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Freitag, 26. Juni 2020

Gottesdienst am Sonntag, den 28. Juni 2020


Gottesdienst am Sonntag, den 28. Juni 2020 (3. So. n. Trinitatis) um
11 h 30 in der oekumenischen Gemeinde St. Nikolaus zu Alanya.

Musik zum Eingang

Gruß und Eingangswort
Wir beginnen und feiern miteinander Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.
Dazu grüße ich Sie alle mit dem Wochenspruch für die heute, am 3. So. n. Trinitatis, beginnende Woche aus Lukas  19,10: Jesus spricht: "Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.                 Amen

Gemeindegesang Lied  EG 279, 1.7.8  (entspricht Reimpsalm 66)
Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren, rühmt seines Namens Herrlichkeit,
und feierlich ihn zu verklären, sei Stimm und Saite ihm geweiht.
Sprecht: Wunderbar sind deine Werke, o Gott, die du hervorgebracht;
Auch Feinde fühlen deine Stärke und zittern, Herr, vor deiner Macht.
Die ihr Gott fürchtet, ich erzähle: kommt, hört und betet mit mir an!
Hört, was der Herr an meiner Seele für große Dinge hat getan.
Rief ich ihn an mit meinem Munde, wenn Not von allen Seiten drang,
so war oft zu derselben Stunde auf meiner Zung ein Lobgesang.
Gelobt sei Gott und hochgepriesen, denn mein Gebet verwirft er nicht;
Er hat noch nie mich abgewiesen und ist in Finsternis mein Licht.
Zwar elend, dürftig bin ich immer und schutzlos unter Feinden hier;
doch er, der Herr, verlässt mich nimmer, wend't seine Güte nicht von mir.
(Matthias Jorissen 1798)

Lesung aus Psalm Ps. 103, 1-13
Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
2 Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
3 der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen,
4 der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
5 der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler.
6 Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden.
7 Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Tun.
8 Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.
9 Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben.
10Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
11Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn
     fürchten.
12So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein.
13Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.
Kommt lasst uns anbeten!

Kyrie: Herr, Jesus Christus, du hast uns die Gnade Gottes erworben, du stehst uns dafür ein, dass unser himmlischer Vater barmherzig mit uns sein kann. Und doch wollen wir unser Leben immer wieder selbst machen. Wir weisen auf unsere Verdienste, rühmen uns der freundlichen Art, die wir doch haben und wie wir uns um ein christliches Leben bemühen. - Wie wenig haben wir davon verstanden, warum nur du uns retten kannst! Herr, erbarme dich! Herr, erbarme dich!
Dafür bitten wir, wenn wir jetzt singen: Kyrie, eleison...

Gloria: Gott, in deinem Sohn hast du uns den einzigen Helfer gesandt, der uns von Sünde und Tod erlösen kann. In ihm liegt unser Heil. Er allein kann uns in deinem Gericht vertreten - und hindurch bringen. Lass uns das doch einleuchten, uns darüber freuen und dir dankbar sein.  Lobsinget Gott, erhebt seinen heiligen Namen! Laudate omnes gentes

Tagesgebet: (Lasst uns beten!)
Himmlischer Vater, du hast dein Lich angezündet in uns, deinen Heiligen Geist hast du in uns gegossen. Dein Reich ist mitten unter uns, verborgen und nahe: ein Mensch, den man liebhat, Menschen, für die man lebt. Dein Wille geschieht auf Erden, überall, wo Menschen füreinander Leben und sterben. Wir bitten dich: Lass uns alles vollbringen allmählich, Tag für Tag, damit wir vertraut werden mit deinem Namen und dich finden, unseren Vater bis in Ewigkeit.      Amen

Gemeindegesang Lied  EG 241, 1-3+8  
Wach auf, du Geist der ersten Zeugen, die auf der Mau'r als treue Wächter stehn,
die Tag und Nächte nimmer schweigenund die getrost dem Feind entgegen gehn,
ja deren Schall die ganze Welt durchdringt und aller Völker Scharen zu dir bringt.
O daß dein Feuer bald entbrennte, o möcht es doch in alle Lande gehn!
Ach Herr, gib doch in deine Ernte viel Knechte, die in treuer Arbeit stehn.
O Herr der Ernte, siehe doch darein: die Ernt ist groß, die Zahl der Knechte klein.
Dein Sohn hat ja mit klaren Worten uns diese Bitt in unsern Mund gelegt.
O siehe, wiie an allen Orten sich deiner Kinder Herz und Sinn bewegt,
dich herzinbrünstig hierum anzuflehn; drum hör, o Herr, und sprich: "Es soll geschehn."
Du wirst dein herrlich Werk vollenden, der du der Welten Heil und Richter bist;
du wirst der Menschheit Jammer wenden, so dunkel jetzt dein Weg, o Heilger, ist.
Drum hört der Glaub nie auf, zu dir zu flehn; du tust doch über Bitten und Verstehn.
(Text: 1-3 Karl Heinrich von Bogatzky 1750 / 8: Albert Knapp 1837 Mel. Dir, dir, o Höchster will ich singen...)

Schriftlesung aus dem Alten Testament Micha 7,18-20:
Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die übrig geblieben sind von seinem Erbteil; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er ist barmherzig! Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast. Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Halleluja!

