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Sonntag, 30. November 2008

DIE ENGEL

Predigt über die Engel - zum 1. Advent 30.11.2008

Liebe Gemeinde,
mit diesem Sonntag beginnt ein neues Kirchenjahr. Neues beginnt und an der Schwelle zum Neuen hält man gerne inne, um aufmerksam zu lauschen, was uns das Neue sagen und bringen könnte.
Zugleich beginnt mit dem 1. Advent die Vorbereitung auf Weihnachten. Die Weihnachtszeit. Advent.
In diesen Vorweihnachtswochen haben nun einige Gestalten Hochkonjunktur, die wir alle gerne haben, von denen aber die wenigsten wissen, wer sie wirklich sind. Ich meine die Engel.
Man kann in den letzten Jahren geradezu von einer Renaissance der Engel sprechen. Es ist merkwürdig. Wo die traditionelle Religion immer schwächer wird, so dass man geradezu von einer allgemeinen Verdunstung des Glaubens gesprochen hat, erscheinen plötzlich überall Engel auf der Bildfläche als sprössen sie wie Pilze aus dem Boden. Überall kann man Engelsfiguren und Figürchen kaufen – vom Schlüsselanhänger bis zur kostbaren Porzellanfigur. Massenhaft Bücher über Engelthemen werden in den Buchhandlungen angeboten. Überall Engel.
Auch in den Weihnachts – u. Adventgeschichten tauchen sie auf. Diese Engel gehören zu den Bildern unserer Kindheit.
Der Verkündigungsengel kommt zu Maria. Ein anderer Engel erscheint dem Zacharias, Vater von Johannes dem Täufer. Wieder ein anderer erscheint dem Josef im Traum, um die Hl. Familie vor dem Schlimmsten zu bewahren. Tausende Engel sind in der Nacht von Bethlehem unterwegs, um den Menschen Frieden zu wünschen und zu singen und um Gott zu loben.
Aber die Menschen wünschen sich auch offensichtlich Engel als Begleiter.
Bei den Taufen gibt man Kindern einen Bibelvers als Lebensvers mit. In 9 von 10 Fällen haben sich Eltern in den letzten Jahren bei mir den Vers aus dem 90. Psalm für ihre Kinder gewünscht: Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie Dich behüten auf allen deinen Wegen.
Man wünscht sich Engel als Schutzmächte, Schutzengel eben.
Anselm Grün, ein Benediktinerpater, ist auf die Idee gekommen, Engel mit allen möglichen Werten zu verbinden. Da gibt es den Engel des Friedens, der Versöhnung, der Gerechtigkeit, der Freude u.s.w. So werden die Werte personifiziert. Sie bekommen eine Gestalt. Sie rücken uns näher.
Auch in der jüdischen Religion und im Islam spielen die Engel eine große Rolle.
Was sind das eigentlich für Wesen – und warum brauchen die Menschen sie so sehr und so gerne?
Das Wort Engel heißt „Bote“. Engel sind Boten und sie haben eine Botschaft. Engel kommen also irgendwo her und sie bringen etwas irgendwo hin. Von da nach da. Engel sind Mittlergestalten. Es sind Zwischenwesen. Sie stehen zwischen Gott und den Menschen aber nicht als Trennende oder Verdunkelnde, sondern als Vermittelnde, als Verbindende.
Sie vermitteln etwas von Gott. Es fließt etwas von Gott durch sie hindurch. Und sie begleiten den Menschen mit ihrer Botschaft auf seinem Weg.
Kann Gott das nicht auch alleine? Natürlich kann er – und das tut er auch. Aber die Menschen sind viele. Millionen über Millionen. Sie möchten das Gefühl haben, ganz persönlich gemeint zu sein und ganz individuell begleitet zu sein. Dabei hilft ihnen der persönliche Engel. Mein Engel sozusagen!
Also Engel – das sind Kräfte und Mächte Gottes, aber in vielfältiger ganz persönlicher Form, so wie es der Einzelne braucht. Wie es für ihn gut ist. Das ist nicht bei jedem das Gleiche. Es ist verschieden. Deshalb gibt es mindestens so viele Engel wie es Menschen gibt.
Aber wie spürt man nun seinen Engel? Was sagt er mir denn? Welche Botschaft hat er für mich?
