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Samstag, 11. Juni 2016

St. Nikolaus-Gemeinde zu Gast bei orthodoxer Gemeinde „Heilige Maria von Pisidien“









Die St. Nikolaus-Gemeinde Alanya und Antalya zu Gast bei der orthodoxen Gemeinde „Heilige Maria von Pisidien“ in Alanya am 25. Mai 2016

Es begann damit, dass Vater Konstantin, der Pfarrer der orthodoxen Gemeinde „Heilige Maria von Pisidien“ in Alanya, für unsere Gemeinde eine Ikone malen wollte. Frau Marina setzte uns darüber in Kenntnis und arrangierte ein Treffen mit Vater Konstantin am Freitag, dem 4. Februar, zur Vesper in der neuen orthodoxen Kirche. Ich informierte Herrn Rutter und Frau Greune, die die Einladung an alle Interessierten weitergaben. Der 4. Februar war ein kalter, regnerischer Tag. Aber die Atmosphäre in der Kirche ließ uns die Kälte und das schlechte Wetter schnell vergessen. Öllämpchen brannten vor der Ikonostase, liturgische Gesänge bewegten die Herzen, immer wieder erklang das „Gospodi Pomiluj“ – „Herr, erbarme dich“ – und mithin war es dunkel geworden, nur der Schein von Kerzen erhellte die Kirche. Die russischen Gläubigen, die an diesem Werktag gekommen waren, und wir von der Gemeinde St. Nikolaus, sangen das Vaterunser in unseren liturgischen Sprachen. Das war ausdrücklicher Wunsch von Vater Konstantin. Nach der Vesper gab es Tee und Gebäck im Gemeindesaal. Alles war bereits vorbereitet. Und dann kamen wir auf den Anlass unseres Treffens zu sprechen, die Ikone, die Vater Konstantin für unsere Gemeinde malen wollte. Das  Motiv sollten wir bestimmen. Da brauchte es keine lange Diskussion. Selbstverständlich sollte es eine Nikolaus-Ikone sein! Die wird nach Fertigstellung in der Kirche in Alanya ihren Platz erhalten.
Beim Abschied lud Vater Konstantin zu einem weiteren Treffen ein, zu dem unsere ganze Gemeinde kommen sollte. Sein Vorschlag, das Treffen nach dem orthodoxen Osterfest stattfinden zu lassen, dann sei das Wetter angenehmer, die Abende länger und außerdem gut zum Grillen geeignet, fand bei allen Beifall. Erfreut nahmen wir die Einladung an.

Unser Vorstand einigte sich mit Vater Konstantin auf den 25. Mai. Es war erstaunlich: Aus beiden Gemeindeteilen in Alanya und Antalya meldeten sich jeweils 27 Personen an, eine beachtliche Zahl! Viele brachten etwas selbst Zubereitetes für das gemeinsame Abendessen mit. Während der Vesper, zu der auch zahlreiche orthodoxe Christen gekommen waren, wurden ausgewählte Bibelstellen, die alle vom Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe handelten, in mehreren Sprachen vorgelesen. In der Predigt sprach Vater Konstantin über das Geheimnis der Auferstehung Christi. Darin zeige sich Gottes Macht und Liebe. Christi Auferstehung sei für das Heil aller Menschen von entscheidender Bedeutung. Schon jetzt könnten wir als neue Menschen aus der Liebe Gottes leben, die ins ewige Leben führt. Nach der Predigt erklang zu den Fürbitten wieder das „Gospodi Pomiluj“, dann das in russischer und deutscher Sprache gesungene Vaterunser. Zum Schluss der Vesper segnete Vater Konstantin die versammelte Gemeinde und lud in den Gemeindesaal ein.
Dort begann das gemeinsame Mahl mit der Agape, dem Teilen von Brot und Wein. Dann gab es Gegrilltes mit allerlei köstlichen Beilagen. In seinem Begrüßungswort hob Vater Konstantin hervor, dass wir als Christen verschiedener Konfessionen zusammengehörten, weil wir alle an den einen Vater im Himmel und an den auferstandenen Herrn Jesus Christus glaubten. Er dankte für den reich gedeckten Tisch und die mitgebrachten Speisen. Genau dies kennzeichne den christlichen Glauben: Wenn es auch wenig sei, das der einzelne an Glauben und Gaben beitragen könne, am Ende stünden aber Reichtum und eine Fülle, die allen zugute komme. Als Geschenk überreichte Vater Konstantin eine Oklad-Ikone, also eine mit reliefiertem Silberbeschlag versehene Ikone, welche die Verkündigung des Engels an die Jungfrau Maria darstellt. Im Namen unserer Gemeinde hatte ich eine Osterkerze als Geschenk mitgebracht, die nun in der orthodoxen Kirche auf dem Altar steht.
Während der Osterzeit begrüßen sich die russisch orthodoxen Christen mit „Christos vokrese“ - „Christus ist auferstanden“ -, worauf „Voistynu vokrese“ - „Er ist wahrhaft auferstanden“ -  geantwortet wird, so auch bei unserem Beisammensein im Gemeindesaal. Diesen frohen Ostergruß griffen wir von der deutschen Gemeinde auf und sangen das wohl älteste deutsche Osterlied „Christ ist erstanden“, und dies mit kräftiger Stimme und einer Freude, die dem traditionellen orthodoxen Ostergruß in nichts nachstand.

Zum Schluss wurden Gegeneinladungen ausgesprochen. Unsere Gemeinde in Alanya lädt die orthodoxe Gemeinde zu Kaffee und Kuchen ein. Auch unsere Gemeinde in Antalya würde sich über einen Gegenbesuch sehr freuen. Wünschenswert wäre es, die orthodoxen Christen sowohl von Alanya als auch von Antalya zu einem gemeinsamen Treffen in unserer Kirche willkommen zu heißen.
Jedenfalls, so ließ Vater Konstantin mich wissen, wird für die Antalyaner schon in Kürze Gelegenheit sein, die neu gewonnenen orthodoxen Freunde wiederzusehen: Am 29. Juni, dem Fest der Apostel Petrus und Paulus, wird der Bischof von Pisidien in der orthodoxen Kirche Antalya die heilige Liturgie feiern, und Vater Konstantin wird mit seiner Gemeinde dabei sein.

Der 25. Mai war nicht nur ein schöner sonniger Tag. Wir durften großzügige Gastfreundschaft erleben. Wir waren beeindruckt von der neuen Kirche. Wir konnten einem orthodoxen Vespergottesdienst mit seinen meditativen Gesängen beiwohnen. Wir wurden gestärkt durch das Glaubenszeugnis unserer orthodoxen Schwestern und Brüder. Christus ist die Mitte. Das machte Vater Konstantin unmissverständlich deutlich, als er die Christusikone auf den Stuhl am Kopf der Festtafel stellte. Ja, die ökumenische Begegnung am 25. Mai in der neuen orthodoxen Kirche „Heilige Maria von Pisiden“ wird allen in Erinnerung bleiben, die daran teilgenommen haben.

Ludger Paskert

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