Apostolisches Glaubensbekenntnis
            Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde,
            und an Jesus Christus,  seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
            Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.                                       Amen

Lied zur Predigt   EG (West) 673, 1-3    Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt,
damit ich lebe. - Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin.
Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und Häusern, die Menschen werden singen,
bis das Lied zum Himmel steigt: Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,  Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Frieden auf Erden.
Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist, damit ich handle.
Ich lobe meinen Gott, der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede.
 Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und Häusern, die Menschen werden singen,
bis das Lied zum Himmel steigt: Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,  Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Frieden auf Erden.
Ich lobe meinen Gott, der meine Tränen trocknet, dass ich lache.
Ich lobe meinen Gott, der meine Angst vertreibt, damit ich atme.
Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und Häusern, die Menschen werden singen,
bis das Lied zum Himmel steigt: Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,  Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Frieden auf Erden.
(Text: Hans-Jürgen Netz 1979; Mel. Christoph Lehmann 1979)

Kanzelgruß: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!

Predigttext: Johannes 14, 23-27  (Der Friede Christi - Lutherbibel)
23 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.
24 Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.
25 Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin.
26 Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
27 Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Predigt:       Aus dem Kinderzimmer dringt Schluchzen. Sam hört es, öffnet die Tür und macht Licht an. Jona, sein achtjähriger Sohn, wälzt sich hin und her, geplagt von einem Alptraum. Sam setzt sich auf die Kante des Bettes, nimmt den Sohn in den Arm und weckt ihn. "Jona! Du hast nur schlecht geträumt."
So, liebe Gemeinde, beginnt eine bewegende Szene in dem ziemlich bekannt gewordenen Hollywood – Film "Schlaflos in Seattle." Sam, gespielt von Tom Hanks, ist ein Vater, der nach dem Tod seiner Frau nicht nur mit der eigenen Trauer fertig werden, sondern noch dazu seinem Sohn über den Verlust hinweg helfen muss. - Schließlich wacht Jona auf. Der Vater hält ihn im Arm und sie sprechen miteinander. "Ich fange an sie zu vergessen." sagt Jona. "Ich weiß gar nicht mehr richtig, wie Mom ausgesehen hat." - Da beginnt Sam zu erzählen: "Sie konnte einen Apfel so schälen, dass die Schale ein einziges Band ergab."
Etwas Wahres steckt in dieser Szene aus einem Kinofilm. Trauer wird noch schlimmer, wenn wir mit dem Menschen auch noch die lebendige Erinnerung an ihn zu verlieren drohen. Wenn die Erinnerung verblasst, was bleibt uns dann? - Der Predigttext schildert eine ganz ähnliche Situation. Auch hier plagen Sorgen und Verlustängste ein junges Kind: Die junge, christliche Gemeinde des Evangelisten Johannes ängstigt sich um den Verlust ihres Herrn Jesus Christus. Furcht und Skepsis plagen die Gemeinde um Johannes herum. Wie können sie sicher sein, dass wahr ist, was sie von Jesus Christus hören? Die Jünger hatten Jesus wenigstens noch mit eigenen Augen gesehen. Sie hatten seine Stimme gehört und seine Nähe gespürt. Aber das ist schon vor 50 / 60 Jahren gewesen und den meisten der Gemeinde ging es so wie uns Heutigen. Sie kennen Jesus auch nur vom Hörensagen.
Als Kinder hatten sie den Geschichten vom Guten Hirten gelauscht. Der Kinderglaube ist naiv, aber unverbrüchlich. Nur, später, wenn wir die Nähe des Heilands nicht mehr so unmittelbar erleben und wir uns unsicher werden: Haben wir eigentlich Glauben; ist Glaube überhaupt etwas für gestandene Menschen? Dann kommen Zweifel und Skepsis, die uns im tiefsten Innern, im Herzen bewegen. "Was ist der Grund, der trägt? Wo gibt es Halt, wenn alles andere unsicher geworden ist? Ist Jesus wirklich da, bei uns, bei mir wie ein guter Hirte?" Die Sehnsucht nach Sinngebung für mein Leben wird vergleichbar mit dem Wunsch, dass jemand die früher sicher geglaubte Gewissheit nunmehr garantieren kann.
Der Johannes kennt die Sehnsucht seiner Gemeinde. Auch darum schreibt er sein Evangelium. Gewissermaßen als Antwort erzählt er eine Begebenheit zwiscen Jesus und seinen Jüngern, berichtet von einem Gespräch nach dem Abendessen. Und zeigt seinen Glaubensgeschwistern, dass auch die ersten Jüngerinnen nd Jünger mit den gleichen Sorgen zu kämpfen hatten wie die Gemeinde, für die er schreibt. Und dabei hatten sie doch Jesus mit eigenen Augen gesehen! Als Jesus wusste, dass er bald sterben würde, versammelte er die Seinen noch einmal um sich. An diesem Abend war es zum letzten Mal, dass sie miteinander zu Tisch saßen. "Kinder", sagte er, "ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, aber wohin ich gehe, könnt ihr mir nicht folgen. Aber: Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen." (Johannes 13,33;14,18)
Die Zeit des Einander-Nahe-Seins hatte ein Ende. Die Wege trennten sich. Der Weg der Jünger wurde schwer, denn nun waren sie auf sich allein gestellt. Sie werden Jesus suchen; sie werden sich danach sehnen, dass alles wieder so wird, wie es war.
     Liebe Gemeinde, wenn die Zeit der ersten Ratlosigkeit vorüber ist, stellen sich den Trauernde neue Fragen, stellen sich den Trauernden neue Fragen: Was bleibt? Werden wir vergessen, wie Jesus war und was er gesagt hat? Wird die erinnerung verblassen?
     Der Vater von Jona, dem es genauso geht wie Johannes, beginnt einfach zu erzählen, z.B. von kleinen Marotten der Mutter. Und hinter der kleinen Geschichte vom Apfelschälen wird ihre Person wieder spürbar. Jona beruhigt sich und schmiegt sich in die Arme des Vaters, bis er erneut einschlafen kann.
