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Dienstag, 24. Juni 2008

Predigt über Römer 1,16 am Tarsus-Sonntag (22.6.08) in Adana

Liebe Schwestern und Brüder,
wir haben viele Orte auf dieser Reise gesehen, die Paulus gesehen und belebt hat: Antiochien in Pisidien, Iconium, Antiochien am Orontes, Seleukia, Tarsus.
Aber haben wir schon die Kernbotschaft des Paulus gehört?
Der Apostel erwähnt sie im Römerbrief. Dort schreibt er:
Ich schäme mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben. Juden zuerst, dann die Griechen.

Warum schämt er sich nicht? Verkündigt er wie die Heilsarmee mit lauter Musik?
Ich glaube, die Scham oder eben die Freiheit davon reicht tiefer. Sie hat mit dem Evangelium selbst zu tun.
Markus, Matthäus, Lukas, Johannes – deren Bücher des Evangeliums gibt es noch nicht als Paulus schreibt. Paulus meint mit der frohen Botschaft ein lebendiges, nicht aufgeschriebenes Evangelium.
Eine Kernbotschaft, die im Kern berührt.

Alle Menschen schauen von Natur aus bewundernd nach oben:
Da steht das große heilige Gesetz, das zu erfüllen ist.
Da steht die Rasse, das Volk, die Nation, auf die man stolz ist, weil sie selbst ein Heilsweg zu sein scheint - ob Jude, ob Grieche, ob deutsch, ob türkisch.
Da stehen Stand oder Leistung: was ich bin, was ich aus mir gemacht habe.
Da steht manchmal auch die große mächtige Kirche im priesterlichen Ornat.

Von oben schaut man gerne nach unten: auf die Sünde, auf Verachtenswertes, auf vermeintlich Minderwertiges und Schwaches, ja auf Ohnmächtiges. Und man schafft durch Verachtung, Hochmut, Stolz, Einbildung und Strafe viele Kreuze, Verletzungen, ja Kriege und Gewalt.

Paulus macht es anders: er schaut zuerst nach unten - und erfährt das als Befreiung, als Evangelium.
Er muß nichts anderes sein als „Mensch“,- mit aller Schwäche, mit dem Kreuz, das ein jeder oder eine jede ist.
Vor Damaskus ist er aus dem hohen Sattel geschmissen worden, gewissermaßen von oben heruntergerissen worden. Bevor er neu sehen lernt und anders, hat er zuerst zu akzeptieren, eine Weile blind zu sein, ganz ohne Sehkraft zu sein, wie es ganz unten eben ist.
Paulus schämt sich der Schwäche nicht, denn es ist Evangelium, frohe Botschaft der Befreiung von Gott her. Gott setzt anders an als die Menschen. Er beginnt mit dem Kreuz - und Wachstum beginnt von unten. Das ist nun mal so.
Paulus hat eine Wahrheit gefunden, die allgemein menschlich ist: keine Rasse, kein Stand,keine Macht privilegiert vor Gott, sondern die Erlösungsbedürftigkeit aller. Es ist Gott zu glauben, dass er Erlösung auf dem Weg übers Kreuz bewirkt und dass daraus eine ganz andere fundierte Kraft wächst – von unten.
D i e s e s Evangelium gilt deshalb auch a l l e n Menschen: den Juden zuerst, dann den Griechen – also auch uns, allen.
AMEN

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