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Mittwoch, 29. Oktober 2008

Gemeindeprogramm im November

Unsere Gottesdienste

02.11. Gottesdienst mit Hl.Abendmahl
Einweihung des neuen Altartisches

09.11. Gottesdienst

16.11. kein Gottesdienst!!!

23.11. Hl. Messe (Pfr.Korten)
(Pfr. Wutzkowsky in Antalya)

30.11. Gottesdienst zum 1. Advent

Die Gottesdienste finden im Kulturhaus um 11.30 Uhr statt

Gemeindeveranstaltungen

Montag, 3.11. um 11.00 Uhr Gemeindeversammlung im "Norske Hus"
Donnerstag, 27.11. um 11.00 Uhr Vollversammlung des Nik.-Vereins in Antalya

Jeden Dienstag von 15 - 18 Uhr
GEMEINDECAFE im "Norske Hus"
ab 17 Uhr Offenes Singen

Herzliche Einladung zum 1.GEMEINDEFEST

Samstag, den 22.11. von 15 - 18 Uhr im "Norske Hus"

Vieles für Gaumen und Magen
Ausstellung der Arbeiten unserer GEMEINDEWERKSTATT
und vieles mehr...

HERZLICH WILLKOMMEN

Stichwort: Gastliche Gemeinde

Am Montag, den 27.10. trafen sich ca 30 Interessierte zu einem 1. Gemeindefrühstück.

Ein opulentes Frühstück war von einigen Damen und einem Herrn vorbereitet worden. Star des Frühstücks war ein selbstgebeizter Lachs. Vom Feinsten!
Allerdings: Warum kamen nun die Gäste? Wegen des Lachses? oder wegen des Beisammenseins und des Themas?
Wir wollen hoffen, dass beides zog.

"Missverständnisse zwischen Deutschen und Türken" - aufgrund verschiedener Denkweisen - lautete das Thema. In einigen " Miniaturen zum Frühstück" fasse ich etwas aus unserem Gespräch in Worte.

I
Eine ältere deutsche Touristin besteigt den Bus und bittet eine jüngere türkische Frau auf deutsch, ihr den Sitzplatz zu überlassen, da sie ein Hüftleiden habe. Die Türkin schüttelt den Kopf, weil sie das Deutsch nicht versteht und nicht weil sie ablehnt. Sie weiss nicht, was die Deutsche will. Bei Ablehnung würde sie den Kopf stolz in den Nacken werfen. Die Deutsche versteht nur die vermeintliche Ablehnung - und ereifert sich lautstark deutsch. Sie spricht kein türkisch. Gebärdensprache aber hat ihren je eigenen Code. Für Missverständnisse ist gesorgt.

II
Wer grüßt zuerst? Der Jüngere oder der Ältere? Der sozial Höhergestellte oder der Niedrigere?

Natürlich der Ältere und der sozial Höhergestellte. Er bestimmt, mit wem er Kontakt aufnehmen will.
Die deutsche Höflichkeit verlangt das Gegenteil.
Und: Natürlich grüßt kein Mann eine Frau und noch weniger eine Frau einen Mann. Ausnahmen bestätigen die Regel - und in touristischen Gebieten gibt es viele Ausnahmen.

III
Bei verbalen Beleidigungen wird der Beleidigte schnell handgreiflich, aber seine Freunde hindern ihn an der Ausführung. Sie fallen ihm in den Arm.
Deutsche halten sich raus oder bleiben bei Wortattacken.
Was aber, wenn niemand "das Ritual" versteht?
Dann werden Augen schnell blau.

IV
Wie geht man mit Brot um?
Man trägt es oberhalb der Gürtellinie und verschenkt Reste an Ärmere.
In den Abfall gehört es nicht!
In der Türkei noch lebendig - in Deutschland fast vergessen.

V
Wer ist reich? Wer ist arm?
Wenn jemand aus Deutschland herfliegt und Wochen oder Monate hier verbringt, ist er in den türkischen Augen reich, auch wenn er es sich aus kleiner Rente zusammenspart.
Hier wird manchmal 16 Stunden am Tag gearbeitet und das 7x die Woche - ohne Versicherung und doppelten Boden.
Wer ist arm? Wer ist reich?

