte sich der Sturm, und es wurde ganz still. "Warum hattet ihr solche Angst?", fragte Jesus seine Jünger. "Habt ihr denn gar kein Vertrauen zu mir?" Voller Entsetzen flüsterten die Jünger einander zu: "Was ist das für ein Mensch! Selbst Wind und Wellen gehorchen ihm!"

Den meisten von uns wird das seit Kindergottesdienstzeiten bekannt sein. Eine Vertrauensgeschichte. Um es mit dem Apostel Paulus zu sagen: In Ängsten – und siehe, wir leben. Wobei unter dieser Losung vor knapp 50 Jahren mal ein Deutscher Evangelischer Kirchentag stattfand. Wir leben, die Jünger in dem Boot leben, wenn sie sich an Jesus orientieren. In dem Relief der Emder Martin-Luther-Kirche haben sie den Blick alle auf Jesus gerichtet, wenn auch mit ängstlichen Gesichtern. Nur einer schaut in die andere Richtung, Judas, der Verräter. Jesus aber ist gerade aufgestanden und macht mit beiden Armen eine majestätische Geste. Genau der Moment, von dem es heißt: Er bedrohte den Wind und rief in das Toben des Sees: "Sei still und schweig!" Einmal im Jahr wird diese Aussage in Emden noch einmal ganz besonders unterstrichen, wenn nämlich maritimer Gottesdienst gefeiert wird. Ein Künstler aus der Gemeinde, zugleich ein alter Seefahrer, hat mit dem Flaggenalphabet den anderen Spruch Jesu gestaltet: „Ich bin bei euch.“ Der wird zu diesem besonderen Anlass ebenfalls vorne aufgehängt.

Mir fiel dann auch öfter eine Begegnung mit der Sturmstillung aus meiner Anfangszeit im Pfarramt ein. Damals habe ich für ein paar Jahre den Konfirmandenunterricht in der Lebenshilfe übernommen, bei behinderten Kindern, die z. T. sehr stark eingeschränkt waren. Da musste man sich ganz auf das Wesentliche konzentrieren. Für die Sturmstillung haben wir das auf einer Fortbildung im Pastorenkreis wie folgt in Tönen und Text zusammengefasst: Die Jünger rufen ziemlich dissonant: Hilfe, Hilfe, wir versinken. Und Jesus antwortet in aller Ruhe: Habt keine Angst, ich bin doch da. Das gibt die Erfahrung wieder, die schon die ersten Christen in vielen Situationen der Bedrängnis gemacht haben. Das erleben Christenmenschen ja auch heute. Und in Form so einer Geschichte ist es viel plastischer dargestellt als wenn Paulus nur sagt: In Ängsten – und siehe wir leben.

Aber kann das Ganze nicht doch in Wirklichkeit so passiert sein? Wenn wir den Markus ernst nehmen, wohl eher nicht. Das Boot ist fast vollgelaufen, und Jesus liegt ruhig auf seinem Kissen? Trotzdem haben wir damals als Kinder gefragt, und es wird auch auf der Erwachsenenebene diskutiert: Ist das irgendwie vorstellbar? Eine Theorie weist darauf hin, dass am See Genezareth das Wetter sehr plötzlich wechseln kann. So schnell wie ein Sturm aufzieht, kann er auch wieder vorbei sein. Vielleicht hat Jesus ja sein Machtwort gerade in so einem Moment gesprochen, wird vermutet. Das ist zwar denkbar, aber wäre das dann wirklich ein Wunder? Dann brauchten die Jünger nicht zu fragen: Was ist das für ein Mensch?

Zumindest wäre es kein Wunder von der Art, wie es sich der Kinderglaube vorstellt. Wo der liebe Gott mit dem Finger schnipst oder ein Machtwort spricht, und dann fährt für irgendjemand ein Sonderzug. Wenn das Gottes Art zu handeln wäre, dann müsste man große Zweifel an seiner Gerechtigkeit haben. Wenn der Sonderzug für meinen Nachbarn fahren kann, warum dann nicht auch für mich? Nein, wir müssen schon davon ausgehen, dass Gott sich an seine eigenen Regeln hält. Er lässt der Welt ihren natürlichen Lauf. Er wirkt lieber in dieser Welt, auf leise, oft kaum wahrnehmbare Weise. Von dem, was er anstößt, was er durch seine Menschen anstößt, gehen trotzdem große  Wirkungen aus.