Vor einigen Jahren ist in Amerika ein Buch erschienen, das schnell zu einem Bestseller wurde und dann auch bald verfilmt wurde. Es heißt: Der Pferdeflüsterer. Darin erzählt ein Mann, wie er durch geduldiges und vorsichtiges Flüstern ins Ohr von Pferden diese armen Tiere geheilt hat. Sie waren durch schlechte Behandlung, falsches Zureiten, durch Quälerei oder was auch immer ganz traumatisiert, verwundet und verletzt worden. Er hat ihnen das Richtige eingeflüstert. Er hat sie durch Flüstern zurechtgerückt, so dass sie gesund, heil werden konnten.
Ich möchte nun einmal behaupten: Engel – das sind Menschenflüsterer.
Fast alle Menschen sind auch durch falsche Behandlung, durch böse Erlebnisse, durch Lebensgeschick traumatisiert, verwundet, verletzt worden. Und genau wie die Pferde, so entwickelt auch ein jeder Mensch seine eigene Strategie sich zu schützen.
Zum Beispiel: Viele reden nur noch, damit sie gar nicht mehr erst hören müssen, was ein anderer sagt. Andere sehen das ganze Leben nur in ihren eigenen ganz engen Verständnisschienen und können nichts mit den Augen anderer sehen. Sie haben so nur ihr eigenes enges Bild von der Welt und halten das für das wahre und einzige.
Andere sind eingebildet und stolz und kreisen nur um sich, stehen über allem und allen.
Wieder andere sind aggressiv, stachelig und igelig. Manche sind empfindlich, vor allem, wenn man ihnen etwas sagt. Für das, was sie anderen zumuten, haben sie viel weniger Sensibilität.
Alles das sind Taktiken, mit denen sich einzelne zu schützen versuchen. Sie meinen, dass wären die Wege, die etwas in der Welt oder für sie selbst besser machen könnten.
Aber es stimmt nicht!
Manchmal in lichten Momenten wundern wir uns ja, dass gar nichts besser wird – auch wenn ich mich noch so bemühe. Ganz im Gegenteil: Je älter ich werde, desto schlimmer wird es. Meine Strategie ist eben keine Lösung. Sie ist gar kein Weg, eher ein Holzweg, auf dem ich da gehe.
Genau da kommen nun die Engel ins Spiel. Sie flüstern uns beharrlich die Wahrheit ins Ohr. Das tun sie nicht böse oder strafend oder anklagend. Sie tun es nur so, dass wir es annehmen können – vorausgesetzt wir hören sie. Vorausgesetzt wir hören überhaupt hin und sind nicht nur mit unserem Eigenen beschäftigt.
Wir brauchen eine wirkliche Sensibilität für die Engel. Ohne eine Bereitschaft zu hören und zu sehen, hören wir von ihnen gar nichts. Wenn wir nicht aufhorchen, bleiben wir in unseren bekannten Kreisläufen gefangen bis zum bitteren Ende. Es kommt immer wieder im Leben das Gleiche, ob wir in Deutschland sind, oder in der Türkei, Im Himmalaja oder auf Bali – ganz egal.
Erst wenn wir auf die Engel hören, beginnt sich etwas zu ändern, werden wir gesund, voll, ganz, heil.
Engel sind Menschenflüsterer. Sie können in 1000 verschiedenen Gestalten zu uns kommen und in vielen Worten und Sprachen zu uns sprechen. Wenn wir wissen, dass das, was ich da höre, stimmt, und wenn wir ganz getroffen und betroffen sind – dann ist es ein Engelswort. Wir merken es schon.
Aber bloß nicht zu schell! Ganz vorsichtig damit! Es gibt auch falsche Einflüsterungen! Wir betrügen uns auch gerne selber, weil wir es gerne bequem und leicht haben. Wir hören nur zu gerne auf die leichten Wahrheiten. Aber die Wahrheit ist nicht leicht und schon gar nicht bequem.
Aber nur sie lohnt sich.
An den nächsten Adventssonntagen wollen wir noch einmal auf einige Engelsbotschaften hören. Was sagt der Engel z.B. dem alten Zacharias und der alten Elisabeth? Und was sagt er der jungen Maria ins Ohr? Was sagen und singen die Engel in der Heiligen Nacht auf den Feldern? Sie haben alle etwas in die Ohren zu flüstern – auch uns.
Das Wichtigste aber ist, was mein Engel mir sagt. Er ist ein Menschenflüsterer. Er sagt mir das Wichtigste und Richtigste für mein Leben.
Es wäre schade, wenn ich das immer überhören und verpassen würde, nur weil ich nicht richtig hinhöre oder keine Zeit für ihn habe.
AMEN

