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Donnerstag, 28. Mai 2015



In Psalm 23 Vers 6, der am heutigen 28. Mai als Losungstext vorgeschlagen wird, steht: “Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar”

Der Schlussvers des Psalm 23 ist eher gedacht als Rückblick, aber vielleicht auch als Ausblick. Die Rückschau kann mir keiner nehmen, und auch die Freude daran nicht. Hier in der Gemeinde ist es schon üblich, dass jedes Jahr wieder ein neuer Pfarrer kommt, so wie es üblich ist, dass viele Gemeindemitglieder und Gottesdienstbesucher immer nur auf Zeit hier sind, manchmal allerdings über Jahrzehnte. Auch meine Zeit geht zuende und dies ist nun das letzte Vorwort und der letzte Beitrag, den ich hier schreibe. Ich hoffe, sie haben durch meine Anwesenheit und meine Gottesdienste gemerkt, was mir wichtig ist und war: mein christlicher Glaube, so wie ich ihn für mich verstehe: Gott hat seine Botschaft an alle Menschen gerichtet, deshalb darf niemand ausgeschlossen werden - wir dürfen keine Selektion vornehmen. Es gibt keinen Menschen, der dieses Heil mehr verdient hätte als ein anderer. Die ganze Kirchen- und Weltgeschichte ist voll damit, dass andere missachtet, vernichtet, ausgerottet wurden. Damit muss Schluss sein, weil meine tiefste Überzeugung es ist, dass Gott das nicht will.

Und ich habe immer versucht, im Dialog mit den Menschen in der Gemeinde zu stehen. Es ist mir sehr wichtig, nicht nur meine Ansichten als Pfarrer/Diakon weiter zu geben, sondern auch von den Gemeindebesuchern immer wieder zu lernen. Und gelernt habe ich vieles: Ihre Herzlichkeit, ihre Nähe, das sind Dinge, die ich nicht vergessen werde. Traurig sind manche Menschen in der Gemeinde, andere vielleicht weniger, aber insgesamt kann ich für mich sagen: Ich bin dankbar, dass ich hier in Alanya sein durfte und eine Gemeinde erlebt habe, die lebt, die begeistert, die aktiv ist und die eine Zukunft hat. Manchmal hat mich der Umgang untereinander ein wenig gewundert, dabei haben Sie als Christenmenschen alle das Potential einen positiven toleranten Umgang miteinander zu pflegen und vorzuleben. Und ich habe die Menschen in diesem so kulturell und von der Sonne gesegnetem Land Türkei kennen und lieben lernen dürfen.

Beeindruckt haben mich die vielen Menschen, die mir während dieser Zeit begegnet sind, manche nur kurz, manch einer hat mich die ganze Zeit begleitet. Ich durfte Menschen kennenlernen, die mir schon nach kurzer Zeit ans und ins Herz gewachsen sind. Bedanken möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Kritik, für Ihre Mut machenden und oft tröstenden Worte. Es gab sicherlich auch Situationen, in denen ich vielleicht nicht das Richtige getan habe. Dafür bitte ich um Nachsicht. 

Für Sie persönlich wünsche ich, dass Sie gesund bleiben und dass Menschen in Ihrem Leben da sind, die Sie immer begleiten. In der festen Zuversicht, dass Gott uns auch weiterhin begleiten wird können wir alle vertrauensvoll und zuversichtlich in die Zukunft sehen.

Nochmal zurück zum Losungstext in Psalm 23: Freude sollte man sich nie nehmen lasssen, denn sie ist ein ausgesprochenes kreatives Gefühl. Sie gibt Kraft, auch für den Fall, dass schwierigere Zeiten kommen. Realistisch gesehen ist die Tatsache, dass ich in der Vergangenheit gut geführt wurde, keine Gewähr dafür, dass es auch in Zukunft so sein wird. Aber das Vertrauen darauf ist das, was wir unter “Glauben” verstehen – und der kann Berge versetzen – vielleicht meist die, die ich gar nicht versetzt haben wollte.

