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Montag, 21. Juli 2008

Predigt am Sonntag, den 13.04.08 von Pfr. Rainer Wutzkowsky

Liebe Gemeinde,

am letzten Sonntag habe ich über das Bild: Hirte und Herde, Pastor und Gemeinde, nachgedacht, dem Anlaß meiner Begrüßung angemessen.

Ich hatte noch eine zweite Idee – wenn ich im Vorfeld an diese Gemeinde und ihre Gottesdienste dachte: Man müsste einmal über diesen Raum, unseren Gottesdienstraum nachdenken. Wie bitte, werden Sie denken, was ist denn daran besonderes?

Eine Frau sagte mir: „Wir müssten bald doch eine richtige Kirche haben – dies ist doch nur ein Kellerraum, nur mit künstlichem Licht und Sitzreihen wie in der Wartezone im Flughafen ...usw“.

Ja, aber das ist ja gerade das Besondere! Dass wir im Keller sind! Pfarrer Kusch hat wohl öfters gesagt: “in der Katakombe“ und damit – etwas übertrieben – an die ersten verfolgten Christen in Rom erinnert.

Man könnte auch sagen: Wir sind unter der Oberfläche, im Bauch der Erde.

Was bedeutet das als Ort für das Wort Gottes? Es ist nicht egal, ob Jesus auf einem Berg oder vom Wasser her oder auf einem Feld, in einem Haus oder in einer Synagoge redet? Eine Höhle, einen Keller gibt es bei ihm nicht. Aber was bedeutet das, wenn wir es heute so erleben?

Mir fällt dazu ein kurzes Wort aus dem Mathäus Evangelium ein „Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen in einem Acker, den ein Mensch fand und verbarg und in seiner Freude ging er hin und verkauft alles, was er hatte und kauft den Acker.“ Da ist also etwas verborgen, vergraben im Boden. Ein Schatz!

Was für einen Schatz können wir hier im fremden Boden, im Acker des Kulturhauses, unter der Oberfläche finden? Das ist unsere heutige Frage.

Soviel ist sicher: den Schatz hier zu finden, - das gibt es nicht umsonst, das kostet etwas. Gemeint ist aber nicht Geld! Wir müssen das Kulturhaus nicht kaufen, um den Schatz zu finden. Was hier zu finden ist, ist nicht mit Geld zu bezahlen. Aber wir müssen uns einsetzen, uns mühen und suchen – und anderes, den ganzen Besitz, den wir sonst haben, in die zweite Reihe stellen, wenn wir diesen Schatz sehen wollen.

Jesus sagt: „ Der Schatz ist das Reich Gottes, das Himmelreich“. Wir denken dabei sofort an ein „Jenseits“, etwas, das nach dem Leben kommt: Himmel, Paradies, Ewigkeit. Und dann sagen wir schnell: „Dann lasst uns erst mal leben, das andere sehen wir dann, wenn’s dran ist!“ Aber eine Jenseitigkeit, eine Zukünftigkeit, ist gar nicht gemeint. Das „Reich Gottes“, das Himmelreich, will sich im Leben jetzt auswirken. Es will jetzt bedeutsam werden. Nur, es ist verborgen, im Acker versteckt. Es ist im Inneren – und wir finden es nur, wenn wir suchen und graben. Wenn wir also hier hinuntersteigen in den Keller,steigen wir gleicherweise in unser Innerstes hinein, um einen Schatz zu suchen. Wenn wir ihn aber gefunden haben, ist er kostbarer, als alles andere, - weil er unser Leben bestimmt, weil er unser Leben in ein neues Licht setzt.

Aber was bedeutet das nun konkret?

Fangen wir noch einmal ganz neu an. Schauen wir, was da oben ist, an der Oberfläche!

Freitag war ich oben auf der Burg und weil es so schön war, gestern noch einmal: Die Sonne schien so warm und glänzend, das Meer spiegelte, unter mir lag die ganze Stadt, die majestätischen Berge im Hintergrund. Das frische Grün, blühende Bäume, Blumen und die Stille auf dem Burgberg. Ja, die Welt ist schön!! Gott hat die Welt schön und gut geschaffen. Zuerst das Licht – und zuletzt den Menschen – und die Bibel sagt, wie wir hörten: „..es war gut, sogar sehr gut“.