Freitag, 28. November 2008

Bericht über Arbeitsschwerpunkte in der Christlichen Gemeinde Alanya 2008

Jahresbericht 2008 über die Arbeit der Christlichen Gemeinde deutscher Sprache in Alanya zur Vollversammlung des St. Nikolaus-Vereins am 27.11.08 in Antalya

Für die Arbeit der Christlichen Gemeinde in Alanya schälten sich im Jahr 2008 drei Schwerpunkte heraus:
Die Akzeptierung des Gottesdienstraumes im Keller des Städt. Kulturzentrums auf mittelfristige Zeit und die Gottesdienst-würdige Ausgestaltung des Raumes.
Aufbau einer Gemeindearbeit im Zentrum der Norwegischen Seemannskirche „Det Norske Hus“.
Aufbau einer Gemeindestruktur für die Christliche Gruppe Alanya im St. Nikolaus-Verein.
I
Die Gemeindegruppe hat den Gottesdienstraum angenommen. Es bleiben Beschwerden wegen der Kellerlage, ungewöhnlich feuchter Wärme, mangelnder Belüftung und Klimatisierung während der Sommermonate und wegen mäßiger Akustik.
Der Raum bleibt ein Provisorium.
Es wurden angeschafft:
Ein neuer Bodenbelag im Altarbereich
Ein roter Vorhang für die Altarwand
Ein Ambo
Ein runder Altartisch
Ein Ständer für die Osterkerze bzw. Adventskranz
Ein viereckiger Sakristeitisch
Verschiedene Altardecken
Alle Gegenstände wurden aus früheren Kollekten und einer zweckgebundenen Einzelspende finanziert.
Ein Altarkreuz, ein Ikonenkreuz, Abendmahlsgeräte und Kerzenteller aus Onyx wurden gestiftet.
In den Monaten April – September zahlte die Gemeinde aus den Kollekten einen Mietpreis von 20 Lira(10 Euro) pro Gottesdienst an das Kulturhaus.
Mit der neuen Ausstattung wurde ein würdigerer Gottesdienstraum geschaffen, in dem die Gemeinde sich relativ wohlfühlt und sich zahlreich (ca 30-90 Personen) zum Gottesdienst versammelt. Auch die niederländische, norwegische und finnische Gemeinde benutzt den Raum.

II
Seit September 2008 kann die Gemeinde das Norwegische Kulturzentrum (Seemannskirche) am Montagvormittag und Dienstagnachmittag nutzen. Sie zahlt dafür 200 Lira monatlich Miete.
Am Montagvormittag finden verschiedene Gesprächsrunden und – bisher einmalig – ein Gemeindefrühstück mit ca 35 Teilnehmern zu dem Thema „Vorurteile zwischen Deutschen und Türken“ statt.
Dienstagnachmittag findet regelmäßig als Treffpunkt ein Gemeindecafe mit 25 – 40 wechselnden Besuchern statt.
Außerhalb der festen Zeiten fand am Samstag, den 22.11. von 15 – 18 Uhr ein 1. Gemeindefest statt mit ca. 100 Besuchern.
Die Arbeit trägt sich selbst aus Spenden, es bleibt sogar ein Überschuss für Anschaffungen.

III
Zu einer ordentlichen Gemeinde (auch im St. Nikolausverein) gehören eine Leitungsstruktur und eine solide wirtschaftliche Grundlage.
Deshalb wurde als internes Leitungsgremium ein Gemeindebeirat installiert, der aus den gewählten Funktionsträgern des Nikolausvereins und hinzu berufenen Gemeindegliedern besteht.
Die Gründung eines losen Freundeskreises mit Spendenselbstverpflichtung zur materiellen und ideellen Unterstützung der Kirchenarbeit wird noch kontrovers diskutiert. Die Richtung ist angegeben, aber der Zeitpunkt, sie einzuschlagen ist noch nicht reif.