VI
Wer legt den Verkaufspreis fest? Der Verkäufer oder der Käufer?
Der Käufer. Er sagt, was ihm der angebotene Gegenstand wert ist. Der Verkäufer reagiert.
Das Geschäft ist korrekt, wenn einer akzeptiert. Beschwerde zwecklos.

VII
Wird abgezockt?
Gewiss. Die türkische Gesellschaft wandelt sich rasant. Aber die Fremden, Touristen, Residenten sind ein entscheidender Faktor dieses Prozesses. Sie sind die Ursache für das, was sie beklagen.


Fast drei Stunden haben wir gefrühstückt und miteinander geredet.
Am Ende war das Buffet fast leer, aber der Themenzettel noch halbvoll.
Das schreit geradezu nach Wiederholung.

Allen Gestalterinnen und Gestaltern, allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön.
RAINER WUTZKOWSKY

Dienstag, 28. Oktober 2008

Predigt über die 5.Seligpreisung

Predigt über die 5. Seligpreisung - Matth. 5,7

Liebe Gemeinde,
nicht nur im christlichen Glauben, sondern in vielen Religionen spielt die sog. „Goldene Regel“ eine große Rolle. Man hat sogar gesagt, dass sie so etwas wie die Grundregel der Ethik, des rechten Verhaltens für alle Menschen sein könnte.
Sie lautet in der Form eines bekannten Sprichworts so: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Man kann sie aber auch ins Positive wenden: Was du für dich selber wünschst, so tue auch dem anderen.
Wenn dies wirklich zum Maßstab nicht nur für unser Tun und Handeln, sondern schon für unser Denken würde – es würde die Welt revolutionieren. Was würde alles nicht getan werden und was würde stattdessen passieren?! Wenn jeder sein Leben nach dieser Regel überprüfte, würde er schnell merken, was falsch und was richtig läuft. Aber leider vergessen wir die Regel zu oft, auch wenn wir sie gut kennen.
Das Schema aber, nach dem sie gebaut ist – dass das, was nach außen geht, zu anderen hin geht, auch nach innen färbt und auf mich selbst zurückfällt – begegnet auch in der Bergpredigt.
In unserer heutigen 5. Seligpreisung sagt Jesus:
Glücklich sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen
Ist eine solche Haltung nicht ganz und gar weltfremd?! In der Kirche darf man wohl von Barmherzigkeit sprechen. Es ist quasi ein rein religiöses Wort. Welche Rolle spielt aber die Barmherzigkeit im wirklichen Leben?
Die Wirtschaft, das Bankwesen, das ganze oekonomische System ist doch nach knallharten Gesetzen konstruiert. Da läuft nichts mit Barmherzigkeit. Nur der Stärkste und Größte, der Mächtigste und Reichste überlebt.
So gnadenlos wie die Konkurrenz zwischen den Firmen ist, so gnadenlos gehen die Menschen auch miteinander in den Firmen um: nur die Ellenbogen zählen. Die Jüngsten, die Leistungsfähigsten, die noch gut Strapazierbaren zählen. Alt oder krank darf man nicht werden. Und auch eine Schwangerschaft kann Karrieren verhindern.
Viele meinen dazu bloß achselzuckend: Man muss eben Opfer bringen! Sich selbst abhärten, stark oder robust machen!
„Mitleid ist Schwäche“ – das haben die Nazis praktiziert. Auch wenn vieles Nazihafte heute Gott sei Dank verschwunden ist,- diese Haltung, dieser Satz von der Mitleidlosigkeit ist tief in die Seelen der Menschen gesunken. Alles Schwache gehört weg – und dieses Denken macht auch vor Kranken und Alten, vor Pflegebedürftigen nicht halt.
Auch wissenschaftlich wurde eine solche Einstellung zur Konkurrenz und Mitleidlosigkeit aufgewertet. Mit Darwin hat man von „Survival of the fittest“, Überleben des Stärksten allein gesprochen. So seien die biologischen Arten entstanden: nur die Stärksten überleben und die, die sich an eine solche Konkurrenzwelt gut anpassen. Diejenigen, die mitspielen, die am besten angepasst sind.
Man muss das nur einmal zu Ende denken, um zu merken, wie grauenhaft ein solches System ist. Irgendwo und irgendwann werden wir alle einmal Opfer, wenn wir uns auf diese Denkweise einlassen. Spätestens wenn wir nicht mehr können, wenn wir alt und unbrauchbar geworden sind, sind wir Opfer.
Angst davor haben alle – und viele treten unbarmherzig nach unten, nur um diese Angst nicht spüren zu müssen. Solange ich noch treten kann, bin ich noch nicht so weit.