Aber da gibt es ein „Aber“. Alles was die Menschen anpacken, entpuppt sich als doppeldeutig. Alles kostet seinen Preis. Je schöner etwas ist, desto höher ist der Preis, den wir dafür bezahlen müssen. Z.B.: Wir machen uns das Leben schön und angenehm durch die Technik, aber wir bezahlen dafür mit dem Preis der Umweltverschmutzung oder der Zerstörung, vielleicht sogar mit dem Klima – und das ist unsere Lebensgrundlage. Und wenn wir auf den Menschen selbst schauen: Wer wüsste nicht, wie viele Brüche es im Leben gibt, wie viel Einsamkeit, wie viel zerbrochene Träume!

Da ist die Welt so schön, - aber wir machen uns oft das Leben so schwer! Wie viel Streit, ja Hass und Unversöhnlichkeit gibt es unter den Menschen?! Wie viel Gift auch, - wo doch alles so gut gedacht ist!

Manche fliehen dann auch mit ihren Problemen aus Deutschland und denken, hier im Süden wäre es besser: aber man nimmt sich ja immer mit. Man wird ja so schnell und so einfach kein anderer, schon gar nicht, wenn man nur den Ort wechselt.

Wer das einmal erkannt und es sich auch eingestanden hat, der merkt: Das schöne Leben an der Oberfläche kann nicht alles sein! Da gibt es im Inneren, im Bauch, im Acker noch etwas, das will auch bemerkt und gesucht werden, sonst werden wir oberflächlich und am Ende vielleicht sogar krank, weil wir nicht auf unsere Seele hören.

Diesen Schatz sollen wir suchen. Jesus sagt im Evangelium: „ Ich zeige ihn euch.!“

Es ist der lebendige Kontakt mit Gott und mit mir: Wir - Mensch und Gott - hängen zusammen wie Weinstock, Rebe und Frucht. Wer den Zusammenhang nicht erkennt, der lebt an der Struktur des Lebens vorbei – und das kann nicht gut gehen.

Wer aber den Zusammenhang findet und erkennt, der lebt in Einklang mit sich, mit Gott und den anderen Menschen.

Deshalb sind wir hier, so hoffe ich, im Acker, in der Tiefe, im Inneren, um diesen Schatz zu suchen, der unser Leben zurechtrückt: im Keller eines Hauses und in der Tiefe unserer Seele.

Und damit wir dort weiterkommen, möchte ich an den nächsten Sonntagen über diesen Kontakt, den Zusammenhang von Gott und Mensch, predigen, z.B. über das Gebet, das Kontaktmittel und die 7 Bitten des „Vater unser“.

Das sind die Fragen, die uns beschäftigen werden:

- Wer ist Gott? –

- Was ist sein Wille? –

- Was ist sein Reich? –

- Was brauchen wir zum Leben? Das tägliche Brot –

- Wie steht es mit Schuld und Vergebung? –

- Was ist Versuchung? –

- Was ist Erlösung? –

Antworten darauf finden wir nur, wenn wir in die Tiefe gehen, ins Innere unseres Herzens hinabsteigen. Von da oben weg, wo alles so laut und vordergründig ist – hinunter in den Keller.

Das Leben baut man erst recht, wenn man mit den Fundamenten beginnt. Und die wollen wir suchen. AMEN

-

Predigt am Sonntag, den 20.4. 2008 in Alanya von Pfr. Rainer Wutzkowsky

Liebe Gemeinde,

Am letzten Sonntag habe ich mit dem Gedanken geendet, dass der Zusammenhang zwischen Mensch und Gott, die Verbindung, der eigentliche Schatz ist, den wir im Leben und im Gottesdienst suchen sollen.

Wie gewinnt man eine solche Verbindung? Sie ist ja nicht selbstverständlich. Ganz im Gegenteil: die heutigen Menschen leben, als wenn es Gott nicht gäbe. Man verfolgt seinen Lebensweg – und ist froh, wenn man so einigermaßen durchkommt.