Pfarrer i.R. Rainer Wutzkowsky

Montag, 24. November 2008

Predigt vom Ewigkeitssonntag am 23.11.2008 in Antalya

Predigt über TOD und LEBEN

Liebe Gemeinde,
dieser letzte Sonntag im Kirchenjahr ist in Deutschland ein sehr geprägter Sonntag. Evangelischerseits wird er auch Totensonntag genannt – und man geht wie an Allerheiligen zu den Gräbern. Da der Tod aber in der Kirche nicht das letzte Wort haben soll, hat man diesen Sonntag auch Ewigkeitssonntag genannt. Und Ewigkeit hat wieder viel mit dem „Jüngsten Gericht“, dem Endgericht zu tun – und das führt uns zu Christus, dem Weltenherrn und König. So heißt dann katholischerseits dieser Sonntag auch „Christkönigsfest“.
Das alles gibt uns nun für heute unser Thema vor: Tod und Leben – und Christus, der der Herr über Tod und Leben ist.
Tod und Leben –wir meinen immer, das seien zwei ganz verschiedene Dinge. Die existierten gewissermaßen nebeneinander: Solange das Leben ist, ist kein Tod. Und wenn der Tod ist, ist kein Leben mehr.
So haben das auch die antiken Philosophen schon gesehen. Was regt ihr euch über den Tod auf? - sagt Heraklit. Solange das Leben ist, ist er nicht. Wenn ihr aber tot seid, lebt ihr nicht mehr. Also beunruhigt euch nicht. Was kümmert das eine das andere?!
Aber so einfach ist das nicht. So säuberlich kann man beides im wirklichen Leben nicht trennen. Das ist nur Theorie, Philosophie eben. Die Gedanken kann man so vielleicht beruhigen, die Gefühle aber nicht.
Christlicherseits müsste man sogar sagen, beides steht nicht nebeneinander, sondern beides gibt es immer nur ineinander: wo Tod ist, da ist auch Leben, und wo Leben ist, da ist auch Tod. Dieses Ineinander müssen wir tiefer bedenken.
Zu den wichtigsten Fragen des Menschen gehören diese beiden: Woher komme ich? Wohin gehe ich?
Keiner ist zufrieden mit dem, was er hier lebt oder erlebt. Jeder fragt irgendwann und irgendwie im Leben einmal darüber hinaus. Und da stößt er nun an Grenzen – und manchmal sind diese wie Mauern, ohne Durchlass, ohne Tor.
Was war vorher? Was kommt danach?
Keiner weiß es, aber alle spekulieren und möchten gerne mehr wissen.
Gibt es wirklich kein Loch in dieser Mauer? Kein Tor?
Doch, denke ich. Es gibt eines. Einmal heißt es Geburt und einmal Tod.
Dabei ist nun den Menschen immer aufgefallen, wie ähnlich beides ist, obwohl es oberflächlich gesehen ja als das genaue Gegenteil erscheint.
Viele sagen: Neugeborene Kinder sehen oft richtig alt aus. Sie sind runzelig, verfleckt – als kämen sie aus einem langen Leben. Als wäre ihre Seele schon alt, auch wenn sie gerade eben erst neugeboren ist.
Und andrerseits: Oft fällt auf, dass Tote ganz friedlich und ruhig, fast zufrieden und lächelnd aussehen, als wären sie nach einem schweren Kampf ruhig und erholt, wie neugeboren.
Könnte es nicht sein, dass beides – Geburt und Tod – wie e i n Tor ist, durch das man von der Ewigkeit ins Leben und aus dem Leben in die Ewigkeit tritt? Die Zeichen davon sehen wir am Leib. Die Geburt zeichnet den Menschen wie der Tod. Und der Tod zeichnet den Menschen wie eine Geburt zu einem neuen Leben.
Nun soll es uns heute aber in besonderer Weise nur um das eine Tor, den Tod gehen.
In der katholischen Kirche gibt es die Vorstellung vom Fegefeuer. Das ist eine Art Reinigungsfeuer. Jeder Mensch muss durch dieses Feuer hindurch, damit er wie Silber im Feuer von Schlacken befreit wird. Damit er rein ist, so wie Adam und Eva im Paradies rein waren.
Ich glaube, dass für jeden Menschen schon der Tod selber wie eine Art Fegefeuer ist. Jeder muss da hindurch, um alle Last des Lebens los zu werden. Er muss a l l e s loslassen: das Schöne und Gute, alles Erworbene, jeden Besitz. Nichts kann er mitnehmen. Das Totenhemd hat keine Taschen, sagen wir. Aber er muss auch loslassen, was ihn belastet, was seine Seele schwer macht, alle Schuld, alles Versagen, alles, was auf ihm liegt, alles, was im Leben unvollendet, Fragment geblieben ist. Er soll praktisch ohne Gewicht, ohne Last auf die andere Seite gehen. Deshalb hat sich Franziskus – wie man erzählt – zum Sterben nackt auf den Erdboden legen lassen. Er hat alles losgelassen. Er war frei und gereinigt. So ist er durch den Tod hindurchgegangen. Er nennt ihn Bruder, Bruder Tod.
Dieses Loslassen nennen wir in der Regel “Todeskampf“. Wir hängen am Leben und an allem, was es bietet. Das soll auch so sein. Das ist menschlich. Und trotzdem müssen wir lernen, los zu lassen.
Wie bei allem im Leben schaffen es einige Menschen besser und andere tun sich schwerer damit. Es hängt auch davon ab, was man im Leben vorher schon eingeübt hat. Ob man nur zu sehr festhält oder auch schon hier im Leben ganz bewusst los gelassen hat.
Eines steht fest: an dem letzten Loslassen kommt niemand vorbei! Durch das Nadelöhr des Todes müssen wir ja alle. Also ist es gut, sich darauf vorzubereiten. Wir tun uns so schwer damit, weil wir nicht wissen, was uns auf der anderen Seite erwartet. Deshalb haben wir manchmal Angst davor – und Angst lässt festhalten. Das sehen wir schon an kleinen, ängstlichen Kindern, die sich an ihre Eltern klammern.
Was auf der anderen Seite ist, w e i ß ich auch nicht. Aber ich habe eine Hoffnung, einen Glauben, ein begründetes Vertrauen:
Am vorigen Wochenende war ich in Istanbul. Dort steht – direkt hinter der alten Stadtmauer – eine alte byzantinische Kirche. Die Chorakirche, heute ein Museum. Sie enthält herrliche Mosaiken und wunderbare Fresken, die man unter alten Verkleisterungen gefunden und wieder hervorgeholt hat. In einer Seitenkapelle sieht man auf einem großen Fresko, wie ein starker, kräftiger Christus – fast als hätte ihn ein Michelangelo 300 Jahre vor seiner Zeit gemalt – zu seiner Rechten Adam und zu seiner Linken Eva aus ihren Gräbern reißt. So zieht Christus alle Menschen durch Tod und Grab. Er zieht sie mit Macht und großer Gebärde daraus hervor ins Leben hinein. Er reißt ins Leben.
Das ist der Christus-König vom Jüngsten Gericht.
So glauben wir: Dass wir durch Tod und Grab hindurch ins Leben gehen. Christus reißt uns hindurch. Der Tod ist nur die schmerzliche Gestalt einer neuen Geburt.
AMEN

Mittwoch, 19. November 2008

Neues von der Presse

In der letzten Sonntagszeitung der Faz (vom 16.11.08) steht ein Artikel über die "Deutsche Kolonie" in Alanya. Auch unsere Christliche Gemeinde wird erwähnt.

