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Samstag, 30. Mai 2020

Ökumenischer Gottesdienst am Pfingstmontag, 01.06.2018


Ökumenischer Gottesdienst am Pfingstmontag, 01.06..2018, um 11:00 Uhr 
in der Kirche im „Garten der Toleranz“ in Kadriye

als Lesung ist vorausgesetzt: Apg. 2, 1-24

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Predigt zu 2. Korinther 3,6:
Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig!"

Liebe Gemeinde,
"Schmückt das Fest mit Maien", so heißt es in einem alten Pfingstlied.
Aber: Warum eigentlich?
"O Heil'ger Geist, kehr bei uns ein." so heißt es in einem anderen Pfingstlied.
Aber: Was ist das denn für ein Geist?
Wir könnten die Fragen fortsetzen. Fände hier jetzt unter uns eine Meinungsumfrage statt, und jeder sollte in ein paar Sätzen sagen, was "Pfingsten" heißt, dann würden viele von uns woh ein paar Formeln zusammen bekommen – Heiliger Geist, Ausgießung des Geistes, eventuell noch: Geburtstag der Kirche -, aber: könnten wir auch sagen, was in diesen Formeln steckt, was sie meinen, was sie heute bedeuten?
Ich will's versuchen. Dabei lasse ich mich von zweierlei leiten, von einem Bild und von einem Spruch:
          Wir haben vorhin die alte Geschichte vom Pfingstwunder gehört. Der Geist Gottes kommt brausend vom Himmel herab, setzt sich auf die Menschen, besitzt damit die Menschen, und das sieht aus, wie wenn Flammenzungen aus den Menschen schlagen. Geist entflammt. Gottes Geist entflammt Menschen und macht sie neu reden. Andere denken: "Die sind betrunken..."
          Im zweiten Korintherbrief schreibt Paulus einer Gemeinde, dabei auch über sich selbst, und dabei fällt der Satz: "Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig."

Ich beginne mit drei verschiedenen Situationen, drei unterschiedlichen beispielhaften Lebensausschnitten, die ich jeweils mit ein paar Strichen skizzieren will.
Erstes Beispiel:
Zwei Regierungen schließen einen Vertrag miteinander und einigen sich auf geregelte Beziehungen. In dem Vertrag steht nicht: "Wir verzichten darauf, gegenseitig auf unsere Regierungschefs Spione anzusetzen." Tut es der eine dennoch, hat er zwar keinen Buchstaben verletzt, wohl aber den Geist des Vertrages. Das ist ein Beispiel für den Unterschied zwischen Buchstabe und Geist. Die Berufung auf den Buchstaben, die bloße Orientierung am Buchstaben, kann zerstören, weil der lebensschaffende Geist draußen bleibt.
Zweites Beispiel:
Die Kirche lebt aus der Bibel. So sagt man. Aber wie? So, dass wir den alten Text immer und immer wieder lesen, am besten aus-wändig lernen und aufsagen? Wenn doch die alte Bibel Geschichte und Erfahrung des Glaubens vielfältig enthält, bleiben wir dann nicht am besten Buchstabe für Buchstabe bei ihr?
So denkt mancher. Auch heute. Aber was würde daraus folgen?
Dies. Wir müssten dann uralte Texte buchstabengetreu wiederho-len; Texte, deren Verfasser in einer unvorstellbaren anderen Welt gelebt haben, und wir müssten zugleich unser Leben, unser Denken, unsere Welt fernhalten. Die Buchstaben wiederholen – und mit beiden Füßen in dieser Welt, im Jahre 2020 leben, das wäre wirklich zweierlei. Wollen wir das? Wer kann das überhaupt? Sollte dies "glauben" heißen?
Nein. Denn: die bloße Wiederholung von Buchstaben ist kein Leben, sondern erst der Geist schafft Leben. Das heißt jetzt: ich nehme die alten Texte, die alte Überlieferung der Bibel – ich setze sie dem Leben aus, der Not, der Freude, den Fragen des heutigen Lebens. Und dann kann es sein, dass sie neu sprechen, dass neuer Geist in alten Texten "spruchreif" wird – und dass Menschen etwas Neues zu sagen haben. Das ist dann oft was ganz anderes, als was die Vorfahren gesagt haben. Wie sollte es auch sonst sein?
Drittes Beispiel:
Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist 71 Jahre alt. Es hat den Deutschen über Jahre hinweg eine grundlegende Rechtssicherheit gegeben. Staatsrechtler sagen, es sei im Grunde die beste Verfassung unter allen Demokratien der Welt. Was läge also näher, als an diesem Grundgesetz aber auch nicht einen Buchstaben zu verändern! Jedoch: das Grundgesetz ist in den vergangenen 70 Jahren seiner Geltung mindestens achtzig Mal geändert oder ergänzt worden. Warum?
Weil die einmal 1949 geschriebenen Buchstaben nicht alle kommenden, neuen, unerwarteten Lebenssituationen und Lebensfragen einfangen können. Man muss sich nämlich gelegentlich Neuem stellen, und dann lehrt der (Zeit-)Geist Neues zu sagen.