Der Evangelist erzählt zwar jetzt keine Marotten von Jesus, aber Geschichten aus dem Leben Jesu. Wie Jesus einmal Wasser in Wein verwandelt hat. Wie er Wunder tat, was er sagte und lehrte. Wie er seinen Jüngern einmal sogar die Füße wusch. So fügt sich Bild an Bild. Und hinter all diesen vielen Bildern wird der Christus selbst sichtbar. Ja, genau: so war er! Das beruhigt für eine  Weile...
Aber leider nicht auf Dauer. Denn: Wer garantiert eigentlich, dass diese Geschichten alle stimmen? Ud dass das Bild, welches sie zeichnen auch wirklich stimmt?
Diese Frage stellt sich in unseren Tagen verschärft. So lange sind wir schon ohne Gottesdienst in unserem schönen, kleinen Kirchenraum in Alanya geblieben. Und jetzt noch, planmäßig sozusagen, Auch im Juli und August. Auch kein Kirchencafè. Wer garantiert uns eigentlich, dass diese Geschichten alle stimmen? Denn viele schreiben und erzählen in diesen Monaten ganz Unterschiedliches von Jesus und Gott: Viele christliche Konfessionen: evangelische, katholische, orthodoxe – und dazu noch unendlich viele Splittergruppen. Was Gott angeht, dann auch noch die Juden und der Islam! Die mangelnde Einheit macht das, was sie von Gott und Jesus, von Abraham und Mose und Allah erzählen, nicht eben überzeugend.
Das ist ein schmerzlicher Zustand – nicht um der Kirche der Christen willen, sondern um der Sache Jesu Christi willen. Denn wie soll sein Andenken in dieser Zeit und Welt glaubwürdig den Menschen vermittelt werden können? Wer glaubt schon einem zerstrittenen Haufen von Religionen oder gar Konfessionen? - Und darum ist es wichtig, liebe christliche Gemeinde an der türkischen Riviera, dass wir in Alanya und Antalya unsere Gottesdienste in ökumenischer Gemeinschaft feiern und dass alle mit dabei sein können, wenn es darum geht, das eine, das ungeteilte Erbe der frohen Botschaft Jesu Christi in dieser Zeit und Welt zu bezeugen!
Der Evangelist Johannes nimmt die Not seiner Gemeinde ernst. "Ja," sagt er: "Es ist ein Problem, wenn die Einheit zerfällt. Darum müssen wir uns um das Wort Jesu mühen. Wir müssen uns prüfen lassen an dem, was Jesus selbst gesagt hat. Dann bleiben wir bei ihm und bleiben zusammen." - Fast will mir scheinen, als hätte er einzig und allein zu diesem Zweck die Worte Jesu aufgeschrie-ben in seinem Evangelium. Und in der Tat: alle Christen in allen Konfessionen eint die EINE HEILIGE SCHRIFT, die Bibel. Aber zur Einheit gehört mehr als der Buchstabe. Zur Einheit gehört ein bestimmter Geist. So wie Jesus immer und immer wieder betonte: "Mein Vater und ich sind eins.Wer mich sieht, sieht den Vater. Wen ich liebe, den liebt der Vater." Einheit kann man nicht erzwingen; sie lebt aus dem Geist der Liebe.
Liebe ist es letztlich auch, was Jona's Vater im Film "Schlaflos in Seattle" glaubwürdig macht. Dass der kleine Junge sich darauf verlassen kann: Mein Vater wird keine Lügen über Mama erzählen, denn er liebt sie und er liebt mich.
Johannes erinnert sich, erinnert uns an ein Wort Jesu. Liebe ist die Voraussetzung jeder Einheit. Sie kommt aber nicht von uns, sondern zu uns. Gott ist es, der uns zuerst liebt, damit wir ihn zurück lieben können.
In aller unserer Sorge um die Christenheit ob sie denn wohl glaubwürdig sei, ist die Botschaft der Liebe Gottes für uns eine Entlastung. Es hängt eben nicht von uns ab, ob die Erinnerung an Jesus glaubhaft ist oder nicht. Gott selbst sorgt dafür! - Shen Sie, seht ihr: Dazu schenkt er den Heiligen Geist, den Johannes hier "den Beistand" nennt. Ein Beistand, der tröstet und neue Orientierung schenkt. Denn die Zeit nach der Himmelfahrt ist anders als die Zeit vorher. Sie ist beherrscht von Trauer und Sehnsucht. Aber eines ist sie nicht! Die Zeit nach Himmelfahrt ist keine Zeit, die wir gottlos – ohne Gott – leben müssten und lediglich noch auf verblassende Erinnerungen angewiesen wären. Sondern es ist eine Zeit, in der Gott immer wieder zu uns kommt durch den Heiligen Geist. Z.B. in unsere Gottesdienste.
Der Hollywood-Film findet eine vergleichbar verblüffende Lösung. Sie ist falsch und richtig zugleich: Nachts, wenn Jona schläft, liegt der Vater wach, zwischen Tg und Traum. Da kommt dann seine Frau zu ihm und er spricht mit ihr.
Richtig daran ist: Wie die Mutter des Nachts zu Jona's Vater kommt, so bleibt auch die Christenheit nicht allein. Jesus sagt: "Ich komme zu euch – und nicht nur ich, sondern ich und mein Vater werden kommen und Wohnung nehmen bei jedem Christenmenschen. Wir kommen und sind dir nahe, damit du uns nahe sein kannst." Aber anders als im Film ist die Nähe nicht einfach nur die Wiederholung des früheren Zustandes. Die Nähe Gottes ist vermittelt durch den Heiligen Geist, dessen Fest wir jüngst zu Pfingsten gefeiert haben.
Aber dieser Geist stellt nicht nur den früheren zustand wieder her. Dieser Geist schafft etwas Neues. Er sorgt dafür, dass aus den verängstigten Jüngerinnen und Jüngern eine neue Gemeinschaft wird, die mit einer Stimme sprechen kann. Er lässt die Christenheit mit einer Zunge reden, damit sie von aller Welt verstanden wird. Er ist der Geist, der letztlich dafür sorgt, dass die erinnerung an Jesus Christus lebendig bleibt. Der Heilige Geist ist die Liebe, die uns bei allen Gefährdungen des Lebens und in aller Bedrängnis unsere Füße auf festen Boden stellen will. Der Heilige Geist ist eben jene Liebe, die uns mit der Gewissheit tröstet: "Was auch kommen mag – du bist nicht allein!" Diese Gewissheit kann man nicht produzieren. Sie ist ein Geschenk. Wenn sie sich einstellt, dann ist das eine Tat des Heiligen Geistes.
Der kleine Jona ist von Alpträumen geplagt. Unruhig wälzt er sich auf seinem Bett. Da kommt sein Vater, nimmt ihn in den Arm und erzählt ihm von der Mutter, bis der Junge wieder Atem schöpfen kann und Ruhe findet. - Liebe Gemeinde, dass jemand da ist, wenn wir von Zweifel und Sorge geplagt sind, dass jemand dann uns von Jesus Christus erzählt und uns unseren Glauben stärkt, das gebe Gott in seiner Liebe einer jeden und einem jeden von uns!
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere menschliche Vernunft es fassen kann, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Heiland.      AMEN