Gegen eine solche Haltung setzt Jesus eine Gegenwelt.
Gott will keine Opfer. Fremdopfer nicht und auch keine Selbstbestrafung und keine Selbstzüchtung zum Höchsten und Besten. Gott will Barmherzigkeit, weil er selbst barmherzig ist.
Die griechischen Philosophen haben gelehrt, dass Gott nicht leiden kann, also auch nicht mitleiden kann. Doch, haben die Christen gesagt: er leidet mit, weil er liebt. Es ergreift ihn in den Eingeweiden. Das hebr. Wort für Barmherzigkeit hängt mit dem Wort für Gebärmutter zusammen. Barmherzigkeit ist also zuerst eine mütterliche, weibliche Eigenschaft. Jesus lehrt ein neues Gottesbild. Er sagt: Gott ist mütterlich barmherzig. Also auch Väter sollen die Kraft zu dieser Eigenschaft in sich entdecken und sie pflegen und zu Tage treten lassen.
An einer Stelle sagt Jesus sogar: Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist. Wer also barmherzig ist, der gewinnt Anteil an Gottes Wesen. Der ist im wahrsten Sinne des Wortes „wie Gott“.
Aber was bedeutet das nun, barmherzig zu sein? Bedeutet es, alles durchgehen zu lassen? Immer 5 gerade sein zu lassen? Über alles gnädig hinwegzusehen? Immer nachgeben oder zu allem schweigen?
Gewiss nicht!
Barmherzigkeit, Mitleid ist keine Schwäche, sondern echte Stärke. Der Barmherzige merkt, ob er eine wahre Not vor sich hat, oder ob da mit faulen Tricks nur eine Großzügigkeit herausgepresst werden soll. Barmherzigkeit macht nicht einfach im alten System mit und bestärkt es durch das Mäntelchen der Liebe womöglich noch. Sie setzt vielmehr eine neue, ganz andere Welt.
Auch Wissenschaftler haben erkannt, dass dieses „Survival of the fittest“, also der Egoismus des Stärksten und Besten, auch nicht der wahre Schlüssel zum biologischen Erfolg sein kann. Wo in einem Biologischen System Tiere zusammenwirken, wo das eine die Schwäche des anderen ausgleicht, statt sie auszunutzen, geht es im Ganzen viel besser voran. Genau das Gleiche gilt auch für die soziale Welt: für Schulklassen, wo die Starken den Schwächeren helfen, für Betriebe, wo durch Kooperation ein gutes Betriebsklima herrscht und auch für Gemeinden. Nicht die Konkurrenz macht das Ganze stark, sondern die Zusammenarbeit und das gute Aufeinander-Gestimmtsein.
Barmherzigkeit fördert das Leben. Mitleidlosigkeit beschädigt es. Unter dem Schild der Barmherzigkeit kann das Leben wachsen und stark werden. Von Grund auf stark sein, vom Wesen her und nicht nur als eine aufgeblasene Anstrengung.
Jesus lässt uns nicht ohne Beispiele. Er zeigt uns Übungsschritte zur Barmherzigkeit. Die Bibel ist voller Geschichten dieser Art.:
Der Weinbergbesitzer, der dem Armen für eine Stunde Arbeit den ausreichenden Lohn gibt, ist barmherzig und zugleich gerecht, weil er seinem eigenen Wesen so gerecht wird.
Der Vater, der seinen missratenen Sohn wieder aufnimmt und ihm ein neues Leben ermöglicht, ist barmherzig.
Jesus, der eine kranke Frau am Sabbat heilt, tut es aus Bauchgrimmen, aus Mitleid und Barmherzigkeit. Das ist stärker als alle Gesetzesvorschriften.
Der Samariter beugt sich aus reiner Barmherzigkeit – ohne Nebenabsichten – über seinen überfallenen Feind, den fremden Juden.
Alle diese Geschichten wollen uns locken, die Seite der Barmherzigkeit in uns zu entdecken, damit wir werden, wie Gott selbst ist: barmherzig.
Es lohnt sich für unser ganzes Leben. Wir gewinnen viel, wenn wir barmherzig sind.
AMEN