Dieser Artikel ist - wie gewohnt - etwas klischeehaft geraten. Ich weiss gar nicht, ob es den erwähnten "Rudi aus Bottrop" und seine Frau Gisela wirklich gibt, oder ob sie nur virtuelle Klischeefiguren sind, über die man an einem nebligen Novembersonntag in Deutschland hinter dem Ofen eben gerne liest.

Trotzdem ist der Artikel auch nicht ganz falsch. So sieht man von aussen eben manches und manche wirken auch von aussen eben so. Der Artikel hält uns also einen Spiegel vor - auch wenn der karikaturhaft verzerrt, wie in manchen Geschäften, wo die Spiegel dicker oder dünner machen.

Ich habe zu dem Artikel "Sommer, Sonne, Fettgeruch" einen Leserbrief an die FAZ geschrieben.Weil ich nicht sicher bin, ob sie ihn auch abdruckt, stelle ich ihn schon einmal in diesen Blog.

Leserbrief zu Ihrem Artikel „Sommer, Sonne, Fettgeruch“ in Nr. 46 vom 16.11.08

Über Integration von Türken und Deutschen im jeweiligen Ausland müsste man natürlich viel differenzierter berichten als das ein Sonntagsartikel tun kann.
Auch d e n deutschen Rentner gibt es natürlich nicht – sogar nicht in Alanya.
Zu schnell kommt man daher wohl auf die längst bekannten Vorurteile über „Rudi aus Bottrop“ an der türkischen Riviera, oder zankende Alte im „Seniorenheim“ Alanya an der Sonnenküste. Es gibt hier wirklich auch noch genügend andere.
Viel interessanter aber sind die letzten Sätze in Ihrem Artikel:…die Deutschen begnügen sich mit Gottesdienst im Kellerloch …
Die Türken mussten sich ja auch lange genug in Deutschland mit Hinterhof-Moscheen begnügen. Wenn jetzt endlich schöne Moscheen gebaut werden, dann, weil viel Geld unter Türken dafür gesammelt wird.
Interessant wäre es, zu sehen, was hier in der Türkei geschehen würde, wenn Christen in der Türkei und in Deutschland auch Geld für nur e i n e Kirche zusammenbringen könnten,- denn eine schöne Kirche hätten wir hier nur zu gerne. Aber dazu reicht die Kraft des Christentums wohl nicht mehr aus. Weder in Deutschland noch bei den „reichen“ Rentnern hier.
Sie haben übrigens vergessen zu schreiben, dass wir als Christliche Gemeinde in dem Keller, der uns freundlicherweise von den türkischen Behörden zur Verfügung gestellt wird, trotz alledem eine Menge gegen borniertes Verhalten von Deutschen im Ausland und den allgemeinen spirituellen Verfall unserer Landsleute tun können.
Das ist doch auch schon was – und viel anders hat das Christentum vor 2000 Jahren hier in der Türkei auch nicht angefangen.
Mit freundlichem Gruß
Pfarrer i.R. Rainer Wutzkowsky in Alanya

Darüber sprechen müsste man!