Instrumental

Fürbittgebet: (Lasst uns beten) Komm, Heiliger Geist und rühre uns an!
Mit der Kraft aus der Höhe rühre uns an. Gib deinem Wort Leuchtkraft in unseren Worten, dass es zum Glauben erweckt, zur Hoffnung ermuntert und zur Liebe verlockt alle deine Kinder. Gib Leuchtkraft deinem Wort in unserem Gewissen, dass die Wahrheit aufstrahlt und die Lüge verblasst, dass der Friede an Kraft gewinnt und der Hass sich verzehrt, dass die Freiheit zum Sieg kommt und zum Versiegen das Unrecht.
Komm, Heiliger Geist und rüste uns aus! Mit Frieden und Mut, einen guten Ausgang und zum neuen Werk einen mutigen Anfang: damit die Regierenden weise entscheiden und dann auch entschieden regieren, damit die Mächtigen über ihre Macht barmherzig verfügen und die Ohnmächtigen Barmherzigkeit finden. Gib den Einsamen Freude, den Verlotterten Halt, den Versteinerten gib ein Lächeln zurück.
Komm Heiliger Geist! Bei uns bist du nötig. Wir brauchen dich. Auf den Höhen der Macht, im traurigen Abgrund und auf alltäglichen Wegen. Überall brauchen wir deinen Impuls. Wir brauchen deinen Mut zum Leben und wir brauchen deinen Frieden zum Sterben. Wir brauchen dich an allen Enden. Komm, Heiliger Geist!
Das beten wir zu Gott, wenn wir uns jetzt erheben und gemeinsam sprechen:
(im Stehen: gemeinsam gesprochenes) „Vater unser
Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.           Amen

Gemeindegesang EG (West) 609, 1-3   und  Sammlung der Kollekte
Du hast vereint in allen Zonen, uns, die du liebtest je und je
wir bitten, Herr, lass bei uns wohnen den Geist der Gnade aus der Höh.
Sieh an, es beugen voll Vertrauen all deine Kinder ihre Knie,
du wollest ihre Hoffnung schauen, tritt, Vater, heute unter sie.
Und der Verheißungen gedenke, vereinige uns durch den Geist
und schaffe, dass er Frieden schenke, und lehr, wie man dich Vater heißt.
Mach unsre blinden Augen sehen, mach unsre toten Herzen neu,
gib Stimmen du zu Lob und Flehen und ein Bekenntnis, wahr und treu.
Verbreite deine frohe Kunde vom Anfang bis zum Niedergang,
mach alle uns zu einem Munde, aus Tausenden ein Lobgesang!
Dein starker Arm zusammenbringe die Völkerwelt von nah und fern,
daß sie am Kreuz ihr Loblied singe, dir, Jesus Christus, ihrem Herrn.
(frz.; deutsch von Johann Christoph Hampe 1950 / Mel. Wie groß ist des Allmächtgen Güte...)