Was aber wäre dann heute ein Wunder? Eine erste Antwort steckt schon in dem Wort selbst: Ein Wunder ist alles, was uns zum Wundern und vor allem zum Be-Wundern bringt. Eltern sprechen nach der Geburt von dem Wunder, das da in diesem winzigen Wesen plötzlich vor ihnen liegt. Wir blicken auf die Wunder der Natur und sehen darin Gott den Schöpfer am Werk. Oder wir verspüren etwas von Gottes gutem Geist, wenn sich das Wunder ereignet, dass ein Mensch von einem bösen zu einem guten Weg findet. Da wird es zwar immer auch andere geben, die einfach sagen: Na und? Das Wunder wahrzunehmen, wirklich ins Staunen zu geraten – wer das erlebt, der merkt: Dies ist ein Geschenk. Das wird sogar noch größer, wenn man Gleichgesinnte findet, mit denen man gemeinsam staunen kann. Aber das werden schwerlich alle sein. Ein Wunder sehen und erkennen – das hat mit unserem Blickwinkel, das hat mit unserem Glauben zu tun.

Es gibt aber noch einen anderen Aspekt: Ist es nicht auch ein Wunder, wenn etwas Gutes und Richtiges gerade zur rechten Zeit geschieht? Gerade darin lässt sich oft Gottes Hand erkennen. Ich war mal zum Taufgespräch in der Familie eines Fernfahrers. Der erzählte ganz bewegt: „Ich verdanke meiner Frau mein Leben. Ich war übermüdet – der Druck auf der Landstraße ist ja groß – und war gerade dabei, einzudämmern. Die Räder waren schon auf dem Randstreifen. Genau in dem Moment klingelt mein Handy und meine Frau ruft mich an, wirklich in letzter Sekunde.“ Wozu die Frau sagte: „Und ich hatte in dem Augenblick das Gefühl: Jetzt musst du ihn anrufen!“ Das Richtige zur rechten Zeit. Für die beiden war es ganz klar ein Wunder. In meiner Ansprache bei dieser Taufe war dann die Dankbarkeit ein wichtiges Thema. In Anlehnung an unsere Geschichte hätten diese beiden auch sagen können: Da war das Versinken ganz nahe – aber dann, Gott, warst du da.

Zum Glück geht es im Leben nicht immer so dramatisch zu, lb. Gem.. Aber man kann auch bei kleineren Krisen in Bedrängnis geraten. Unsere Geschichte und erst recht das Bild in der Emder Kirche, sie sagen: Blick dann auf deinen Gott. Erwarte Hilfe von ihm. Er ist da. Er hilft vielleicht anders als du denkst. Er ist aber ein ruhender Pol – so wie der Emder Jesus auf dem sturmumtosten Boot ganz ruhig dasteht. Ich frage jetzt mal ganz direkt: Gibt es Begebenheiten in ihrem Leben, in denen Sie so etwas schon erlebt haben? Für die ersten Christen war es oft die Situation der Verfolgung. So etwas gibt es auch heute noch. Und es gibt auch heute die Angst: Gott hat uns vergessen. Meister, fragst du nicht nach uns, dass wir umkommen? Aber das andere kennen wir vermutlich doch auch: Dass es eine plötzliche Wendung gibt. Dass wir auf einmal wieder sagen können: Gott sei Dank!

In Emden und in Bremerhaven, in den beiden Hafenstädten, haben sie diese Glaubenserfahrung mit dem Bild von der Sturmstillung ausgedrückt. Die Bibel bietet noch manch anderes Bild. Welches spricht Sie besonders an? Das hängt sicher auch von den Lebensumständen ab. Ich bin mal über den Friedhof eines Winzerdorfs in der Pfalz gegangen, und auf jedem zweiten Grabstein wurde Bezug genommen auf Johannes 15: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben, sagt Jesus. Im Lied vor der Predigt ist das heute auch bei uns schon vorgekommen. Vielen Menschen sagt der 23. Psalm etwas – der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Was mal jemand so umformuliert hat: Der Herr gibt mir für meine Arbeit den Takt an, ich brauche nicht zu hetzen.

In diesem Zeitalter der Elektronik und der Scheinwerfer finden die biblischen Lichtworte Beachtung, in unserer Familie etwa der Anfang von Psalm 27: Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?! Wie wir es sagen – dafür gibt es viele Möglichkeiten. Bevor wir es aber sagen und dann auch weitersagen, muss ja erstmal die Erfahrung da sein: Auch wenn ich in Ängsten bin – ich lebe. Und ich kann deshalb in Zuversicht leben, weil ich die Zusage Jesu persönlich nehme: Ich bin bei euch! Habt keine Angst, ich bin doch da!