Das sind drei Beispiele: eins aus der Politik zwischen Völkern, eins aus der jüngsten Geschichte und eins, das die über zweitausend jährige Geschichte der Kirche und des Glaubens angeht. Alle drei Beispiele haben auf unterschiedliche Weise mit demselben zu tun, mit der Spannung zwischen Buchstabe und Geist.
Was lehren uns die drei Beispiele, wenn wir sie jetzt unmittelbar auf unseren Anlass, auf Pfingsten und den Heiligen Geist beziehen?
Ich will es zweifach zusammenfassen:
Einerseits: Pfingsten ist ein tolles Fest: ein Fest, das uns wie kein anderes einweist in die Dynamik des Lebens, hineinschickt in den lebendigen Prozess, uns nicht festhält im Gestern, sondern uns auf den Weg bringt ins Morgen mit seinen neuen Fragen, Aufgaben, Möglichkeiten. Pfingsten heißt: Bewegung und Veränderung. Pfing-sten heißt: Gott ist jung – die Kirche kann wieder jung werden, un-ser Glaube macht uns jung. Denn Pfingsten ist nicht ein Fest des Buchstabens, sondern des Geistes.
Dieser Geist ist nicht unser Geist – hat aber mit unserem Geist zu tun. Es ist nicht einfach unser Denken – hat aber auch damit zu tun. Es ist nicht der Geist einer bestimmten Gemeinde oder Gemein-schaft oder einer Gruppe – aber auch dort kann er lebendig sein. Was ist das für ein Geist?
Bildhaft gesagt: Gottes Geist, Jesu Geist, der in unser Denken und Handeln hineinfährt, es in neue Bewegung bringt, es zum Guten wendet und uns so über uns selbst hinausführen kann.
Weniger bildhaft gesagt: Es ist in all unserem Denken und Handeln jener Treffer, der irrenden, unvollkommenen Menschen hier und dort dennoch gelingen lässt, dass es dies auf Erden gibt: Liebe, Glück, Bestehen, Durchkommen.
Das andere: Pfingsten ist auch ein gefährliches Fest! Denn wer sagt denn, ob die Bewegung wirklich Neues bringt, das mir auch passt? Wer sagt vorher, ob – im Bilde gesprochen – das Jung-sein Gottes, der Kirche, des Glaubens nicht doch über die Stränge schlägt, gemessen am Bestehenden, Gültigen, fromm Gemessenen? Niemand kann's sagen. Ob also nicht doch die Ordnung des Buchstabens sicherer ist als das Wehen des Geistes? Mag sein: ruhiger – aber gilt das? Sollten wir das Bild von den züngelnden Flammen auf den Köpfen eventuell doch lieber auslöschen und ein anderes malen: Paragraphen, Gesetzesabschnitte, Buchstaben, die über jedem Kopf schweben?
Dreimal Nein!!! Denn: Dass das Neue Testament jene Geschichte vom Pfingstwunder überliefert, die Geschichte, in der die Umstehenden meinen: "die sind betrunken" – dass in den Festkalender der Kirche Pfingsten aufgenommen worden ist, das ist eine Ent-scheidung. Es ist die Entscheidung für ein tolles, zweitägiges Fest, obwohl es ein gefährliches Fest ist. Noch lieber würde ich sagen: die Entscheidung  das tolle Fest, weil es ein gefährliches Fest ist. Denn dies allein lässt heute Christ sein. Oder noch genauer: deswegen können viele, kann auch ich "JA" sagen zur alten Überlieferung des Glaubens, ja zur Buchstabenkirche, denn sie ist da, um jung zu werden – durch den Gott, der jung ist und der uns seinen Geist schenkt.
Darum, liebe Schwestern und Brüder: Halten wir die Flammen am Brennen... Schmücken wir das tolle Fest mit Maien...
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere menschliche Vernunft es fassen kann, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Heiland.      AMEN

Gebet:  Gott, himmlischer Vater,
an diesem Tag, an dem wir alle daran denken, wie dein Heiliger Geist uns Menschen verändern und froh machen will, da spüren wir zugleich auch, was uns fehlt.
Manche von uns, von den Christen heute, sind am Leben müde geworden, manche wohl auch am uns umgebenden Wohlstand. Wir spüren, wie wenig wir von der Macht der Freude beherrscht sind und uns die Phantasie des Glaubens fehlt. Viele haben es sich angewöhnt, lieber nach rückwärts zu schauen als nach vorwärts.
     Dabei wissen wir: es müsste nicht so sein und es dürfte nicht so sein! Denn du willst uns deinen Heiligen Geist ebenfalls schenken wie alles andere. Wir dürfen fest mit ihm rechnen in unserem Leben. Wir können uns auf ihn verlassen.
Deshalb bitten wir dich, Gott: Mach' uns heute, am Tag der Pfing-sten, voll Hoffnung, Mut und neuer Kraft. Lass uns das Leben wieder lernen.          Amen.