ABKÜNDIGUNGEN (Liebe Leserin und lieber Leser, am kommenden Dienstag endet unsere Beauftragung zum Dienst in Alanya. Deshalb ist dies vorerst unser letzter Gottesdienst in  schriftlicher Form. Ich bedanke mich, auch im Namen von meiner Frau Erika, für Ihre Treue und Eure Verbundenheit auch über die weite Entfernung. Allerdings: verabschieden möchten wir uns noch nicht, denn wir haben ja noch einen Koffer in der Dienstwohnung und den müssen wir demnächst abholen, wer weiß, vielleicht dann ja auch in Verbindung mit einem realen Gottesdienst im Kirchenraum. Bis dahin: Ein herzliches "Gott befohlen!"     Euer Pastor Frieder Lenger)

Gemeindegesang: Lied Nr. 295, 1.3.4   Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit,
nach seinem Worte handeln und leben allezeit; die recht von Herzen suchen Gott und seine Zeugniss' halten, sind stets bei ihm in Gnad.
Mein Herz hängt treu und feste an dem, was dein Wort lehrt.
Herr, tu bei mir das Beste, sonst ich zuschanden werd.
Wenn du mich leitest treuer Gott, so kann ich richtig laufen den Weg deiner Gebot.
Dein Wort, Herr, nicht vergehet, es bleibet ewiglich,
soweit der Himmel gehet, der stets beweget sich;
Dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit gleichwie der Grund der Erden, durch deine Hand bereit'.
(Text: Cornelius Becker 1602 / Mel. Heinrich Schütz 1661)
Segenswort
Herr, sei vor uns und leite uns; sei unter uns und trage uns; sei über uns und segne uns; sei um uns und schütze uns; sei in uns, daß Geist, Seele und Leib, dein Eigentum, dir recht dienen und deinen Namen heiligen.
So segne Euch und behüte Euch der allmächtige Gott,
+ der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.                           Amen.
Musikalisches Nachspiel

Sonntag, 21. Juni 2020

Gottesdienst am Sonntag, den 21. Juni 2020


Gottesdienst am Sonntag, den 21. Juni 2020 (2. So. n. Trinitatis) um 11 h 30 in der oekumenischen Gemeinde St. Nikolaus zu Alanya.

Musik zum Eingang

Gruß und Eingangswort
Wir beginnen und feiern miteinander Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.
Dazu grüße ich Sie alle mit dem Wochenspruch für die heute, am 2. So. n. Trinitatis, beginnende Woche aus Mt. 11,28: Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.             Amen

Gemeindegesang Lied  EG 168, 1-3  Du hast uns, Herr, gerufen, und darum sind wir hier. Du hast uns, Herr, gerufen, und darum sind wir hier. Wir sind jetzt deine Gäste und danken dir. Wir sind jetzt deine Gäste und danken dir.
Du legst uns deine Worte und deine Taten vor. Du legst uns deine Worte und deine Taten vor. Herr, öffne unsre Herzen und unser Ohr. Herr, öffne unsre Herzen und unser Ohr.
Herr, sammle die Gedanken und schick uns deinen Geist, der uns das Hören lehrt und dir folgen heißt. Herr, sammle die Gedanken und schick uns deinen Geist, der uns das Hören lehrt und dir folgen heißt.                                                                                                 (Kurt Rommel 1967)

gemeinsame Lesung aus Psalm Ps. 36,10; 6-9)
Bei dir, Gott, ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe.
Herr, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel
Zuflucht haben. Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Bei dir, Gott, ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.  Halleluja!

Kyrie: Bei dir, Gott, ist die Quelle des Lebens... Wie oft kann man nicht mehr viel davon spüren, dass wir das wissen, Herr? Die Quellen unseres Lebens fließen woanders, wie wir meinen: Dort, wo uns weltliche Sicherheiten vorgaukeln, wir könnten unser Leben selbst machen. Wo wir den eigenen Kräften vertrauen und uns auf unsere Fähigkeiten oder unser Geld verlassen. Führe uns zurück zu dir, Herr. Zeig' uns die wahre Quelle an der lebendiges Wasser fließt! - Dafür bitten wir, wenn wir jetzt singen: Kyrie, eleison...

Gloria: Gott ruft uns: Kommt her zu mir alle... Heute sind wir von ihm selbst neu eingeladen in sein Haus, an seinen Tisch, in die Gemeinschaft der Menschen, die mit ihm und von seiner Güte leben wollen. Dazu sind keine Bußübungen nötig, keine Unterwerfung... Wir sollen die freundliche Einladung Gottes annehmen. Das ist alles, das ist das Ganze. So werden wir selbst neu und unser Leben bekommt einen neuen Anfang. Lobsinget Gott, erhebt seinen heiligen Namen! Laudate omnes gentes

Tagesgebet: (Lasst uns beten!) Du lädst uns ein, lebendiger Gott, und wir sind da.
Wir kommen in dein Haus und suchen deine Nähe. Wir kommen mit unseren Fragen und suchen nach Antwort. Wir kommen mit unserem Zweifel und suchen nach Trost. Wir kommen mit unserer Freude und suchen nach einem, dem wir davon erzählen können. Wir kommen mit unseren Geschichten aus der vergangenen Woche und aus längst vergangenen Zeiten, und wir suchen nach einem, der diese Geschichten kennt und darum weiß.
Du lädst uns ein, lebendiger Gott, öffnest uns dein Haus und dein Herz, schenkst uns Ruhe für unsere Seelen und du hörst uns.              Amen

Gemeindegesang Lied  EG 66, 7+8
Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben. Hochgelobt sei der erbarmende Gott, der uns den Ursprung des Segens gegeben; dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod. Selig, die ihm sich beständig ergeben! Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.
Jesus ist kommen, sagt's aller Welt Enden. Eilet, ach eilet zum Gnadenpanier! Schwöret die Treue mit Herzen und Händen. Sprechet: wir leben und sterben mit dir. Amen, o Jesu, du willst uns vollenden,  Jesus ist kommen, sagt's aller Welt Enden.        (Johann Ludwig Konrad Allendorf 1736)

Schriftlesung: 1. Johannesbrief 4, 16-21
16 Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat: Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.17 Darin ist die Liebe bei uns vollendet, auf dass wir die Freiheit haben, zu reden am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. 18 Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet mit Strafe; wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. 19 Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. 20 Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht. 21 Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.                Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Halleluja!