Montag, 10. November 2008

Predigt über Matth.5, 6 u.10 GERECHTIGKEIT

Predigt über Matth. 5, 6 u. 10: Die Gerechtigkeit

Liebe Gemeinde,
heute hören wir zum letzten Mal auf einen oder besser auf zwei Sätze aus den Seligpreisungen Jesu. In den letzten Wochen sind wir an diesen Sätzen entlanggegangen, die uns einen Weg zum Leben zeigen.
Viele Menschen sind hier in der Türkei, weil sie gut und gerne leben wollen. Die Touristen sind hier, weil sie sich erholen wollen. Menschen, die sich hier niedergelassen haben, sind hier, weil die Sonne länger und wärmer lacht als in Deutschland – und weil das Leben günstiger ist als zuhause. Für`s gleiche Geld kann man sich mehr erlauben. Das Leben hier tut gut, man fühlt sich wohl.
Aber irgendwann merken wir: das ist nicht alles. Das kann nicht alles sein. Ich karikiere: Nur am Strand zu liegen, ist auf die Dauer auch langweilig. Nur auf der Atatürk hin und her zu laufen, ist auch nicht so prickelnd. Auch alles Neue oder die Neuen sind ja doch nur immer wieder die Alten. Essen alleine reicht nicht – und T-Shirts habe ich jetzt schon ein Dutzend und mehr. Es reicht.
Leben allein reicht nicht zum Leben.
Deshalb haben wir uns in den letzten Wochen mit der Einfachheit, mit der Trauer über Verpasstes und Verlorenes, mit Barmherzigkeit, Milde, Friedenskraft, mit dem reinen Herzen und dem armen d.h. freien Geist beschäftigt. Das sind andere Werte zum Leben. Durch sie bekommt das Leben mehr Tiefe. Das ist eine andere Welt.
Heute geht es um ein letztes Thema. Zwei Sätze sogar behandeln diesen Wert in den Seligpreisungen. Er muss Jesus in besonderer Weise wichtig sein.
Es ist die Gerechtigkeit.
In der 4. Seligpreisung – also mittendrin – sagt er:
Glücklich sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.
Und in der 8.Seligpreisung – in der letzten – schließt er:
Glücklich sind die um der Gerechtigkeit willen verfolgten, denn ihnen gehört das Himmelreich.
Da hat jemand also etwas nicht. Deshalb hungert und dürstet er oder sie danach. Wenn man genug gegessen hat, ist man satt. Aber das gilt nur für den Hunger. Beim Durst gibt es kein entsprechendes deutsches Wort für „satt“. Wie sagt man das, wenn jemand genug getrunken hat? Die Alkoholiker machen vielleicht Witze darüber,- aber lustig ist es ja nicht. Die spirituellen Menschen wissen, dass Durst nicht „gesättigt“ werden kann. Durst bleibt immer – und d.h. ich bleibe auf dem Weg. Ich suche weiter. Deshalb soll man sich auch in dieser Suche einsetzen bis hin zur Verfolgung. Dann – sagt Jesus – erst dann gehört ihnen das Himmelreich.
Mein Haus ist mein Himmelreich, mein Auto, mein Urlaub, meine Frau oder mein Mann – sagen wir wie in der Werbung. Jesus sagt in der 1. Seligpreisung: Wer frei im Geiste ist, wer sich nicht abhängig macht von den Meinungen anderer, wer nicht zum Knecht von Dingen wird – Haus, Auto, Pferd, Boot etc. – dem gehört das Himmelreich. Und jetzt am Ende der Seligpreisungen sagt er: Wer sich bis zur Verfolgung einsetzt, der wird satt, der wird erfüllt, der findet das Leben, dem gehört das Himmelreich.
Aber – jetzt habe ich lange genug um den heißen Brei herumgeredet: Wonach geht denn der Hunger und der Durst? Wofür sollen wir uns denn einsetzen, wenn es sein muss bis zur Verfolgung?
Für die Gerechtigkeit! Gerechtigkeit – das ist unser heutiges Thema.
Gerechtigkeit – das ist zunächst einmal ein großer Begriff. Die Philosophen haben versucht, ihn zu ergründen. Für die alten Griechen war die Gerechtigkeit eine der vier Grund – o. Kardinaltugenden neben Klugheit, Mäßigung und Tapferkeit. Aber was ist Gerechtigkeit?
Gerechtigkeit herrscht dann, wenn die Welt im Lot ist. Wenn die Waage stimmt. Wenn alles ausgeglichen ist. Wenn nichts Ungleichgewichtiges die Ordnung oder Ausgewogenheit stört.