PREDIGT zum ERNTEDANKFEST in BELEK am 23.10.08 über Matth. 7,17

So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte

Liebe Gemeinde,
das klingt wie eine Banalität und es ist auch eine: ein guter Baum bringt gute Früchte und ein schlechter schlechte. Nur: Was ist ein guter Baum? Was macht ihn zu einem guten? Wie wird man zu einem guten Baum, denn um die guten Früchte geht es uns ja allen? Die ganze Bergpredigt Jesu ist ein Versuch, auf diese Frage zu antworten und einer solchen Antwort wenden wir uns auch heute zu.
Wir haben uns hier in Belek versammelt, um unser Erntedankfest zu feiern. Zugleich haben wir das Ehepaar Schmidt aus Deutschland unter uns, das seine Silberhochzeit heute feiert. Nach 25 Jahren Ehe kann man wohl innehalten, einmal zurückschauen und auch vorausschauen und sich nach dem Ertrag der Jahre und der Ernte des gemeinsamen Lebens fragen und dankbar sein, dass es das alles gibt.
Normalerweise fragen wir aber am Erntedankfest nach dem, wovon wir leben. Was nährt uns? Was brauchen wir zum Leben? Woher kommt es? Wer gibt es uns? Was verdanken wir der Erde, der Natur?
Dann fragen wir aber auch weiter, weil wir als Menschen ja nicht nur Bauch sind: Wovon leben wir? Was verdanken wir Gott?
Wir teilen gerne ein und auf. Die Erde – das ist Leib und Körper. Die Früchte der Erde nähren und füllen den Bauch. Gott aber nährt die Seele oder das Herz. Erst so ernährt lebt der Mensch wirklich und ganz, ganzheitlich wie man heute gerne sagt.
Ich möchte die „Botschaft der Erde oder der Natur“ heute einmal weiter fassen. Auch die Erde nährt nicht nur den Körper. Sie berührt auch die Seele. Auch sie spricht zum Herzen, und jeder spürt das, wenn er nur mit wachen Augen in die Welt schaut.
Auf unserem Liedzettel ist ein Baum abgebildet. Was sagt uns so ein Baum? Mit den Augen sehen wir einen kräftigen Stamm, der sich nach oben streckt und der eine Krone entfaltet, die voller Früchte hängt. Dieser Baum trägt gute Früchte. Soweit sehen die Augen!
Aber woraus lebt der Baum?: Aus seinem Wurzelwerk – wissen wir – und das sehen unsere Augen eben nicht. Wir wissen nur, dass es das gibt. Das Unsichtbare ist also das Lebensnotwendige. Es ist die Basis des Lebens, der Ur-Grund.
Alles Unsichtbare am Baum aber entspricht nun exact dem Sichtbaren. Stellen wir uns eine große Eiche vor, die mit ihrer gewaltigen Krone ein ganzes Universum ist. Ebenso groß wie die mächtige Krone ist das Wurzelwerk in der Tiefe. Wir sehen es nicht, es ist unbedeutend für uns, es kann unsichtbar bleiben – und doch lebt der Baum gerade aus diesem Unsichtbaren.
Sie ahnen vielleicht schon, worauf ich hinaus will. Was ist unser Wurzelwerk? Was ist unser Unsichtbares, aus dem wir leben?
Zunächst noch ein zweites Beispiel:
Am letzten Wochenende war ich in Kappadokien. Das Besondere dort ist ja nicht nur die bizarre und ungewöhnliche Landschaft, sondern die Tatsache, dass diese ungewöhnliche Landschaft ein Innenleben hat. Ganze unterirdische Städte und Häuser sind da und viele unterirdische, ausgehöhlte Kirchen. Manche von ihnen sind heute noch ausgemalt wie buntglitzernde Juwelen. Von außen sieht man nur ockerfarbenen Tuffstein. Aber innen – im Unsichtbaren – ist alles bunt, geformt und gestaltet auf vielfältige Weise. Welch ein Mysterium liegt da in der unsichtbaren Tiefe und was für ein Symbol ist das für den Menschen?! Ähnlich werden wir es gleich erleben, wenn wir in die Tropfsteinhöhle fahren. Von außen nur irgendein Berg, von Innen eine andere Welt. Was lebt aus dem Unsichtbaren? Wie macht genau das Verborgene das Leben erst wirklich reich und bunt?
Die Menschen haben immer geahnt, dass auch sie aus einem verborgenen Wurzelwerk leben. Sie haben dieses Wurzelwerk „Atem“ oder „Odem Gottes“ oder „Seele“ genannt. Nur manche Menschen haben dieses Wissen heute vergessen. Sie leben nur noch von der Oberfläche her und werden leicht oberflächlich statt ihre wahre Tiefe zu entdecken.
Mit einem 3. Beispiel kann ich noch einmal die Grundwahrheit verdeutlichen:
Das 1. Wort der Bibel heißt in der hebräischen Ursprache „be`reschit“, im Anfang. Der 1. Buchstabe in der Bibel ist also der 2. des Alphabets und nicht etwa der 1., das Aleph. Daran haben die jüdischen Theologen tiefsinnige Spekulationen geknüpft. Alles, was geschaffen ist, lässt sich in Worte, in Buchstaben fassen, aber allem geht etwas voraus, das Aleph, das erste, unsichtbar und unhörbar. Aber es ist da und alles lebt aus ihm, auch wenn es selbst geheimnisvoll verborgen ist und nicht völlig einzufangen ist in dem, was an der Oberfläche lebt.
Das also sollen wir am Erntedankfest wissen dürfen: Wir haben eine schöne Welt. Wir leben von ihr und wir sind ein Teil von ihr. Aber das ist nicht alles. Alles kommt aus etwas Größerem, dem wir alles verdanken. Auch dem geben wir einen Namen. Wir nennen es Gott, Vater/Mutter, Schöpfer, Weltseele und wissen dennoch: es ist unsichtbar, unnennbar,- aber es ist da.
Wenn wir aus diesem Gespür ein Lebensgefühl entwickeln, stellt es sich als Dankbarkeit ein. Ich verdanke mich dem Unsichtbaren, wie der Baum sich seinem Wurzelwerk in der Erde verdankt. Und das Unsichtbare ist reich und schön, wie eine Höhle von innen.
Das ist auch eine Botschaft für unser Jubelpaar. Wenn eine Beziehung so lange Jahre glückt, ist das nicht nur unser Verdienst, es kommt nicht nur aus unserer Anstrengung. Es kommt aus einer unsichtbaren aber spürbaren Kraft. Es ist ein Glück, ein Geschenk. Es kommt aus einer Quelle, die woanders ihren Ursprung hat.
Zur Erinnerung an diese Grundwahrheit unseres Lebens – und sie gilt für ein jedes Leben – möchte ich Ihnen eine Karte schenken, die einen großen Baum zeigt. Aber dieser Baum zeigt sein Wurzelwerk wie ein Spiegelbild seiner Krone. So wie dieser Baum ist, so sind wir Menschen auch. Menschen mit Leib und Seele. Sichtbares und unsichtbar Verborgenes ist in einem Leib verbunden. Beides macht erst den ganzen Menschen.
Auf unser unsichtbares Wurzelwerk sollen wir aufmerksam werden. Wir leben aus dem Unsichtbaren, das uns vorausgeht. Es entfaltet in uns seine ganze Kraft und wir dürfen dankbar sein, dass wir aus dieser Kraft alle Tage neu leben können.
AMEN