Segenswort:
Gott allen Trostes und aller Verheißung, segne uns und behüte uns; begleite uns mit deiner Liebe, die uns trägt und fordert; laß dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig, denn deine Güte schafft neues Leben; wende dein Angesicht uns zu und schaffe uns Heil; lege deinen Namen auf uns, und wir sind gesegnet.  Amen.

Freitag, 29. Mai 2020

Bausteine für den Gottesdienst am Pfingstsonntag, den 31. Mai 2020


Bausteine für den Gottesdienst am Pfingstsonntag, den 31. Mai 2020 in der St. Nikolaus Gemeinde zu Alanya.(gemeinsam mit der Nederlandse Internationaale Gemeente Alanya in der norwegischen  Seemannskirche)

Begrüßung: 
Apg. 1,8  ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und awerdet meine Zeugen sein in Jerusalem und bin ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.

Vorschlag für das Eingangslied: EG 288, 1-3 + 6

Tagesgebet: Gott,
Quelle des Lebens, Hilfe in Nöten, Zuflucht in Ängsten: Reichtum und Schönheit deiner Schöpfung hast du in unsere Hände gegeben. Hast uns befreit aus dem Gefängnis des Bösen, erlöst vor der Macht des Todes. Hauche uns an mit deinem Geist, dass wir im anderen dein Abbild erkennen und füreinander eintreten, als egegnetest du selbst uns in jedem Bruder, in jeder Schwester.          Amen.

Vorschlag für das Wochenlied: EG 122, 1-3

Text der Lesung:  Eph. 3, 14-21       (Die Fürbitte des Apostels für die Gemeinde)
14 Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater,15 von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat,16 dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit,
gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen,17 dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Und ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet,18 damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist,
19 auch die Liebe Christi erkennen könnt, die alle Erkenntnis übertrifft,damit ihr erfüllt werdet, bis ihr die ganze Fülle Gottes erlangt habt. 20 Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, 21 dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

folgt: Glaubensbekenntnis

Lied zur Predigt: 243, 1-4

Predigt zu Johannes 15,26 bis 16,4 (Text in der Predigt)