Predigt im Gottesdienst in Alanya am 19. 1. 2014


Wie stellen Sie sich das Paradies vor, liebe Gemeine? Oder – um es mit den Worten des Glaubensbekenntnisses zu sagen – das ewige Leben? Das ist keine ganz leichte Frage. Aber die biblischen Texte des heutigen Sonntags lenken uns in diese Richtung. Schon im Psalmgebet hieß es: Gott gedenkt ewiglich an seinen Bund. Und dann haben wir jetzt die Geschichte von der Hochzeit in Kana gehört. Jesus hilft Menschen zu größerer Lebensfreude. Wein, ganz hervorragender Wein im Überfluss. Johannes spricht von einem Zeichen, das Jesus tut und stellt es ziemlich an den Anfang seines Evangeliums. Hier kommt einer, von dem könnt ihr Großes erwarten, soll das heißen. Ausdrücklich formuliert wird das ganz am Schluss: Er offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.

Mit Jesus kommt also ein Stück von Gottes Herrlichkeit in diese Welt. Da blitzt vom Paradies etwas auf – auch wenn man das nicht festhalten kann, auch wenn es sich nur dem Glaubenden erschließt.

In und um Jesus ein Stück Himmel auf Erden. Was da in Kana passierte,  ist sicher nur ein Vorgeschmack, aber der ist schon eine ganze Menge. Nicht nur für Johannes gut geeignet, um müde Hände und wankende Knie stärker zu machen. Und so ein Vorgeschmack weckt die Lust auf mehr. Wenn wir heute versuchen, uns dem Thema ewiges Leben zu nähern, Gottes Reich, Gottes Gegenwart, dann nehmen wir jetzt als erstes Schlüsselwort die „Herrlichkeit“ mit.

Der heutige Predigttext aus dem Hebräerbrief hat ebenfalls etwas beizutragen. Bevor ich ihn aber vorlese, will ich eine Erinnerung aus meiner Schulzeit vorausschicken. Ich musste damals kurz vor dem Abitur ein Referat über die „Göttliche Komödie“ von Dante Alighieri halten, eins der größten Werke der italienischen Literatur. Der Dichter Dante beschreibt darin in hundert Gesängen eine Reise erst durch die Hölle, dann durchs Fegefeuer und schließlich durch den Himmel – die drei Teile des damaligen Weltbilds. Das Ganze ist schwere Kost, gegen Ende des Mittelalters geschrieben. Heute haben wir andere Erwartungen an Literatur. Aber eins ist ganz deutlich: Die 33 Gesänge über die Hölle sind viel anschaulicher zu lesen als dann der Teil über den Himmel. Bei der Hölle ist es interessant, wen Dante da alles hineinsetzt – viele historische Persönlichkeiten, natürlich auch seine persönlichen Feinde. Und je nach Missetat bekommen sie ihre Strafen, bis hin zum Einfrieren im eisigen Meer. Das wird alles schön plastisch beschrieben. Je tiefer es in die Hölle hineingeht, um so drastischer wird es.

Im Himmel fällt es ihm deutlich schwerer. Schon am Anfang ist es natürlich herrlich, und wie steigert man dann Herrlichkeit? Aus Weiß kann blütenweiß und reinweiß werden: Irgendwann kommt ein Sättigungspunkt. Die sieben Tugenden spielen eine Rolle in Dantes Himmel – Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung, von denen schon die Antike wusste, dazu Glaube, Hoffnung, Liebe als die christlichen Tugenden. Aber auch die kann man nicht immer wieder steigern und überhöhen. In unserem Gesangbuch heißt es an einer Stelle: Da sing ich dir im höhern Chor viel  tausend Halleluja vor. Was kommt nach dem Halleluja?

Unsere Vorstellungskraft kommt hier an Grenzen. Dazu  kann einem Karl Valentins Münchner im Himmel einfallen: Der Dienstmann vom Münchner Hauptbahnhof, den Petrus zum Frohlocken und Hosianna-Singen einteilt - irgendwann ist er dessen überdrüssig und wird wieder zurück auf die Erde geschickt. Ja, es ist schwierig, vom Himmel zu reden, weil uns nur menschliche Worte, menschliche Bilder zur Verfügung stehen. Daran ändern auch all die Witze nichts, bei denen dieser und jener zu Petrus an die Himmelspforte kommt. Die verlängern immer nur unser Denken in den Himmel hinein. Wenn´s umgekehrt wäre, hätten wir´s leichter: Wenn einer käme und aus dem Himmel, aus dem Paradies berichtete. Aber an der Stelle lässt Gott sich nicht in die Karten schauen. Immerhin gibt er uns in der Bibel aber ein paar Hinweise, und einen davon haben wir im heutigen Predigttext.