Apostolisches Glaubensbekenntnis
            Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde,
            und an Jesus Christus,  seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
            Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.                                       Amen

Lied zur Predigt   EG 412, 1,2,4    So jemand spricht: "Ich liebe Gott," und hasst doch seine Brüder, der treibt mit Gottes Wahrheit Spott und reißt sie ganz danieder. Gott ist die Lieb und will, dass ich den Nächsten liebe gleich als mich.
Wer dieser Erde Güter hat, und sieht die Brüder leiden und macht die Hungrigen nicht satt, lässt Nackende nicht kleiden, der ist ein Feind der ersten Pflicht und hat die Liebe Gottes nicht.
Wir haben einen Gott und Herrn, sind eines Leibes Glieder, drum diene deinem Nächsten ger, denn wir sind alle Brüder. Gott schuf die Welt nicht bloß für mich, mein Nächster ist sein Kind wie ich. 
(Christian Fürchtegott Gellert 1757)

Kanzelgruß: Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Predigttext: Lukasev. 16, 19-31  (Lutherbibel) Vom reichen Mann und armen Lazarus
19 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. 20 Ein Armer aber mit Namen Lazarus lag vor seiner Tür, der war voll von Geschwüren 21 und begehrte sich zu sättigen von dem, was von des Reichen Tisch fiel, doch kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. 22 Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben.
23 Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. 24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme. 25 Abraham aber sprach: Gedenke, Kind, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, du aber leidest Pein. 26 Und in all dem besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüberwill, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber. 27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus;
28 denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. 29 Abraham aber sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören.
30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. 31 Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.