Ich lasse mich überraschen und freue mich auf Unerwartetes. Bei Ihnen ist das auch so, aber gleichzeitig wissen sie: Die Gemeinde ist da, sie hat eine Zukunft mit vielen lieben, aktiven Menschen, mit Gebeten, mit Hauptamtlichen, die sie unterstützen. Und so darf ich meinem Nachfolger mit seiner Frau, Herrn Pastor i.R. Frieder Lenger alles Gute, Gottes reichen Segen und ein gutes Gelingen hier in Alanya wünschen. Bleiben Sie alle behütet und – inschalla – bis zum Wiedersehn und schauen Sie sich die Wünsche an, die ich mit den Steinen des  Strandes in Oba für die Gemeinde zurücklasse (s. Bild oben).

Ihr
Karl-Heinz Pastoors aus Alanya

Noch zwei Fotos vom Pfingsterleben in Belek:


Freitag, 1. Mai 2015



„Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens.“
                                                                                                       Hebräer 12, 2



Hier ist nicht von Spitzensportlern und Marathonläufern die Rede. Auch im täglichen Miteinander in unserer Gemeinde und in unseren Wohnungen und Häusern stehen wir im Wettbewerb und damit im Wettkampf untereinander.

Fragt man einen Langstreckenläufer so wird man sehr schnell erfahren, wie sehr das Laufen ein Kampf ist. Wenn die Beine so müde werden, das man sie kaum noch heben kann, wenn die Waden schmerzen und man sich fragt: warum tust du dir das an. Soll ich nicht lieber aufhören?
Auch mir geht es ein wenig so. Ich habe angefangen wieder ein wenig Sport zu machen. Immer wieder den „inneren Schweinehund“ besiegen. Wichtig ist die richtige Einstellung.

Der Bibelvers ist ein Trainingsplan gegen die Resignation. „Lasst uns laufen in Ausdauer – oder Geduld“. Da ist von Ausdauer und Geduld die Rede, die nicht mehr hoch im Kurs steht. Geduldig will und darf kaum jemand sein. Was heute zählt, ist Beschleunigung. Und nicht ohne Grund antworten wir schnoddrig auf manche Terminfrage: am besten schon gestern. Wir können kaum darauf warten, bis sich etwas entwickelt: das Abitur schon mit 17, den Osterhasen bereits Mitte Januar und Rente möglichst schon ab 55 Jahren. Beschleunigung ist zu einem Markenzeichen unserer Tage geworden. Aber was bleibt dabei nicht alles auf der Strecke? Aber Ausdauer und Geduld ist nötig: in der Erziehung unserer Kinder, im täglichen Umgang untereinander, Geduld ist nötig beim langsamen Reifen in einer Liebesbeziehung, auch beim Genesen von einer schweren Krankheit und ebenso auch beim Wachsen im Glauben.

Einfach drauf los laufen ist deshalb nicht angesagt. Das führt in die Irre und macht
Höchstens müde. Die Richtung muss schon stimmen, wenn wir uns auf den Weg machen. Gut zu wissen, das wir unser Leben nach dem ausrichten sollen, der  Urheber und Vollender des Glaubens ist, Jesus von Nazareth.

Diese gemeinsame Blickrichtung finden wir hoffentlich immer wieder neu. Die Erfahrung nicht alleine zu laufen, sondern gemeinsam mit anderen auf dem Weg zu sein, die wünsche ich uns allen: Wir stärken uns gegenseitig. Ist der eine traurig, tröstet ein anderer, hat einer Freude, freut sich ein anderer mit, weint einer, so weint ein anderer mit, zweifelt der eine, glaubt der andere für ihn mit, und gegenseitig stehen wir uns vor Gott im Gebet zur Seite.

Karl-Heinz Pastoors aus Alanya