Liebe Gemeinde,
Vor 8 Monaten ungefähr, Ende September 2019 zur Anreise nach hier, standen wir auf einem Bahnhof. Warteten auf den Zug zum Flughafen. Der Übernächste... - Unwillkürlich fiel mein Blick auf ein Paar, das offensichtlich Abschied voneinander nahm. Sie redeten miteinander und anscheinend bekam er noch viele gute Ratschläge mit auf den Weg. Zwischendurch umarmten sie sich ungeachtet der Menschen um sie herum und küssten sich. Dann kam der Zug und er stieg ein. Der Zug war schon eine ganze Weile aus unserem Sichtfeld verschwunden, aber sie stand immer noch da und die Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Abschied nehmen – inzwischen wissen wir: Einander liebevoll begrüßen können – von einander nahestehenden Menschen ist eine herzzerreißende Sache.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es den Jünger*innen nicht anders ergangen ist, als Jesus am Vorabend des Pessach-Festes mit ihnen sprach. Was er sagte, das galt den Jünger*innen damals ud das gilt auch uns  heute. Hören wir den uns zu diesem Pfingstfest als Predigttext gegebenen Abschnitt nach der Luther-Übersetzung. Es ist ein Abschnitt aus der Abschiedsrede Jesu nach dem Johannes-Evangelium: Jesus spricht:
Kapitel 15, Vers 26: Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir.
27 Und auch ihr legt Zeugnis ab, denn ihr seid von Anfang an bei mir.
Kapitel 16, 1 Das habe ich zu euch geredet, dass ihr nicht zu Fall kommt.
2 Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst.
3 Und das werden sie tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen.
4 Aber dies habe ich zu euch geredet, damit, wenn ihre Stunde kommen wird, ihr daran denkt, dass ich's euch gesagt habe. Zu Anfang aber habe ich es euch nicht gesagt, denn ich war bei euch.
Noch einmal: Ich kann mir vorstellen, dass da in Gethsemane eine gedrückte Stimmung geherrscht hat. "Was wird jetzt auf uns zukommen?", werden sich die Jünger gefragt haben. Darum wandte sich Jesus tröstend an seine Freund*innen. Er stellte ihnen nicht die auf sie zukommende Not vor Augen, sondern den Beistand Gottes: den Heiligen Geist. Was Martin Luther in unserem Text mit "Tröster" übersetzt, bedeutet auf griechisch eigentlich so etwas wie "Beistand" oder "Anwalt".
So, wie uns in rechtlichen Fragen ein Anwalt vertritt, wird der Heilige Geist uns begleiten. - Und das ist nicht das Schreckgespenst, mit dem früher rauhe Männer der christlichen Seefahrt derbe Scherze der Äquatortaufe getrieben haben, das ist nicht einmal die nächtliche Figur unter dem Bettlaken, mit der wir Jugendliche auf kirchlichen Freizeiten zum Gruseln gebracht haben. - Nein!!! Wir haben ihn als Beistand, der die aufrichtet, die niedergeschlagen und die nicht mehr aus noch ein wissen. Der HEILIGE GEIST ist die Gabe, die Jesus uns von Gott erbeten hat.
Und er vertritt die Sache Jesu bei uns. In der Apostelgeschichte wird uns zugesagt:  "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und awerdet meine Zeugen sein!" Wenn es auf unser Können ankäme, wäre es um die Sache Jesu unter uns schlecht bestellt. Oft genug gehen wir Prediger mit noch mehr zitternden Knien von der Kanzel wieder herunter als wir hinaufgestiegen sind. Wir können es ja nicht machen, dass unser Zeugnis gehört wird. Aber der Heilige Geist kann das! Er steht für unser Zeugnis und auch für dessen Wirkung. Wenn durch unser Zeugnis jemand glaubt, so ist das allein dem Heiligen Geist zu verdanken.
Und doch: obwohl wir den Heiligen Geist als Beistand und Tröster haben, empfinden wir auch manches Mal, wie kläglich unser Glaube ist. Wenn's drauf ankommt, fehlt uns der Mut, uns zu Gott zu bekennen oder im Glauben einen Schritt zu wagen. Wir stehen in der Gefahrt Anstoß an Jesus zu nehmen: "Dies habe ich Euch gesagt, damit ihr nicht Anstoß an mir nehmt!"
"Anstoß nehmen" ist noch sehr harmlos formuliert für das, was Jesus gemeint hat. Es besteht immer die Gefahr, dass wir vom Glauben abfallen. Ich höre Petrus heute noch lauthals tönen: "Wenn auch alle von dir abfallen – ich nicht!"
Wie ist es dann gekommen? Petrus wollte Jesus nicht verleugnen. Er nahm allen Mut zusammen und wagte sich in die Höhle des Löwen. Das wollte er unbedingt wahrmachen: "Ich nicht!" Und dann tappt er doch in die Falle mit einem Satz, den man so "auf die Schnelle" sagt, ohne sich viel dabei zu denken. Und dann kräht der Hahn...
Ist denn unser Glaube wirklich so schwach, dass wir uns nicht darauf verlassen können? Ja! Denn nicht auf unseren Glauben sollen wir uns verlassen, sondern auf ihn, unseren Herrn! Aber er lässt uns in unserem Glauben nicht im Stich, komme, was da wolle im Leben und im Sterben.
Und noch ein Letztes: Wo immer Christen auftreten, werden sie Widerspruch und Widerstand erfahren. "Es kommt die Zeit, dass wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit."
Bis zum Tod muss es ja nicht gleich kommen. Aber werden wir nicht oftmals verlacht und verspottet, wenn wir uns als Christen bekennen, wenn wir uns sonntags später in die Sonne legen?  Das gibt schon einen Stich ins Herz! "Selber schuld", sagen wir uns, "wir hätten ja nur mit den Wölfen heulen müssen."
"Und auch ihr seid meine Zeugen!" hat Jesus gesagt. Zu Pfingsten. Zu uns. Wie können wir bessere Zeugen sein, als auch im Leid auf ihn hinzuweisen. Wir sind zwar von außen bedrängt und von innen gefährdet, aber wir können das, weil wir von oben gestärkt sind. Gott sei's gedankt!
Und der Friede Gottes, der den Müden Kraft gibt, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.          Amen
Musik
Fürbittgebet
Gott, Schöpfungskraft, wir bitten um deinen Heiiligen Geist – den Geist des Trostes und der Wahrheit.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Gott allen Lebens, auf dein Wort hören, an deine Güte glauben, nach deinem Willen leben: Wie gut ist das, aber auch wie schwer! Wir brauchen deinen Heiligen Geist, der uns den Verstand schärft und die Hände stärkt.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Gott aller Güte, der Kirche angehören, in der Gemeinde mitarbeiten, für die Wahrheit des Glaubens eintreten: Oft scheint diese Mühe vergeblich. Wir brauchen deinen Heiligen Geist, damit uns Mut und Gehorsam, Geduld und Hoffnung nicht ausgehen, damit unser Glaube wach bleibt.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Gott aller Wahrheit, die Welt sehen, wie sie ist; ihre Möglichkeiten ausschöpfen und ihre Grenzen sehen, ihre Probleme bewältigen oder auch nur ertragen: Wer von uns kann das? Wir brauchen deinen Heiligen Geist, damit wir die Hoffnung nicht aufgeben, uns aber auch nichts vormachen.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Gott aller Liebe, wir leben in Beziehungen mit anderen Menschen. Das ist nicht immer leicht. Wir brauchen deinen Heiligen Geist, damit wir einander gerecht werden, uns gegenseitig vergeben und von Neuem miteinander beginnen können.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Gott aller Gnade, Abschied nehmen, allein sein, geliebte Menschen begraben: keinem von uns ist das erspart. Wir brauchen deinen Heiligen Geist, um unsere Trauer zu überwinden und doch nicht zu vergessen, was war.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Wir danken dir, Gott, dass du uns hörst. Wir danken dir für deinen Geist, der uns neu belebt, als Kraft des Trostes und der Heilung, als Quelle der Lebensfreude, die immer wieder in uns aufbricht
(gemeinsam gesprochenes) Vater unser........                           Amen.