Einige Beispiele aus der letzten Zeit:
Wenn die einen alles haben oder vieles und die anderen nichts oder kaum etwas, dann ist keine Gerechtigkeit.
Wenn die einen ihr Erspartes oder ihre Rente verlieren oder darum fürchten müssen, die Banker aber, die dafür verantwortlich sind, große Abfindungen oder Boni bekommen, dann ist keine Gerechtigkeit.
Wenn einer oder eine immer im Rampenlicht steht und das große Wort führt, und ein anderer immer im Schatten sitzt und nicht zum Zuge kommt, dann ist keine Gerechtigkeit.
Dabei muss es gar nicht so extrem sein. Schon kleinere Ungleichheiten empfinden wir als große Ungerechtigkeit. Manche Menschen sind da sehr empfindlich und reagieren sofort.
Überhaupt spielt das Subjektive, das Persönliche eine große Rolle. Gerechtigkeit ist nichts Abstraktes. Immer kommt es darauf an, wie ich es empfinde. Gerechtigkeit ist nicht für alle das Gleiche. Man muss m i r gerecht werden, dann fühle ich erst die Gerechtigkeit. Mit gleichem Recht muss man dann aber auch dem anderen gerecht werden oder der ganzen Welt, den Tieren, dem Meer, der Luft – sonst ist Ungerechtigkeit. Dann ist keine Ordnung da, dann ist die Ordnung und das Leben gestört, dann leiden die Menschen und hungern und dürsten nach Gerechtigkeit.
Wir spüren, wie schwer, ja fast unmöglich es ist, jedem gerecht zu sein oder zu werden, Gerechtigkeit zu suchen oder zu verwirklichen. Wir haben ein ganz feines Gespür dafür. Wir spüren, wo und wie die Welt nicht in Ordnung ist, wo sie aus dem Lot ist. Wir leiden darunter und sehnen uns.
Ich glaube, dass Barack Obama am letzten Dienstag mit einer solchen Sehnsucht bejubelt wurde, weil die Menschen in ihm fast einen Messias sehen, der allem gerecht werden soll, um so Gerechtigkeit herbeizuführen. Zugleich wissen wir, dass das einen einzelnen immer überfordern muss.
Damit das alles nun nicht etwa willkürlich wird und jeder wohl nur seinen eigenen großen Egoismus als neue Gerechtigkeit ausgibt, fehlt noch etwas ganz Wichtiges. Wir müssen nicht nur uns oder dem Menschen im allgemeinen gerecht werden. Wir müssen vor allem Gott gerecht werden. Sein Wesen ist der 1. Maßstab für das, was auf unserer Erde alleine Gerechtigkeit sein kann. Wenn Gott z.B. die Liebe ist, kann auf der Erde nicht mit Gewaltsamkeit Gerechtigkeit hergestellt werden. Gerechtigkeit verlangt dann, dem Wesen Gottes zu entsprechen. Es muss die Liebe sein, die weiterführt.
Jesus rückt mit unserem Stichwort deshalb noch einen wichtigen Gesichtspunkt in den Blick. Er sagt, dass wir uns für die gerechte Sache einsetzen sollen – bis hin zur Verfolgung. Viele jammern nur und klagen, dass alles so schlimm und ungerecht ist. Jesus sagt: ihr müsst auch etwas tun! Dann gehört euch der Himmel. Erst dann. er fällt nicht vom Himmel, sondern baut sich in dem Maße auf, wie ihr die Gerechtigkeit findet und sie wirklich lebt. Jesus schickt uns also auf die Suche. Wir müssen nur unserem innersten Empfinden nachgehen und mit anderen darüber ins Gespräch kommen, dann finden wir den Weg, die Spur zu größerer Gerechtigkeit. Nicht sofort die ganze Gerechtigkeit, aber die größere als die, die wir jetzt haben.
Also: Was ist Leben? Wirkliches Leben?!
Nicht nur sitzen und labern, sich selbst und andere volllabern. Nicht nur Essen und Trinken. Nicht Gegenstände auf Gegenstände häufen, bis wir daran ersticken, sondern unter allem den wirklichen Hunger und Durst entdecken. Spüren, wo die Welt ungerecht ist, wo sie oder ich darunter leiden, wo der Segen schief hängt, - es benennen und anders handeln,- selbst wenn man uns dafür mit Böswilligkeit verfolgt oder schmäht.
Denen gehört das Himmelreich. Und: ohne Himmel können wir wirklich nicht leben. Erde allein ist zu wenig.
AMEN