Viele verrennen sich allerdings dabei auch, gerade, weil sie nur mit sich selbst beschäftigt sind – und keinen Abstand von ihren Problemen und Aufgaben gewinnen.

Schauen wir zunächst einmal auf unsere

zwischenmenschlichen Kontakte .Wie stellen wir da Verbindung, Kontakt, Beziehung her?

Weil wir Menschen sind, fällt uns sofort die Sprache ein: Wir sprechen miteinander – und das ist unser wichtigstes Kontaktmittel. Das ist Kommunikation!

Wo nicht mehr miteinander gesprochen wird, wo man sich nicht mehr miteinander an einen Tisch setzt – da läuft auch nichts mehr. Menschen brauchen für ihren Zusammenhalt, die Sprache, den Austausch, die Unterhaltung.

Aber schon das ist nicht so einfach. Gemeint ist ja nicht Gequatsche, Gerede oder Geschwätz - nach dem Motto, wie ich es neulich in einem Witz gehört habe: „ Kennst du die Frau Meyer, ja, ja, die ist ganz in Ordnung! Kennst du auch die Frau Schmidt? Ja, ich glaub schon. Die ist auch in Ordnung! Und die Frau Schneider? Nee, ich glaube nicht. Na, das ist doch die Geschiedene mit dem jungen Gärtner. Ach, so, die! Ja, die ist auch in Ordnung! – Mensch, mit dir kann man sich ja gar nicht unterhalten!“

Also, wenn man nicht übereinander tratschen kann - meint der Witz -, dann gibt es keinen Stoff für eine Unterhaltung. Nichts ist anscheinend so schön, wie das Gespräch über andere, vor allem, wenn sie nicht dabei sind.

Aber das ist doch kein Gespräch! Zeichen für ein gutes Gespräch unter Menschen ist es, wenn man am Ende zufrieden ist, weil man sich verstanden hat, weil eine gute Beziehung entstanden ist – und weil man vielleicht auch etwas Neues gelernt hat. Bei Gequatsche und Getratsche kommt meist nur Unzufriedenheit heraus. Es gibt meistens neuen und endlosen Ärger, der niemandem hilft. Solches Gequatsche muss man stoppen – wie in dem Witz. Einfach etwas Gutes gegen das Negative setzen, über das wir uns so gerne die Köpfe heiß reden.

Dann bekommen unsere Kontakte eine andere Wendung. Langsam entsteht ein anderes Klima. Wir verstehen uns, anstatt übereinander herzufallen.

Noch etwas ist wichtig: Viele Menschen können sich nicht unterhalten, weil sie nicht verstehen, wirklich zuzuhören. Jeder will nur immer das Seine an die Frau, den Mann bringen. Wir kennen das: kaum hat man ein Thema angeschnitten, schon sagt der andere: „Ja, bei mir ist das auch so, sogar noch schlimmer – und schon ist er bei sich – und jeder redet auf den anderen ein, ohne das man erst einmal hört, was denn der andere wirklich meint.

Zuhören ist die wichtigste Basis für ein gutes Gespräch. Ohne, das jeder mal schweigt und zuhört und versucht, den anderen wirklich zu verstehen, gibt es gar kein gutes Gespräch.

Wenn die Kommunikation unter Menschen nun schon so schwierig ist, wie schwierig ist dann erst das Gespräch mit Gott – wo man ja gar kein direktes Gegenüber hat, sondern heutzutage oft das Gefühl hat, man rede in einen leeren Raum hinein? Ob da überhaupt jemand zuhört?!

Oft gibt es auch im Gespräch mit Gott viel Geschwätz, d.h. man macht viele liturgische Worte, ohne etwas zu sagen!

Oder: man hört auch hier nicht zu, - man ist nur mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt oder mit seinen Problemen – ohne einmal einfach nur still zu sein, um vielleicht erst einmal hören zu können, was Gott uns vielleicht in unserem Inneren sagt. Solche Gebete und Gespräche mit Gott in vielen Worten können also auch nicht gelingen.

Aber wie kommt dann eine gute Beziehung zustande?