Segenswort

Gott segne dich uns behüte dich.
Gottes Geist beflügele deine Phantasie.
Gottes Atem lebe in deinen Träumen.
Gott begleite dich auf jeden Schritt,
heute, morgen und alle Tage.                Amen.

Orgelnachspiel

Samstag, 23. Mai 2020

Gottesdienst am Sonntag, den 24. Mai 2020 (Exaudi)


Gottesdienst am Sonntag, den 24. Mai 2020 um 11 Uhr in der oekumenischen Gemeinde St. Nikolaus zu Antalya (Exaudi) mit Abendmahlsfeier

Gruß und Eingangswort:Wir beginnen und wir feiern unseren Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dazu grüßen wir uns mit dem Wochenspruch aus Jh. 12,32: „.Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ Amen

Eingangslied EG 136, 1+4
O komm, du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein...

(im Wechsel) Lesung aus  Psalm 27,7; 8-13    
Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich.
            Mein Herz hält dir vor dein Wort: Ihr sollt mein Antlitz      suchen. Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz.
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht!
            Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die      Hand nicht von mir ab, Gott, mein Heil!
Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf.
            Herr, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn           um meiner Feinde willen.
Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde! Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht ohne Scheu.
            Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des   Herrn im Lande der Lebendigen.
Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich.                                                                        Halleluja!

Kyrie: Herr Jesus Christus!
wir sollen deine Nachfolger und Zeugen sein. Wer uns sieht, der soll an uns spüren, wie du bist. Wer uns hört, der soll wissen, was dein Wort sagt und was dein Wille ist. Wir versagen vor dieser Aufgabe, wenn du uns nicht hilfst! Herr, erbarme dich, wenn wir jetzt singen: Kyrie eleison...

Gloria:  Gott tut uns immer wieder große Dinge, Hilfe in schwerer Zeit, Beistand in Leid und Not, Trost in Trauer und neue Freude, wenn wir durch dunkle Wegstrecken hindurch sind. Wir haben bei allem Schweren, was unser Schicksal uns auferlegt, doch auch viele Gründe, ihm zu danken! Darum lobsinget Gott, erhebt seinen heiligen Namen!       Laudate omnes gentes...

Tagesgebet:  (lasst uns beten!  o.ä.)Himmlischer Vater, unser Leben, unser ganzes Wesen soll auch nach außen strahlen! Wenn du uns deine Liebe schenkst, so sollen wir auch lieben. Wenn du gütig zu uns bist, sollen wir auch zu unseren Mitmenschen gütig sein. Und wenn wir von Sinn und Ziel unseres Lebens wissen, dann sollen das auch unsere Nächsten an und durch uns erfahren. Das kann uns nur gelingen, wenn du uns hilfst  durch unseren Herrn Jesus Christus.  Amen

Gemeindegesang: EG 325, 1+4
Sollt ich meinem Gott nicht singen, sollt ich ihm nicht dankbar

Schriftlesung:16,4b–15      (Einheitsübersetzung)
Die dritte Abschiedsrede Jesu. Das Kommen des Geistes.
Das habe ich euch nicht gleich zu Anfang gesagt; denn ich war ja bei euch.
 5 Jetzt aber gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich: Wohin gehst du?
 6 Vielmehr hat Trauer euer Herz erfüllt, weil ich euch das gesagt habe.
 7 Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden.
 8 Und wenn er kommt, wird er die Welt der Sünde überführen und der Gerechtigkeit und des Gerichts;
 9 der Sünde, weil sie nicht an mich glauben;
 10 der Gerechtigkeit, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht;
11 des Gerichts, weil der Herrscher dieser Welt gerichtet ist. 
12 Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
 13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird reden, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird.
 14 Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden.
 15 Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.
(Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren)

Apostolisches Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,  seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinab  gestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.                          Amen

Lied zur Predigt  EG  155, 1-3
Herr Jesu Christ dich zu uns wend...

Kanzelgruß: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!