Predigt (Vorbemerkung und drei Teile):        Liebe Gemeinde!
(Vorbemerkung)  Ja, es gibt ein 'zu spät!'. Erst im Nachhinein, wenn nichts mehr zu ändern ist, geht es einem auf: Das habe ich ja gar nicht gewollt! Oder: Hätte ich mich damals doch nur anders verhalten! Aber jetzt ist es unwiderruflich geschehen. Was ich getan habe, lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Was ich versäumt habe, kann ich nicht mehr nachholen. Es ist  'zu spät!'
Sind Sie auch schon einmal auf dieses  'zu spät!' gestoßen? Es ist ja eine harte Erkenntnis, die einen erschreckt und schmerzt: Zu merken, in was für eine Sackgasse man sich selbst hinein manövriert hat. Man sucht verzweifelt einen Ausweg, versucht, seine elende Lage zu mildern, das schier Unerträgliche irgendwie abzuändern. Und immer dieselbe Antwort: Dafür ist jetzt keine Zeit mehr.  'zu spät!'
(Teil I) Dieses  'zu spät!' ist es, was der reiche Mann erfahren muss, von dem Jesus uns heute erzählt. Der reiche Mann, der den armen Lazarus alle Tage elend und hungrig vor seiner Tür liegen ließ. Er dagegen Wer sich so schön und teuer kleiden kann, dass er nicht auf hundert Lire schauen muss, wer reichlich zu essen und zu trinken hat und seine Quarantäne in einer behaglichen Wohnung mit Balkon oder Garten absitzen kann, der ist reich. Heutzutage. Der muss sich keine Gedanken machen um das Lebensnotwendige.
Und der reiche Mann macht sich demzufolge auch keine sorgenvollen Gedanken. Braucht er auch nicht. "Wozu an morgen denken? Es ist ja noch Zeit, mir geht's ja noch gut. Da liegt zwar einer vor der Tür, so ein Habenichts. Schlimm genug, dass man dieses Bettelvolk überhaupt auf der Straße sieht. Aber zu Hause kann man sich den Anblick ja ersparen, hinter Hecken und Zäunen. Ich lass mir doch mein schönes Leben nicht durch ein Hungergesicht vermiesen. Tür zu! Aus den Augen, aus dem Sinn. Na ja, er ist schon ein armes Schwein, der Kerl da draußen. Aber bin ich etwa von der Fürsorge? Soll er doch arbeiten gehen! Sollen sich doch andere um ihn kümmern. Gutmenschen gibt es ja genug.
Der reiche Mann nimmt von dem armen einfach kaum Notiz. Er lebt so, als ob da draußen vor der Tüür einfach alles in Ordnung wäre. So inzeniert er sein Leben als ein einziges Fest.  - Machen wir uns nicht auch gerne etwas vor, wenn es uns gut geht? Dass wir es uns – mit TUI – ja schließlich auch "verdient" haben. Dass die Welt da draußen gar nicht so schlimm ist. Dass es gar nicht so viele Gestrandete (= auf den Strand geworfene) und Obdachlose gibt, wie immer behauptet wird. Dass eigentlich keiner Hunger leiden muss, wenn er nur arbeiten will.
Das wirkliche Elend draußen vor der Tür nicht sehen, weil man es gar nicht sehen will. Nur die schönen Seiten des Lebens betrachten und die anderen, die unschönen, ausblenden, einfach wegzappen, so wie im Fernsehen ein anderes Programm einschalten, wenn einem Hässliches gezeigt wird: So lebt der reiche Mann.
Jesus sagt uns nicht, wie dieser Mann heißt. Er hat keinen Namen. Er hat kein Gesicht. Ist nicht ansprechbar. Ein Nobody. Wenn einer so lebt, dass er sich das Unerfreuliche immer vom Leib hält, nicht hinsieht und keine Hand rührt, ist er als Person nicht zu fassen.
Jenen Armen dagegen, den der Reiche nicht sehen will, zeigt Jesus uns als Person. Das ist jemand, den man mit seinem Namen ansprechen kann: "Lazarus", hebräisch: "El Azar", "Gott hilft". Der Arme liegt, wel er nicht laufen kann. Er hat Geschwüre, ist also krank und hilflos. Und zwei weitere Kennzeichen verraten uns, wie arm er dran ist: Er möchte gern etwas von den Essensabfällen des reichen Mannes haben, und er wird von den umherstreunenden Hunden abgeleckt. Wenn ein Mensch seinen Hunger mit den Abfällen anderer stillen will, wenn er selber so zum armen Hund geworden ist, dass nur noch Tiere sein Elend lindern – dann ist er wirklich arm dran. Von wem soll er noch Hilfe erwarten, wenn nicht von Gott? -
Doch zu seinen Lebzeiten ändert sich nichts. Der Arme muss erst sterben, dann jedoch wird er von den Engeln in Abraham's Schoß getragen. An den Ort also der Seligkeit, des vollkommenen Glücks. - Auch der Reiche stirbt und kommt in die Hölle. - Und jetzt sind die Verhältnisse umgekehrt: der Reiche, der zu Lebzeiten alles hatte und genießen konnte, muss jetzt alles entberen. Er sieht den Armen, an dem er auf Erden vorbeigesehen hat. Jetzt ist er dem gegenüber, den er vor seiner Tür im Elend sterben ließ. Und der Arme ist im vollkommenen Glück.
(Teil II) Nun lernt der Reiche die Qual eines unstillbaren Durstes kennen. Er hebt den Blick empor und sieht Lazarus in festlicher Freude – sieht einen Menschen, der in Fülle genießt, was er selber "alle Tage" des Lebens genossen hat! Und er rief: "Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen!"
Liebe Gemeinde, geht es Ihnen / Euch auch so? An dieser Stelle habe ich Mitgefühl mit dem reichen Mann. Er bittet um Erbarmen, bittet den Stammvater des Gottesvolkes, Abraham, flehentlich um Hilfe. Erbarmen, Hilfe – er, der seinerseits mit Lazarus kein Erbarmen geschweige denn Hilfe hatte! Aber Jesus erzählt uns die Geschichte so, dass sie dieses Mitgefühl in uns selber geradezu hervorruft. Auf einmal spüren wir, was der reiche Mann zu Lebzeiten nicht gespürt hat: "Erbarmen".
Doch es gibt ein  'zu spät!'. Freundlich, aber bestimmt antwortet ihm Abraham: "Gedenke, Sohn..." Du hast in deinem Leben dein Gutes empfangen – denke daran, was du damit getan hast. Lazarus dagegen hat Böses empfangen – denke daran: er lag vor deiner Tür. "Nun wird er hier getröstet, und du wirst gepeinigt."
Nein, die Auskunft lässt kein Ausweichen zu. Sie erinnert daran, wie es gewesen ist. Sie erinnert den reichen Mann an seine Verantwortung. Was jetzt geschieht, ist nur die Folge seines lieblosen Verhaltens. - Ist es nicht so, dass Menschen sich keine Zeit nehmen, über die Folgen ihres Verhaltens nachzudenken? Dass sie es lieber auf später verschieben, als es sich jetzt genau anzusehen, was sie eigentlich tun? Bis so irgendeine Krise das Nachdenken auslöst?
Jetzt – in der Krise – wird der reiche Mann damit konfrontiert, wie er sich selbst in seine ausweglose Lage gebracht hat. Er hat sein Leben zu einem täglichen Fest gemacht, ohne Lazarus zu beachten – deswegen spürt er nun, wie das ist: Ein Leben ohne Liebe, ohne mitfühlendes Erbarmen. Zwischen einem solchen Dasein und einem Dasein, das von Erbarmen erfüllt ist, klafft ein unüberwindlicher Abgrund.
Nun erinnert sich der Reiche an seine fünf Brüder.  Sie führen zu Hause noch das gleiche Leben, das er geführt hat. Daher bittet er Abraham: Schicke Lazarus zu meinen Brüdern! Er soll sie warnen, damit sie nicht auch an den Ort der Qual kommen.
Auch diese Bitte wird abgelehnt. Warum? In der Thora, der Weisung mit den Geboten, die Mose und die Propheten überliefern, steht alles schwarz auf weiß, was die Brüder wissen müssen, alles auch, was der Reiche selber hätte wissen können. Da wird ihnen gesagt, was Gott fordert. Das sollen sie hören: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen..." (5. Mose 6,5) "Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst..." (3. Mose 19,18) Wer darauf hört, weiß, vor wem und für wen er verantwortlich ist.
Der Reiche kennt seine Brüder: sie sind offenbar ähnlich wie er selbst und kümmern sich nicht um Gottes Gebot. Deshalb bittet er zum dritten Mal: "Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun."
Doch Abraham, der Gerechte, urteilt wie ein unbestechlicher Richter: "Wenn deine Brüder nicht auf Mose und die Propheten hören, so werden sie auch nicht überzeugt, wenn einer von den Toten auferstünde."
(Teil III) Liebe Gemeinde, was geschieht mit uns, wenn wir diese Antworten des Erzvaters Abraham hören? Mir geht es dabei so, dass mein Mitgefühl mit dem reichen Mann wächst. Dabei empfinde ich die Antworten Abrahams als gerechte Urteile – hart, aber gerecht. Und ich merke gleichzeitig: Mit einer solchen Gerechtigkeit ohne Erbarmen kann kein Mensch es aushalten. Und ich glaube, dass Jesus uns diese Geschichte erzählt, damit wir genau das merken: ohne Erbarmen kann kein Mensch es aushalten.
Jesus belehhrt uns nicht, was einer verdient hat, der sich so verhält wie der reiche Mann. Er droht uns nicht: wenn ihr so lebt wie dieser Reiche, dann wird euch die Hölle heiß gemacht! Nein, Jesus spricht hier mit einer strengen Liebe zu uns, indem er uns fühlen lässt, wie das ist: gerecht, aber ohne Erbarmen behandelt zu werden. Er ruft Erbarmen in uns hervor, Mitleid mit dem reichen Mann, der plötzlich so arm dran ist wie jener Lazarus, von dem er vorher keine Notiz nehmen wollte.
Liebe Gemeinde, so lässt uns Jesus spüren, was der reiche Mann nicht nur dem armen Lazarus, sondern was er sich selbst antut, wenn er die Not des anderen nicht sehen will. Wer nur um das eigene ICH kreisend "alle Tage herrlich und in Freuden" lebt, spaltet damit auch das Arme, Schwache und Verwundete in sich selber ab. Darum will er den armen Lazarus nicht sehen, weil diese Gestalt ihn ja daran erinnern würde, dass auch in ihm ein armer Lazarus steckt, der um Nahrung und Anerkennung bittet.
Früher oder später kommt der Tag, wo wir uns dem stellen müssen, was in uns selber ähnlich ist dem armen Lazarus. Der Tag, wo diese Gestalt uns plötzlich gegenüber steht, so dass wir nicht mehr an ihr vorbeisehen können. Jesus mahnt uns, weil er uns liebt: Das Arme, Schwache, Verwundete, das wir aus unserem Ichbewusstsein und damit aus unserem Leben ausschließen, mitfühlend anzunehmen, bevor es zu spät ist. Und weil keiner von uns gerne ein "armer Lazarus" sein möchte, weckt Jesus unser mitgefühl mit dem Reichen Mann. Der ist im Leben so gut dran, wie es eigentlich jeder gerne wäre. Und macht sich vor, er könnte ohne Erbarmen, erbarmungslos drauf los leben. Das ist die Illusion, die jeder und jede von uns sich zurecht macht – solange es uns gut geht.
Darum lässt Jesus uns mit dem reichen Mann mitfühlen. Wir merken am eigenen Leib, dass ein Dasein ohne Erbarmen nicht auszu halten, dass es diie Hölle ist. Wir merken, was wir uns selber antun, wenn wir einen armen Lazarus draußen vor der Tür in seinem Elend liegen lassen. Und genau das ist der Weg der Umkehr, den Jesus uns ermöglicht, der Weg, auf dem wir uns des armen Lazarus' erbarmen – dem vor der Tür wie dem in uns selbst.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere menschliche Vernunft es fassen kann, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Heiland.      AMEN