Wir denken bei einem Gespräch immer zuerst an Worte. Es gibt aber auch die so genannte nonverbale Kommunikation: Sprechen ohne Worte. Sprechen mit dem Körper, Sprechen durch eine Haltung. Das ist die Basis, die Grundlage für ein Gespräch. Wer z.B. immer mit verschränkten Armen da sitzt, zeigt, dass er gar nicht offen ist – und dann kann kein Gespräch zustande kommen. Er müsste sich zuerst einmal öffnen – und über seine Angst reden, etwas Echtes zu sagen.

Auch für das Gebet ist die Haltung wichtig – und da können wir viel von den Moslems lernen, denn die beten vor allem mit dem Körper.

Ich war neulich zum Abendgebet in der Moschee. Da waren etwa 30 Männer zusammen. Alle in einer Reihe - und vor ihnen der Imam in der Gebetsnische.

Zu Beginn streicht man mit den Händen übers Gesicht, um zu sagen, dass man rein ist, dass man ein klares Gesicht hat, dass man bereit ist zum Gebet. Man hört mit den Ohren nach rechts und nach links, man liest aus den Händen, wie aus einem Buch, man steht vor Gott und man wirft sich nieder mit dem ganzen Körper, - mit allem, was man ist.

Natürlich, die e i n e Reihe vor Gott erinnert auch an eine geordnete Schlachtreihe. Da steckt etwas Militärisches drin, eine Einheit in einer Gemeinschaft von Macht und Schlagkraft.

Am Ende des Gebetes passierte dann noch etwas Besonderes: Ich dachte, es wäre zu ende – und alle würden jetzt hinausgehen. Aber die Männer verteilten sich über den ganzen Raum und jeder betete in der Vereinzelung für sich: – aus der Schlachtreihe, aus der Gemeinschaft geht man hinein ins Individuelle, jeder für sich.

Wir Christen haben solche Körpersprache im Gebet weitgehend verloren. Ein bisschen aufstehen und die Hände falten – vielleicht noch das Kreuzzeichen – das ist alles, was wir praktizieren.

Aber auch dazu, zum Körpergebet, sagt Jesus etwas: „Wenn du beten willst, geh’ in dein Kämmerlein!“ Da hat man immer ans Schlafzimmer, an das Nachtgebet im Bett gedacht. Das „Kämmerlein“ meint aber die Herzensstube. Geh’ in dich – heißt das. Wende dich zuerst einmal nach innen – und atme ruhig. Werde stille! Atme den ganzen Dreck des Tages, alle Sorgen und den Kummer aus – und stelle dich, sitze oder liege vor Gott.

Das ist schon alles. Das ist nicht wenig! Das ist viel! Es ist das Ganze.

Wenn wir mit Bewusstsein uns vor Gott befinden , dann ist das ganze Leben ein Gebet. Gott kennt es, er sieht es, er weiß es – weil wir es ihm hinhalten, zeigen! – Da müssen wir gar nicht mehr viel sprechen.

Werde so auch ein empfangender Mensch! Öffne die Hände und du hörst Gott reden! Gott spricht in deinem Atem. Und immer wenn du einatmest, strömt etwas von Gottes Kraft und Stille in dich hinein.

Das ist die Basis für eine gute Beziehung zu Gott. Die müssen wir ganz schlicht einüben. Das kann jeder zuhause oder in der Natur – wenn er allein ist. Dann erst folgen die richtigen Worte von alleine – wenn man überhaupt noch Worte braucht.

Natürlich gibt es auch ein Gebet mit Worten. Aber wir verstehen es erst, wenn wir die richtige Haltung dazu einnehmen. Die Hände öffnen – das ist schon ein Zeichen, das sich auch unser Geist, unser Herz öffnet.

Richtig atmen heißt: unser Geist wird weit!!!

An den nächsten Sonntagen im Mai und Juni werden wir nachdenken über die einzelnen Sätze des „Vater unser" Wenn wir die richtige Haltung dazu üben, - jeden Tag jeder für sich, 5 o. 10 Minuten -, werden wir diese sieben Sätze viel tiefer verstehen, als wir bisher gedacht haben. Ganz bestimmt!! AMEN

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