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Sonntag, 19. Juli 2009

Gemeindefahrt mit biblischen Hintergrund und Wellness – Anteilen.

Vom 8. – 12. Juni 2009 waren 30 Mitglieder unserer Gemeinde in Antalya und Alanya auf den Spuren der Offenbarung des Johannes unterwegs. Insbesondere die Sendschreiben an die Gemeinden in Laodicea, Philadelphia und Sardes standen im Mittelpunkt dieses Unternehmens. Außerdem wurde der Ruinenhügel von Kolossäa besucht mit der Erinnerung an den Brief aus dem Neuen Testament an die dortige Gemeinde der frühen Christenheit.
Aber auch das körperliche Wohnbefinden kam nicht zu kurz. Wir wohnten in einem Badehotel mit eigenen Thermen in Pamukkale, deren heilende Kräfte weltbekannt sind.
Eine Fahrt für Leib, Seele und Geist. Pfarrer Weingärtner fasste in seiner Schlußandacht seine Erfahrungen zusammen.

Einsammeln ereignisreicher Tage

So nenne ich es gelegentlich, wenn ich nach erfüllten und teilweise überwältigenden Erlebnissen Bilanz ziehe. Und das möchte ich tun am Ende unserer Gemeindefahrt. Was lohnt sich, dass ich es einsammle und mitnehme und vielleicht ja für Sie und Euch auch?

1. Gleich auf der Hinfahrt gehen wir durch die gewaltigen Ruinen von Laodicea. Auch heute noch lässt sich erahnen, welche Ausmaße diese Stadt einst hatte, wie reich sie war und wie bedeutend. Und dennoch; wir gehen nur über Ruinenfelder. Spuren der Gemeinde, von der im Sendschreiben der Offenbarung zu lesen ist, dass sie weder heiß noch kalt ist, sondern nur lau – eben wie seine Thermalquellen – finden wir nicht. Und deshalb „will ich dich ausspeien aus meinem Mund. Du sagst; ich bin reich, aber du bist elend nackt und bloß“. So haben wir viele Spuren gefunden von prachtvollen Häusern und Theatern. Mehr nicht. So kann es gehen. Nur Ruinen, faszinierend aber eben auch Zeugen von Ende und Untergang. Reichtum allein tut’s nicht, wenn überhaupt – sagen die Ruinen. Das nehme ich mit.

2. Wir wandern in der Hitze über die Hügel von Hierapolis. Beeindruckende Gräber und Grabmahle einzelner wohl bedeutender Persönlichkeiten oder ganzer Familien. Viele Gräber wurden gewaltsam geöffnet – das Werk geldgieriger Grabräuber. Grabbeigaben – deren Verkauf ist ein lohnendes Geschäft. Was sammeln wir ein in unserem Leben, was dauert über das Grab hinaus? Sammelt euch Schätze im Himmel, die weder Rost noch Motten fressen, und wo die Räuber nicht nachgraben – sagte einst der Mann aus Nazareth.

Und dann oben über der alten Stadt die Ruine der Basilika des Hl. Philippus, der Diakon war und Evangelist – beides. Viele Heiligenlegenden ranken sich um ihn und seine Töchter. Auch seine Kirche ist nur noch eine Ruine. Aber oben auf den noch gut erhaltenen Bögen im Umgang der achteckigen Basilika unübersehbar die Kreuze in ganz unterschiedlicher Form. Das bleibt, das Kreuz, das Zeichen des gekreuzigten und auferstandenen Christus. Auch das nehme ich mit.

3. Nach kurzer Busfahrt stehen wir auf den mit Gras überwachsenen Hügeln von Kolossä. Darunter liegt die Stadt, ruht wie in einem großen Familiengrab, wie wir es in Hierapolis gesehen hatten. Sicher verbergen Sand, Geröll und Gras so manchen Schatz. Im Brief an die Kolosser finden wir bei unserer Andacht auf dem Hügel einen solchen: „Über alles aber ziehet an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit, und der Friede Christi regiere in euren Herzen.“ Ohne diesen Schatz gehe ich auch nicht zurück nach Alanya, den möchte ich mitnehmen.

4. Wir fahren nach Philadelphia, der Stadt der Bruderliebe. Der griechische Begriff gibt noch etwas mehr her. Sowohl adelphos (Bruder) wie adelphä (Schwester) können wich darin wieder finden. Sagen wir also ruhig: Die Stadt der geschwisterliche Liebe, denn die war zu finden in der Gemeinde. Und von Säulen ist in dem Sendschreiben an sie auch zu lesen. Menschen, die wie Säulen sein können in der christlichen Gemeinde. Und dann stehen wir in der modernen und quirligen Stadt und mittendrin drei gut erhaltene Säulen der uralten byzantinischen Basilika. Blühende Rosen und Oleander umgeben die Säulen. Und dann stehen wir im Schatten einer solchen und lesen den biblischen Text aus der Offenbarung. Beten einen Psalm und lassen uns segnen. Manchmal können eben auch Ruinen eine deutliche Sprache sprechen, die sich nicht nur mit der Vergangenheit befasst, sondern plötzlich wegweisend wird für Gegenwart und Zukunft. Auch diese Erfahrung packe ich ein.

5. Und dann Sardes. Erst einmal die Hinfahrt durch das Meandertal. Es mutet wie der Garten Eden an mit seinen unendlichen Weinfeldern, auf denen die Weinstöcke und Reben wachsen, aus deren Trauben meist Rosinen und Sultaninen – aber auch Wein – gewonnen werden. Hinter den Weinfeldern – es sind ja keine Berge – hebt sich das Land. Weizenfelder werden sichtbar, goldgelb, vielfach bereits abgeerntet. Brot und Wein – wer dächte nicht an die Zeichen der Liebe Gottes.
Aber dann Sardes selbst. Gewaltig der Tempel der Artemis mit seinen 112 Säulen, von denen so viele noch – oder wieder – stehen. Und ganz hinten am Tempel, klein und bescheiden aber doch bemerkbar – die kleine christliche Kirche. Ein bescheidener Raum von geringer Größe. Kein Vergleich zum Artemistempel. Wir hören dort die Worte des Sendschreibens an die Christen in Sardes mit viel Tadel. Klein ist die Zahl derer, die den Glauben nicht verloren oder verleugnet haben. Klein wie die Kirche, fast versteckt hinter dem riesigen Tempel der Artemis. Manchmal ist das kleine wichtig und überlebensfähig. Auch das will ich nicht zurücklassen sondern mitnehmen.
6. Und dann sehe ich Sie und Euch. Schaue in Gesichter, staunend, versunken in Gedanken. Hinter Gesichtern sind Menschen, mit denen ich diese Tage geteilt habe. Die Gesichter nehme ich mit; voller Dankbarkeit für viel gemeinsam Erlebtes, mit Erinnerung an manch gutes Gespräch oder einfach nur das gemeinsame Schauen und Staunen. Gut das wir diese Tage miteinander hatten. Und Dank steigt auf, Dank an alle die mitgeholfen haben zum Gelingen. Dank an den gütigen Gott, der mit uns war und uns bewahrt hat.

Ich nehme viel mit, denn es gab eine Menge einzusammeln.

J. Weingärtner Pfarrer i.R. Alanya