"Geh in das Land, das ich dir zeigen werde!" (1. Mose 12, 1b)
Unter diesem Wort aus machte sich am Abend des 12. Mai eine Gruppe von 18 Gemeindegliedern unter der Leitung von Pfr. Paskert auf, um für eine Woche auf biblischen Spuren die Stätten des Heiligen Landes zu besuchen.
Zunächst ging es am Sonntagabend mit dem Flugzeug nach Tel Aviv, dann mit dem Transferbus nach Jerusalem in das Paulushaus des Deutschen Vereins für das Heilige Land. Nicht in der Nacht, aber am nächsten Morgen erschließt sich der ganz besondere Reiz dieser Unterkunft. Von der großen Terasse unmittelbar vor unseren Zimmern im 2. Stock haben wir bei herrlichem Sonnenschein einen umfassenden Blick auf das direkt vor uns liegende Damaskustor und dann ebenso unmittelbar auf die bekannte Silhouette der Jerusalemer Altstadt mit ihren Kirchen und dem goldbekränzten Felsendom.
Nach (anreisebedingt) nur 4 Stunden Schlaf, aber einem üppigen Frühstück christlischer Art (d.h. mit Tischgebet und Schinkenspeck) geht es am Montag mit dem Bus auf den - durch das Kidrontal von der Stadt getrennten - Ölberg und hier bis zur Himmelfahrtskapelle. Neben der schönen kleinen Kapelle am Ort der Aufnahme Jesu in den Himmel, beeindrucken die Äußerlichkeiten: jede Menge anderer Pilgergruppen! Wir bekommen einen Eindruck und Vorgeschmack auf die unglaubliche Vielfalt der weltweiten Christenheit. Wahrlich: Neben uns hatten noch etliche Tausende Christen aus aller Welt die Idee einer Pilgerfahrt nach Jerusalem just an diesem Tag! Und das blieb an allen Tagen so. - Gleichwohl fand sich im Garten der "Vater-unser Kirche" (Mt. 6,9 "Wenn ihr betet, dann sollt ihr so beten: Vater unser im Himmel...) ein schönes Eckchen, um der von Pfr. Paskert vorgetragenen entsprechenden Bibelstelle zu lauschen, ein wenig in der Stille zu verharren...
Zu Fuß geht es an den Abstieg vom Ölberg (steil) vorbei am Garten Gethsemane mit seinen 2000 Jahre alten Olivenbäumen zur Kirche dominus flevit ("der Herr hat geweint über Jerusalem") und von dort weiter entlang des riesigen, uralten jüdischen Friedhofs vor dem verschlossenen Davidstor in der Stadtmauer quer durch das Kidrontal auf der anderen Seite wieder hinauf. Durch das Löwentor gelangen wir wieder in die Altstadt, gehen ein Stück die Via dolorosa (Kreuzweg Jesu) entlang bis zur "anastasis" (Grabeskirche), die den Hügel Golgotha und das Heilige Grab in sich birgt. Wegen der Fülle der Christenmenschen im (leeren) Heiligen Grab verzichten wir leichten Herzens auf den Durchgang desselben (incl. 2-Std. Wartezeit) und finden lieber uns bei der etwas ruhigeren Franziskaner-Ecke zur Bibellese von Pfr. Paskert ein. Geistig hellwach gehen wir schließlich noch zum Zionsberg, die Heimat der christlichen Urgemeinde. Die müden Füße und der Körper danken es dem Busfahrer, dass es dort ganz in der Nähe einen Platz gefunden hat für die Abfahrt zum Abendessen in der Unterkunft.
Nach kurzer Busfahrt gehen wir am Dienstag zur Westmauer des Tempels (Klagemauer). Wie von den Bildern (z.B. im Fernsehen) bekannt, zu 2/3 der Breite den Männern vorbehalten. Aber auch auf der Frauenseite sehr gut besucht. Dennoch gelingt es einigen von uns, Zettel mit Gebetswünschen in die Ritzen der Mauer zu plazieren. Bei strahlendem Sonnenschein und dem Hinweis auf die gegenwärtige, politische Lage durch Ausweis- und Gepäckkontrolle wie am Flughafen steigen wir über die Rampe auf den Tempelberg (= arabisches Gebiet) nehmen von außen den Felsendom und die Al-aksa-Moschee in den Blick und fahren anschließend ca. 15 km in palästinensisches Gebiet zum Herodeion, der Fluchtburg und Begräbnisstätte von Herodes. - Gelegenheit zum Kauf von Andenken nahe den Feldern der Hirten von Bethlehem. - Wichtiger, weil biblisch belegt: Wir haben die Gelegenheit zum Besuch der schönen Kapelle zur Verkündigung der Geburt Jesu an die Hirten (Lukas 2) und einer gemeinsamen Andacht bei strahlendem (!) Sommerwetter zur Weihnachts-geschichte!
Fehlen darf er dann ja natürlich nicht; der Besuch der Geburtskirche in Bethehem. Emotional anrührend jedenfalls, aber auch anstrengend: die Grabeskirche voller Mitchristen aller Couleur, lange Wartezeit und Drängelei von dem schnellen Blick auf die Geburtsstätte unseres Herrn. Aber natürlich auch imposant und künstlerisch wertvoll!