Der Hebräerbrief richtet sich an Christen etwa der zweiten Generation, an Menschen, deren Glaube vom Verschleiß bedroht ist. Deshalb fängt unser Abschnitt auch an:

„Stärkt die müden Hände und die wankenden Knie und macht sichere Schritte mit euren Füßen, damit nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde.“ Dieser Brief will seine Leser auf eine höhere Ebene mitnehmen – ein gutes Ziel. Dem können wir Heutigen uns, glaube ich, gut anschließen. Müdigkeit und Verschleiß kennen wir auch.  

Aber nun zu dem Hoffnungszeichen, zu dem Himmelsbild, das der Predigttext uns anbietet:

Ihr seid nicht gekommen zu dem Berg, den man anrühren konnte und der mit Feuer brannte, und nicht in Dunkelheit und Finsternis und Ungewitter (Das spielt auf den Berg Horeb an, den Mose bestieg, um die 10 Gebote zu empfangen.)

Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln und zu der Versammlung und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus.“ Am Schluss des Kapitels fügt der Autor dann noch hinzu: „Wir empfangen ein unerschütterliches Reich.“

 

Mir gefällt an dieser Stelle, dass sie auf Ausmalungen verzichtet. Okay, da ist vom himmlischen Jerusalem die Rede, und von den vielen tausend Engeln. Aber wie man sich das dann vorstellt, das bleibt jedem selbst überlassen. Dass dieses himmlische Jerusalem aber mit Gewissheit in den Blick genommen werden kann, das steht in diesem Abschnitt unverrückbar fest. Und nach der Herrlichkeit, die Jeus in Kana aufblitzen ließ,  stoßen wir auf zwei weitere Schlüsselworte: Gott  wird sich zeigen als der Richter aller. Und zu ihm und neben ihn gehört Jesus als Mittler eines neuen Bundes.

Gott als Richter – um diesen Gedanken ist es unter uns merkwürdig bestellt. Einerseits denken wir: Jeder bekommt am Ende, was er verdient. Es gibt jede Menge Witze, in denen das zum Ausdruck kommt. Eine Konfirmandin wollte mal meinen Humor testen und erzählte mir folgenden: Im Himmel bekommt jeder ein Fahrzeug zugeteilt – daran kann man sehen, was für ein Mensch das war. Und da kommt also einer in den Himmel und kriegt einen klapprigen Golf. Na gut, denkt er, vielleicht ist das hier so. Aber dann sieht er seinen Nachbarn mit einem Rolls Royce, und weil er seinen Nachbarn kannte, wundert er sich. Der sieht seinen erstaunten Blick und sagt: Ach, gib dich zufrieden. Vorhin habe ich Pastor Voges auf einem Dreirad gesehen. Darüber kann man nun lachen oder nicht. Bei diesem Witz und bei vielen anderen ist jedenfalls dDer Grundgedanke: Es geht nach Verdienst.

Das aber beißt sich mit der anderen Denkrichtung, die da sagt: Im Himmel sehen wir uns doch alle wieder. Gott ist Liebe, Gott vergibt Sünden. Der wird einen Platz für jeden haben. Sagt nicht Jesus: In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen? Das ist ein attraktiver Gedanke. Aber als wir das letztes Jahr mit einer Gruppe von Jugendlichen diskutierten, fragte einer ganz trocken: Und was ist mit Hitler? Es kann doch nicht sein, dass auch große Scheußlichkeiten gar keinen Unterschied machen.

 