Predigttext:  Jeremia 31, 31 - 34  (Der neue Bund)
31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,
32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR;
33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.
34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

Predigt  in 6 Teilen            Liebe Gemeinde!
I. Die Stadt: Wüst und leer
Jeremia, der Prophet, steht im Tempel. Genauer: in dem, was früher einmal der Tempel gewesen ist. Vor einigen Jahren sind die Babylo-nier über Jerusalem gekommen, wie Raubtiere, wie gefräßige Heu-schrecken und haben gehaust wie später die Vandalen in Rom. Kein Stein ist auf dem anderen geblieben. Der Tempel ist zerschlagen zu Staub, eine Ruinenstätte, in der bei Tag die wilden Hunde und bei Nacht die Eulen kampieren.
Der Stadt selbst ist es nicht besser ergangen, alles was irgendwie wertvoll aussah, haben die Feinde mitgenommen, und wenn dabei ein Haus oder ein ganzer Straßenzug in Flammen aufging, wen kümmert's. Was noch schlimmer ist, das ist die Menschenleere in der Stadt. Die Babylonier haben nicht zuletzt die Menschen weggetrieben. Kunsthandwerker, Schreiber, Lehrer, Priester, Musiker – alle, die ihnen besonders wertvoll erschienen. Die menschliche Beute war fast das Wertvollste, was Jerusalem an Siegesgut zu bieten hatte.
II. Der Prophet: Unerhört
Jeremia denkt zurück an diese schreckliche Zeit, an den Kampfes-lärm, an die Feuersbrünste, an die entsetzten Schreie der Gefolter-ten und Sterbenden. Und es tut ihm weh, dass manch einer gar nicht einmal ungern mit den Babyloniern mitgegangen ist. Das Großreich bot durchaus seine Chancen, wenn man sich mit ihm ar-rangierte. Erst vor ein paar Tagen hat er wieder einen Brief bekom-men von einem der Abtrünnigen:
„Lieber Verwandte", stand da zu lesen: "uns geht es gar nicht schlecht in Babylonien. Ein großes, reiches Land ist das, und sie behandeln uns nicht schlecht. Wir dürfen fast machen, was wir wollen. Ich habe mir Geld geliehen und ein Bankhaus eröffnet. Das läuft super. Ich habe im ersten Jahr einen mehr als bescheidenen Gewinn gemacht und mir ein Haus gebaut. Außerdem habe ich eine nette junge Frau kennengelernt, im nächsten Frühjahr bekommen wir ein Kind. Ja, die Götter der Babylonier sind stark und helfen dem Tüchtigen. Kein Wunder, dass sie die Oberhand über Jerusa-lem gewonnen haben. Da ist doch einfach mehr Schwung dahinter!“
Jeremia verbittert das. Er wollte diesen Auftrag nicht, dem Volk das Unheil anzusagen. Er hat sich dagegen gewehrt. Aber Gott, der Gott Israels, hat ihn geschickt, zu predigen. Jahrelang hat er gepredigt vom Unheil, hat dem Volk vorgehalten: Ihr schließt die falschen Bündnisse! Ihr verlasst euch auf politische Manöver, statt auf Gott zu vertraue! Ihr sucht das Heil bei korrupten Finanziers und der Weltwirtschaft! Hohe Rendite und die Liberalisierung des Welthan-dels, das war ihr Lebenssinn. Die sozialen Folgen waren den Oberen egal. Hohngelächter hat er geerntet, verprügelt haben sie ihn, sozial geächtet und in einen Brunnen geworfen. Die anderen Propheten, die den Oberen nach dem Mund gepredigt haben, die haben sie hochgeachtet und verehrt und mit Wohltaten überschüttet      Und wie ist es dann gekommen? Genauso wie Jeremia im Auftrag des Gottes Israels gepredigt hat – und profitiert haben dann doch wieder die Reichen. Die fallen doch immer weich. Das ein-fache Volk konnte zusehen, wie es nach der militärischen Katastro-phe wieder auf die Füße kam – und solche wie sein entfernter Vetter liegen in Babylonien im weichen Bett und lassen sich's wohl sein. Jeremia weiß nicht, ob er mehr traurig oder wütend ist. Sein Lebenswerk ist buchstäblich in Rauch aufgegangen, das von vielen, vielen Menschen auch und die Schuldigen und Gottlosen haben es fast besser als vorher … ist das gerecht? Und wer gibt diesen Leuten eigentlich das Recht, die einfachen Leute auch noch zu verspotten? Und ist ihm eigentlich klar, dass er mit seinem Tun das Bild beschädigt, das Fremde von unserem Volk haben?