Sonntag, 2. November 2008

PREDIGT über Matth. 5,9 vom 2.11.08

Predigt über die 7. Seligpreisung Matth.5,9

Liebe Gemeinde,

wenn man Menschen – zumal ältere – nach ihren sehnlichsten, wichtigsten Wünschen für sich selbst, für andere und für die Welt fragt, bekommt man zumeist diese beiden genannt: Gesundheit und Frieden.
Wenn man tiefer in diese beiden Wünsche hineinhorcht, spürt man, dass sie zusammengehören: Wenn Gesundheit nicht nur körperlich zu verstehen ist – Unversehrtheit des Leibes -, sondern auch seelische Gesundheit meint, dann gehört auch Zufriedenheit, zu-Frieden-gekommen-sein dazu,- und das strahlt in die Welt aus, das schafft auch Frieden in der Welt. Gesundheit und Frieden hängen also zusammen. Frieden kommt aus Gesundheit. Aus Krankheit kann kein Frieden wachsen. Gesundheit und Frieden sind die wichtigsten Wünsche, die Menschen haben. Ohne Gesundheit und Frieden ist alles andere nichts.
Aber so eingerichtet ist die Welt nun mal eben nicht. Sie ist weder gesund noch friedlich. Da sind nicht nur Krankheiten, die das Leben schwer machen und die zu großen Sorgen, zu Kummer und Angst führen, da sind auch innere Verwundungen, die das Leben oder den Körper ausbluten lassen bis hin zur Erstarrung oder zum Tode, wie bei den beiden Frauen, von denen wir im heutigen Evangelium gehört haben. (Matth.9,18ff)
Und: Krankheiten und Verwundungen innerer und äußerer Art bringen Unfrieden in die Welt. Von den großen kriegerischen, terroristischen Auseinandersetzungen bis hin zu den kleinen Stellungskriegen im Alltag, in den Familien und manchmal sogar in uns selbst. Manche Menschen führen Krieg mit sich oder gegen sich selbst, weil sie ewig unzufrieden mit sich sind. Immer sind Krankheiten, Fehlentwicklungen, Verwundungen die Ursache für jede Friedlosigkeit.
In diese kranke, unheile, friedlose Welt spricht Jesus nun ein Wort, das wie Balsam klingt, wenn wir es nur richtig anzuwenden wüssten:
Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne und Töchter Gottes heißen.
Martin Luther hat hier Friedfertige übersetzt. Das ist nicht falsch , aber auch nicht ganz richtig. Um friedfertig zu sein – also von einer friedlichen Wesensart oder Gesinnung sein – muss man zunächst einmal Frieden gemacht, aktiv Frieden geschlossen haben. Erst wenn man etwas dafür tut, kann man so auch sein. Von Natur aus allein ist der Mensch nicht friedfertig, sondern in Aufwallung, Aufregung, eher ohne Frieden und Zufriedenheit.
Wie stiftet man aber nun Frieden – und zwar mit sich selbst und mit anderen, und wie bringt man Frieden in die Welt? Das ist eine wichtige Frage.
Ich denke mir, dass wir alle das wohl wollen. Jeder hätte es gerne so. Deshalb wünschen wir es uns ja.
Aber warum vergessen wir es dann immer wieder? Warum übermannt uns immer wieder ein zänkisches Wesen oder geradezu eine Freude an Rachsucht – eben all`das, was nicht zum Frieden führt?!
Es hat keinen Zweck, wenn man hohe Ideale errichtet und hinter ihnen herläuft, und sich selbst mit all`seinen Begrenzungen, Fehlern und Verwundungen, mit seinen Krankheiten nicht mitnimmt.
Statt also nach oben zu schauen auf das Ganz-Gesunde, das Schöne und Edle, auf das Heile oder auch auf den ewigen Frieden, sollten wir eher nach unten, auf uns selber schauen und uns ein Stückweit aushalten und annehmen. Da sind wir mit all`unseren Lebensbrüchen, mit Verletzungen von Kindheit an, mit Unzufriedenheiten seit langem – und wir können nichts daran ändern, weil uns die Kraft dazu fehlt oder weil es gar nicht alleine von uns abhängt, beim besten Willen nicht.
Erst wenn ich das akzeptiere, merke ich, dass ich das in Wirklichkeit ja gar nicht bin. Das ist nur wie ein Gewand, das von einem unglücklichen Schicksal über mich gestülpt worden ist. Im Herzen bin ich ganz anders. Eigentlich will ich ja auch etwas ganz anderes. Und das, was ich will, ist wirklich gut.
Erst wenn ich meine Schatten gesehen habe und mich mit ihnen ausgesöhnt habe, kann ich aus meinem Herzen heraus neu leben. Das heißt Frieden-stiften, Frieden-machen. Zuerst mit mir – und dann kann ich in die Welt gehen.
Wir vergessen immer wieder, dass der Weg so verläuft. Wir hätten ihn gerne leichter, ohne Umweg. Wir hätten gerne den Frieden, ohne erst durch den friedlosen Menschen hindurchgehen zu müssen, um ihn zu überwinden. Aber das geht nicht. Erst müssen wir durch all`die harten Schalen, die um uns gelegt sind, hindurchbrechen, bevor wir aus dem echten, wahren und weichen Kern leben können.
Die das tun, die nennt Jesus Gottes-Söhne und Gottes-Töchter. Er meint damit nicht Gottes-Kinder, die klein und unmündig sind, sondern erwachsene, voll ausgereifte Söhne und Töchter. Menschen, die wirklich selbständig etwas tun, die den Frieden voranbringen, die wissen, dass sie eine friedliche Aufgabe haben, die an sich arbeiten, um erwachsen zu werden.
Auch dafür gibt es nun Regeln. Diese darf man nicht mit fordernden Gesetzen verwechseln. Diese Regeln kommen aus dem Herzen, wenn man einmal durch alle Verwundungen und Panzerungen bis zu ihm vorgedrungen ist.
Ich möchte Ihnen heute sieben solche Regeln nennen.
Voriges Jahr um diese Zeit war ich zum ersten Mal auf der Wartburg bei Eisenach in Thüringen. Die Wartburg ist nicht nur Luthers Zufluchtsort gewesen, sondern auch die Heimat der Hl.Elisabeth lange vor Luther. Diese Frau war eine Friedensstifterin und aus ihrem Handeln kann man einen Extrakt ziehen. Das sind die sieben Regeln, sieben Rosen, die aus einem heilen Herzen kommen.
Erste Regel: Du gehörst dazu.
Niemand darf ausgegrenzt werden. Jeder hat ein Recht dazusein und zur menschlichen Gemeinschaft zu gehören. Dieses Recht darf man niemanden streitig machen. Keiner ist wichtiger als der andere. Keiner soll sich wichtiger nehmen als der andere.
Zweite Regel: Ich höre dir zu.
Statt mit allzuviel Gerede einen Schutzwall zwischen sich und dem anderen aufzurichten, versuche ich dich erst einmal zu verstehen. Ich höre zu und lasse dich an mich heran.
Dritte Regel: Ich rede gut über dich!
Über das Schlechte rede ich nicht. Ich verschweige es. Aber die guten Seiten nehme ich wahr und benenne sie.
Vierte Regel: Ich gehe ein Stück Weg mit dir.
Nicht nur reden, sondern auch etwas gemeinsam tun. Manchmal lernt man den anderen dann ganz neu und anders kennen.
Ich teile mit dir
Ich besuche dich
Ich bete für dich –
das sind die weiteren Regeln. Die Wichtigsten aber sind für mich die ersten vier. Diese sollten wir einüben. Eine Gemeinde ist ein Experimentierfeld.
Stellen wir uns das nur einmal vor: Jeder redet nur noch gut über den anderen. Wie still das auf einmal in Alanya würde! Das Schlechte sagt man nur persönlich unter vier Augen, oder man behält es eine Weile für sich, bis es sich von alleine aufgelöst hat. Besser schweigen als schlecht reden.
Dann käme Frieden in unsere kleine Welt – und wir würden wirklich Söhne und Töchter Gottes heißen.
AMEN

Neuer Altar und Marienfigur




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