Zumindest auf den ersten Blick ein Widerspruch, lb. Gem. Aber lassen Sie mich daran erinnern: Es ist der lebendige Gott der auf uns wartet, in der Stadt des himmlischen Jerusalem. Richter ist er schon, aber wahrscheinlich doch anders als wir das gewohnt sind. Ein Kollege erzählte mal, wie er bei einer Wattwanderung vor Cuxhaven in ein plötzlich aufziehendes Gewitter geriet. Da bestand wirklich Lebensgefahr. Er hatte Todesangst, und er sagte: Da sah ich plötzlich wie in einem Film mein ganzes Leben an mir vorüberziehen. Es war, als müsste ich in einen Spiegel sehen. Könnte es nicht sein, dass Gott als unser Richter uns den Spiegel hinhält? Dann werden wir uns für das eine oder andere sicher schämen. Aber an unserem Glauben, an der Beziehung zu Gott muss das nicht rütteln. Es mag wohl auch Menschen geben, die haben sich ganz weit von ihm abgewandt – die haben sich ihr Urteil dann selbst gesprochen. Denen bleibt die ewige Stadt verwehrt, weil sie da nicht hineinwollen. Wer mag, kann das Hölle nennen. Aber es ist wohl bei Gott eher eine Be- als eine Verurteilung. Und es ist ganz sicher kein Urteil nach Strichliste: So viele Plus-, so viele Minuspunkte. Das wäre des lebendigen Gottes nicht würdig. Dann hätte er sich die Mühe mit Jesus Christus, dem Mittler, gar nicht zu machen brauchen.

Den hat er ja zu uns Menschen geschickt, um den Abstand zu überbrücken. Das Wort Mittler wird gar nicht so häufig gebraucht, um die Mission Jesu zu beschreiben. Ich finde, es passt richtig gut. Wir hätten sonst ein Bild, wie es in vielen Religionen der Fall ist: Da oben der große Gott – hier unten wir kleinen Menschen. Das ist nicht wirklich falsch – wir sind kleine Menschen. Aber wir haben zu Gott diese besondere Verbindung. Seit Jesus, durch Jesus wissen wir: Gott gehört auch auf unsere Ebene. Ist auch mir zur Seite, still und unerkannt, dass er treu mich leite an der lieben Hand, so haben wir es gerade wieder zu Weihnachten gesungen.

Deshalb fängt der Weg ins Paradies auch hier schon an – siehe die Hochzeit zu Kana. Und was damals geschah, kann auch heute geschehen. Was ihr getan habt einem von meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan. Das Paradies beginnt in unseren Werken der Barmherzigkeit. Das Paradies beginnt aber auch in unserem Lachen und Fröhlichsein, wenn wir uns selbst vergessen und für einen Moment werden wie die Kinder – kindlich, freilich nicht kindisch. Da blitzt etwas von dem auf, was dann größer und herrlicher auf uns zukommt, wenn wir – um es nochmal mit dem Predigttext zu sagen – Anschluss gewinnen an die Gemeinde der Erstgeborenen. Amen

 

Sonntag, 2. März 2014

Märchenhaft...

... unter diesem Motto stand eine Veranstaltung, zu der die Christliche Sankt-Nikolaus Gemeinde ins Konservatorium (Kulturzentrum) Alanya eingeladen hatte.
Gekommen war aus Deutschland die bekannte Autorin und Erzählerin Heidi Holzmann, Trägerin des Volkserzählerpreises 2008. 
Frau Holzmann hat sich darauf spzialisiert, Volkserzählungen und Mythen der Völker zu sammeln und in der Tradition orientalischer Erzähler dem Publikum zu vermitteln.
So verkörperte sie in Sprache und Gestik als Solo Schauspielerin die Figuren ihrer Erzählungen, in denen es um listige Frauen und günstige Fügungen des Schicksals ging.
Von den Inhalten der Erzählungen und der Intensität des Vortrages waren alle Besucher begeistert

.

Der Eintritt zu der Veranstaltung war frei, aber die Besucher spendeten gern zum Schluss Geld für Erdbebenopfer eines Dorfes nahe Van in der Türkei, für das Frau Holzmann eine Patenschaft übernommen hat und auch dafür ausgezeichnet wurde.

 Auf eine Gage verzichtete sie.
Mehrfach wurde die Bitte laut, solch eine Veranstaltung im kommenden Jahr zu wiederholen.




Samstag, 1. März 2014

Sonderveranstaltungen im Maerz 2014


WISSEN UND VERSTEHEN


Donnerstag, d. 06. März, 15.00 Uhr
Von Heiligen und Vorbildern

Historische Gestalten des Christentums in ökumenischer Perspektive

Pfarrer Dr. Friedhelm Voges


Donnerstag, d. 20. März, 15.00 Uhr
Die deutschen Kirchen und ihr Geld

Von Kirchensteuer, Spenden, Staatsleistungen usw.

Pfarrer Dr. Friedhelm Voges


weiterhin jeden Dienstag von 15-17 Uhr
Kirchencafe mit selbstgebackenem Kuchen
im
Kirchenraum
Jeder ist herzlich willkommen !

Lageplan des neuen Kirchenraums

Cumhuriyet Mahallesi,
Sanat-Okulu-Caddesi No 32 A
07400 Alanya