III. Auch unsere Welt ist aus den Fugen geraten
Szenenwechsel. Nach dem Zusammenbruch des Sozialismus vor über 30 Jahren gab es so etwas wie Aufbruchsstimmung in Europa. Das Bild von den „blühenden Landschaften“ war ein Zeichen von Hoffnung. Es hatte ja fast schon biblische Ausmaße. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Prophet bei seiner Heilsweissagung ähnlich von „blühenden Landschaften“ spricht, die Gott am Ende der Zeit schenken will. Aber auch hier gilt: Wir haben letzten Endes unser Heil von politischen Zusammenhängen erwartet, die Kräfte des Marktes und der Weltwirtschaft hochgehalten. Jetzt ist fast eine Generation darüber hinweggegangen.

Sicher, es ist den meisten von uns gut ergangen seither, mindestens in den meisten Teilen Deutschlands und Europas. Aber die Anzei-chen mehren sich, dass die guten Zeiten  womöglich nicht mehr allzu lange dauern werden. Werte lösen sich auf. Gesprächskulturen geraten in Vergessenheit, das politische Argument wird oft dem lautstarken Geschrei geopfert … Friedrich Hölderlin, der schwäbi-sche Poet sagt schon vor über 200 Jahren: „Ach, der Menge gefällt, was auf den Marktplatz taugt.“

Das erleben wir heute auch immer wieder und ich meine nicht, dass es der Wahrheitsfindung und dem politischen Fortschritt dient. Und die Weltwirtschaft wird immer mehr zum Götzen, dem manches geopfert wird – vom Klima will ich einmal gar nicht reden, auch nicht von der Ausbeutung weiter Teile Afrikas oder Asiens. Auch in unserem Land wird die Schere zwischen arm und reich größer – dabei sollte doch die Herstellung gleicher Lebensverhältnisse eines der obersten Ziele eines demokratischen Staatswesens sein. In einem idealen Staat, in einer Welt nach Gottes Geschmack sollte es nicht sein, dass Manager hundert Mal mehr verdienen als die Mit-arbeitenden. Es sollte vor allem nicht sein, dass Menschen von einem Vollzeitjob nicht leben können. Kein Zweifel: Auch wenn die Katastrophen nicht so brutal und unmittelbar eingetreten sind – sollte ich sagen: bisher nicht – wie bei Jeremia, meine ich doch: Unsere Welt ist auch ein Stück weit aus den Fugen geraten und lässt sich kaum an Gottes Willen messen.

IV. Gottes Worte ins Herz geschrieben
Für Jeremia ist die Zerstörung des Tempels eine schlimme Erfah-rung, weil er seinen ganzen Glauben darauf gesetzt hat, dass Gott im Tempel seinen Bund wohnen lässt. Solange der Tempel stand, gab es Hoffnung: Gott wird seinen Bund nicht vergessen. Er setzt sich durch, auch wenn die Menschen den Bund immer wieder brechen. Auch wenn wir Gott immer wieder vergessen und seinen Geboten zuwider handeln.

Jeremia wird still. Er merkt, dass sich etwas in ihm regt. Das kennt er. Es ist ihm ab und zu schon so gegangen, dieses eigenartige Ge-fühl, dass er ganz bei sich ist und doch ganz außer sich. So fühlt es sich für Jeremia an, wenn Gott mit ihm redet. Die Worte geschehen förmlich in ihm, er kann nie sagen wie, aber sie schreiben sich gleichsam in sein Herz:
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR;sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

V. Wie im Paradies
Ein neuer Bund. Trotz allem Schmerz, dass Israel den Bund immer wieder gebrochen hat, obwohl Israel seinen Gott vergessen, ja verraten hat. Ein Bund, der ganz neu ist, ganz anders, ein Bund, der keiner Ermahnung und Belehrung mehr bedarf, weil er im Herzen der Menschen wohnt. Jeremia hat eine leise Ahnung, wie das geschehen kann – er hat ja selbst Gottes Worte im Herzen. Aber wenn das alle Menschen spüren, dann – ja, dann kann es doch keinen Streit mehr geben wie früher, was wirklich Gottes Wille ist. Wenn alle aus tiefstem Inneren heraus von Gott und seinem Wort her leben, danach handeln, ihr Leben danach ausrichten, mit ihrem Nächsten so umgehen, wie es recht ist vor Gott … Jeremia denkt noch weiter. Sein ganzes Leben hat er sich daran aufgerieben, dass die Politik seines Königs und der Regierung sich nicht messen lassen kann an Gottes Willen. Aber wenn auch die Großen Gottes Wort im Herzen tragen, nicht nur in Israel, auch in Babylonien, in Ägypten, einfach überall … dann gibt es doch auch keinen Krieg und keine Ungerechtigkeiten mehr, dann sind doch … sind doch paradiesische Zustände.
Jeremia steht auf. So sieht die Welt nicht aus. So sieht Jerusalem nicht aus, wie es in Trümmern liegt. Und wahrscheinlich dauert es noch sehr, sehr lange, bis es soweit ist. Aber es ist ein Hoffnungsbild. Macht und Gewalt haben nicht das letzte Wort, sondern Gott selbst wird eines Tages die Welt gerecht machen und die Sünde und die Missetat ausrotten – aus unseren Herzen und aus der Weltpolitik.
VI. Jesus Christus – Garant des Neuen Bundes
Liebe Gemeinde, Jeremia kann jetzt nach Hause gehen. Er hat ein Hoffnungszeichen im Herzen, einen Lichtschimmer, der ihn düstere Zeiten überstehen lässt. Der neue Bund wird kommen.