3. Tag
Mittwoch 15. Mai: Fahrt im klimatisierten Bus über 300m unterhalb des Meeresspiegels entlang der Küste des Toten Meeres zur Felsenfestung Masada. Von Herodes gebaut, diente sie den jüdischen Widerstandskämpfern als Fluchtburg beim Aufstand gegen Rom (70 – 73 n.Chr.). Auffahrt mit der Seilbahn zum Plateau mit Besichtigung des Herodes-Palastes. Wunderbarer Panoramablick über die Wüste Juda und ins Bergland von Moab in Jordanien jenseits des Meeres.
Dann: Weiterfahrt zum Naturpark von En Gedi, wo sich David auf der Flucht vor Saul versteckte. Kleine Wanderung mit Aufstieg zum ersten Wasserfall des Baches zum Meer. Labsal am klaren Wasser. Danach sollte uns erwarten ein Bad der besonderen Art. Sagen wir mal so: Einigen aus unserer Pilgergruppe ist es tatsächlich gelungen, ein Bad im (oder besser: auf) dem Toten Meer an der dafür touristisch durchgestylten Stelle zu nehmen, manche haben auch ihre Füße gebadet...
4.Tag
Die erst seit Herbst 2010 von israelischer Seite zugängliche Taufstelle Jesu am Jordan (bei Qasr el Yahud vgl. Joh. 1,28) war die erste Station unserer Pilgerreise am Donnerstag während der Fahrt von Jerusalem nach Galiläa. Dann fuhren wir durch Jericho, machten einen Fotostopp am Maulbeerbaum des Zöllners Zachäus. Weiterfahrt zum Berg Tabor, der in der biblischen Verkündigung als Berg der Verklärung gilt. Auffahrt mit Kleinbussen auf das Gipfelplateau mit der Verklärungskirche. Hier hatten wir eine Andacht nur für uns in der kleinen, dem Mose gewidmeten Seitenkapelle.
Nach dem Besuch der Brotvermehrungskirche empfing uns das herrlich am See Genezareth gelegene Gästehaus Tabga des Deutschen Vereins für das Heilige Land mit klimatisierten Räumen, leckerem Abendessen und einem kühlen Glas Bier. (Letzteres allerdings zu israelischen Preisen!)
5. Tag
Am Freitag führt
die Fahrt zunächst nach Nazareth zur
Verkündigungsbasilika mit ihren
Mariendarstellungen aus aller Welt.
Wenn Sie so wollen, ist dort das Wohnhaus der
heiligen Familie
gewesen. Anschließend machen wir einen Gang
durch die Stadt
zum Brunnen der
Rahel.
Dort steigen wir in den Bus und fahren
nach Kafarnaum (Luterbibel:
"Kapernaum"), der Stadt Jesu, wo
die umfangreichen Ausgrabungen der
Stadt zur Zeit um Christi Geburt zu
besichtigen sind. Der allgemeinen
Erholung dient bei leichter, kühlender Brise
und malerischer Aussicht auf
das Ufer dann eine 45-minütige Bootsfahrt auf
dem See Genezareth.
-
Den Abschluss des Tages bildet unser Besuch
des Berges der
Bergpredigt, also des Ortes der Seligpreisungen.
(Matth. 5) Inmitten
vieler anderer Gruppen lassen wir die Worte
der Seligpreisung im
Vortrag von Pfr. Paskert auf uns wirken,
genießen anschließend den
wunderbaren Blick auf den See von der Terasse
des Gästehauses.
6. Tag
Abschied nehmen von Tabga heißt es bereits wieder am Samstag. Die Fahrt zurück nach Jerusalem führt uns zunächst zum Berg Karmel. Die alttestamentliche Tradition siedelt hier den Kampf zwischen dem Propheten Elia und den Baals-Priesern an (vgl. 1. Könige 18). Außerordentlich gepflegt und gärtnerisch gestaltet ist die Stätte rund um die Kirche und den Aussichtspunkt auf das umliegende Galiläa durch die dort wirkenden Karmeliterinnen!
Danach geht die Fahrt ans Mittelmeer zur Stadt des Herodes (Caesarea maritima) mit Besichtigung der Bauten aus der Römerzeit: Theater, Pferderennbahn, Badeanlagen usw. Zudem bietet sich bis heute von einem der Restaurants ein reizender Blick auf die Wellen des Mittelmeeres. Anschließend fahren wir auf der Autobahn durch das moderne Israel zurück nach Jerusalem in unsere Herberge beim Damaskus-Tor.
Hier erwartet uns abschließend der Besuch der ev. Erlöserkirche in der Altstadt. Doch ist nicht sie zwingend der Besichtigung wert, wohl aber die bei einer Renovierung erfolgten Ausgrabungen unterhalb der Kirche und ihre moderne Dokumentation und Präsentation. Wunderschön, wie unser junger Guide und Archäologiestudent uns per "Powerprint" durch die vielen Jahrtausende der Stadtgeschichte sichtbar in den Schichten der Ausgrabung führte!
Nach der Einnahme eines reichlichen Nachtmahles in einem arabischen Gasthaus gingen wir noch einmal zur Grabeskirche. Weniger ruhig als am Montag war es dort nicht sehr, das leere Grab ist auch zu abendlicher Stunde voller Pilgergruppen, aber: Pfr. Paskert führt uns nach Rücksprache mit den Franziskanern in die der Grabeskirche zugehörige Kreuzfaherer Kapelle. Hier können wir - nur für uns - in gelungener und würdevoller Andacht mit der Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi unsere Pilgerreise abschließen.
Gesammelt begeben wir uns für eine kurze Nachtruhe durch den Altstadtbasar wieder ins Paulushaus zurück.
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