Instrumental

Fürbittgebet: (Lasst uns beten)  Wir bitten dich, Gott, heute um große und kleine Erquickungen
für alle, die nicht mehr weiterkönnen. Wir bitten um Brot für die Hungrigen; um Wasser für die Durstigen; um Trost für die Traurigen; um Liebe für die Einsamen. - Wir bitten: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich, Gott, um leichtere Lasten für alle, die schwer tragen an ihrem Gepäck. Wir bitten um liebevolle Begleiter für alle, die krank sind; um einen sicheren Hafen für alle Geflüchteten; um ein Zuhause für alle, die kein Dach über dem Kopf haben; um offene Ohren für alle, die etwas mit sich herumtragen, was sie noch keinem haben sagen können. - Wir bitten: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich, Gott, um Ruhe für unsere Seelen und um Ruhe für alle unruhigen Herzen. Wir bitten um Schlaf für die Schlaflosen, um Entspannung für die Überforderten, um Stille für die, denen der Lärm zusetzt, um Frieden für die, um die der Krieg tobt. - Wir bitten: Herr, erbarme dich.
Mach offenbar, lebendiger Gott, wo wir dich finden, wo du deine Gaben verschenkst, wo wir uns nur in den Strom der Güte stellen müssen, der vom Himmel kommt. Mach offenbar, wie wir den Weg zu dir finden, wenn du uns rufst. Zeig dich uns und zeig dich der Welt, denn sie wartet auf dich.    Amen
         Das alles beten wir zu Gott, wenn wir uns jetzt erheben und gemeinsam sprechen:
(im Stehen: gemeinsam gesprochenes) „Vater unser
Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.           Amen

Gemeindegesang EG 420, 1-5  und  Sammlung der Kollekte
Brich mit den Hungrigen dein Brot, sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus.
Such mit den Fertigen ein Ziel, brich mit den Hungrigen dein Brot,sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied.
teil mit den Einsamen dein Haus uch mit den Fertigen ein Ziel, brich mit den Hungrigen dein Brot, sprich mit den Sprachlosen ein Wort.
Sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus, such mit den Fertigen ein Ziel, brich mit den Hungrigen dein Brot.
Sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus, such mit den Fertigen ein Ziel.                                           (Text: Friedrich Karl Barth 1977)

ABKÜNDIGUNGEN /Hinweis auf den nächsten Gottesdienst zum Lesen am kommenden Sonntag)

Segenswort
Der Herr, unser Gott, behüte uns dann, wenn wir kommen, und dann, wenn wir gehen. Bei allem, was böse ist, bewahre er uns. Die Vernunft und alle Sinne lasse er uns. Er segne unsere Zeit.
So segne Euch und behüte Euch der allmächtige Gott,
+ der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.                           Amen.

Musikalisches Nachspiel