Gott sei Dank wissen wir Christen ein bisschen mehr als Jeremia wissen konnte. Der neue Bund ist nämlich schon da, mitten unter uns. Jesus von Nazareth ist das Zeichen, ja mehr noch, der Garant für diesen neuen Bund. In ihm ist Gottes Reich schon da, in unserer Zeit. Von ihm her leben wir, auf ihn hin leben wir zu. Mit ihm im Herzen brauchen wir die Unpässlichkeiten unserer Zeit nicht zu fürchten. So sind wir alle ein Stück wie Jeremia, geplagte, angst-volle Menschen, die unter der eigenen Wirklichkeit leiden. Aber eben auch Hoffnungsmenschen mit Gottes Wort und seiner Verheißung im Herzen.
Und der Friede Gottes, welcher aus Gnade und Freundlichkeit besteht, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.               Amen.

musikalisches Zwischenspiel

Fürbittgebet  (Lasst uns beten! o.ä.)             Gott allen Trostes, Geist der Wahrheit.  Auf dich hoffen wir und bitten für die Menschen, denen die Wahrheit vorenthalten wird.
Für die Menschen, denen die Freiheit vorenthalten wird.
Für die Menschen, denen ein würdiges Leben vorenthalten wird.
Für die Menschen, denen das Evangelium vorenthalten wird. Für alle Menschen, die verfolgt, gefoltert, verachtet, dumm gehalten und verwirrt werden.
Dankbar sind wir für alle, denen du die Augen öffnest und die Licht und Wärme in diese Welt bringen.
Dein Heiliger Geist sei mit ihnen und mit uns. Das bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn.   Amen.
Himmlischer Vater, wir beten jetzt gemeinsam die Worte, die dein Sohn der Welt geschenkt hat:
  Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.           Amen

Lied zur Abendmahlsfeier  EG 325, 10
Weil denn weder Ziel noch Ende sich in Gottes Liebe findt........

Abendmahlsfeier
Liebe Gemeinde, wir sind versammelt, um in der Gemeinschaft des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung das Abendmahl unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus zu feiern.
Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward,
nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach:
Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.
Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl
und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.  - Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.  Amen.  
Liebe Gemeinde,
Gott ist da. Er bist bei uns auf unseren Wegen. Er ist da, wenn wir ihn spüren und auch, wenn wir ihn nicht spüren. Er versorgt uns auf unseren Wegen. Er ist uns Wasser und Brot  in unseren Lebenswüsten. Er ist uns Brot und Wein auf unserem Weg in den Himmel.
Jesus Christus lädt uns an seinen Tisch. Den Tod vor Augen feierte er ein Gastmahl. Die Mühen unseres Weges unterbricht er mit dem Brot des Lebens und dem Kelch des Heils.
Wir staunen darüber, danken und singen  wie viele Menschen vor uns.
(gemeinsam gesungen) 190,2 Christe, du Lamm Gottes, der du...

Kommt, es ist alles bereit. Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.       Kommunikanten treten nach vorn

Brotwort – Weinwort         Austeilung von Brot und Wein

Gebt dem Nachbarn zur Rechten und zur Linken die Hand als ein Zeichen des Friedens.
Jesus spricht: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. (Joh 20,21)

Abendmahlssegen:
Der Herr segne uns und behüte uns, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns seinen Frieden. Amen
Und der Friede Gottes, welcher aus Gnade und Freundlichkeit besteht, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.  Amen.

Gehet hin im Frieden des Herrn.                                   Amen.

(wir beten:) Gott des Lebens, wir danken dir für deine Gaben
und die Verheißung deines Reiches mitten unter uns. Lass deine Kraft weiter in uns wirken, heute und alle Tage.            Amen.
  
Abkündigungen  ()

Schlusslied:  EG 171, 1+4     mit Gabe der Kollekte
Bewahre uns Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns mit....

Segenswort  
Gott gebe uns Augen, die erkennen, was andere bewegt. Gott befähige unsere Hände, aufzugreifen, was anderen guttut. Er begleite unsere Füße auf Wegen, die wir mit anderen gehen durch ihre Tiefen und Höhen. Gottes Geist wirke in uns - und durch uns, daß Glaube, Liebe und Hoffnung neu wachsen und wir Frucht bringen, die bleibt. So laßt uns gehen im Frieden Gottes.
So segne euch und behüte euch der allmächtige und barmherzige Gott,        + der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.       AMEN
musikalisches Nachspiel