Die St. Nikolaus-Gemeinde Alanya und Antalya zu Gast bei der
orthodoxen Gemeinde „Heilige Maria von Pisidien“ in Alanya am 25. Mai 2016
Es begann damit, dass Vater Konstantin, der Pfarrer der
orthodoxen Gemeinde „Heilige Maria von Pisidien“ in Alanya, für unsere Gemeinde
eine Ikone malen wollte. Frau Marina setzte uns darüber in Kenntnis und
arrangierte ein Treffen mit Vater Konstantin am Freitag, dem 4. Februar, zur
Vesper in der neuen orthodoxen Kirche. Ich informierte Herrn Rutter und Frau
Greune, die die Einladung an alle Interessierten weitergaben. Der 4. Februar
war ein kalter, regnerischer Tag. Aber die Atmosphäre in der Kirche ließ uns
die Kälte und das schlechte Wetter schnell vergessen. Öllämpchen brannten vor
der Ikonostase, liturgische Gesänge bewegten die Herzen, immer wieder erklang
das „Gospodi Pomiluj“ – „Herr, erbarme dich“ – und mithin war es dunkel
geworden, nur der Schein von Kerzen erhellte die Kirche. Die russischen
Gläubigen, die an diesem Werktag gekommen waren, und wir von der Gemeinde St.
Nikolaus, sangen das Vaterunser in unseren liturgischen Sprachen. Das war
ausdrücklicher Wunsch von Vater Konstantin. Nach der Vesper gab es Tee und
Gebäck im Gemeindesaal. Alles war bereits vorbereitet. Und dann kamen wir auf
den Anlass unseres Treffens zu sprechen, die Ikone, die Vater Konstantin für
unsere Gemeinde malen wollte. Das Motiv
sollten wir bestimmen. Da brauchte es keine lange Diskussion.
Selbstverständlich sollte es eine Nikolaus-Ikone sein! Die wird nach
Fertigstellung in der Kirche in Alanya ihren Platz erhalten.
Beim Abschied lud Vater Konstantin zu einem weiteren Treffen
ein, zu dem unsere ganze Gemeinde kommen sollte. Sein Vorschlag, das Treffen
nach dem orthodoxen Osterfest stattfinden zu lassen, dann sei das Wetter
angenehmer, die Abende länger und außerdem gut zum Grillen geeignet, fand bei
allen Beifall. Erfreut nahmen wir die Einladung an.
Unser Vorstand einigte sich mit Vater Konstantin auf den 25.
Mai. Es war erstaunlich: Aus beiden Gemeindeteilen in Alanya und Antalya meldeten
sich jeweils 27 Personen an, eine beachtliche Zahl! Viele brachten etwas selbst
Zubereitetes für das gemeinsame Abendessen mit. Während der Vesper, zu der auch
zahlreiche orthodoxe Christen gekommen waren, wurden ausgewählte Bibelstellen,
die alle vom Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe handelten, in mehreren
Sprachen vorgelesen. In der Predigt sprach Vater Konstantin über das Geheimnis
der Auferstehung Christi. Darin zeige sich Gottes Macht und Liebe. Christi
Auferstehung sei für das Heil aller Menschen von entscheidender Bedeutung.
Schon jetzt könnten wir als neue Menschen aus der Liebe Gottes leben, die ins
ewige Leben führt. Nach der Predigt erklang zu den Fürbitten wieder das
„Gospodi Pomiluj“, dann das in russischer und deutscher Sprache gesungene
Vaterunser. Zum Schluss der Vesper segnete Vater Konstantin die versammelte
Gemeinde und lud in den Gemeindesaal ein.
Dort begann das gemeinsame Mahl mit der Agape, dem Teilen
von Brot und Wein. Dann gab es Gegrilltes mit allerlei köstlichen Beilagen. In
seinem Begrüßungswort hob Vater Konstantin hervor, dass wir als Christen
verschiedener Konfessionen zusammengehörten, weil wir alle an den einen Vater
im Himmel und an den auferstandenen Herrn Jesus Christus glaubten. Er dankte
für den reich gedeckten Tisch und die mitgebrachten Speisen. Genau dies
kennzeichne den christlichen Glauben: Wenn es auch wenig sei, das der einzelne
an Glauben und Gaben beitragen könne, am Ende stünden aber Reichtum und eine
Fülle, die allen zugute komme. Als Geschenk überreichte Vater Konstantin eine
Oklad-Ikone, also eine mit reliefiertem Silberbeschlag versehene Ikone, welche
die Verkündigung des Engels an die Jungfrau Maria darstellt. Im Namen unserer
Gemeinde hatte ich eine Osterkerze als Geschenk mitgebracht, die nun in der
orthodoxen Kirche auf dem Altar steht.
Während der Osterzeit begrüßen sich die russisch orthodoxen
Christen mit „Christos vokrese“ - „Christus ist auferstanden“ -, worauf
„Voistynu vokrese“ - „Er ist wahrhaft auferstanden“ - geantwortet wird, so auch bei unserem
Beisammensein im Gemeindesaal. Diesen frohen Ostergruß griffen wir von der
deutschen Gemeinde auf und sangen das wohl älteste deutsche Osterlied „Christ
ist erstanden“, und dies mit kräftiger Stimme und einer Freude, die dem
traditionellen orthodoxen Ostergruß in nichts nachstand.
Zum Schluss wurden Gegeneinladungen ausgesprochen. Unsere
Gemeinde in Alanya lädt die orthodoxe Gemeinde zu Kaffee und Kuchen ein. Auch
unsere Gemeinde in Antalya würde sich über einen Gegenbesuch sehr freuen.
Wünschenswert wäre es, die orthodoxen Christen sowohl von Alanya als auch von
Antalya zu einem gemeinsamen Treffen in unserer Kirche willkommen zu heißen.
Jedenfalls, so ließ Vater Konstantin mich wissen, wird für
die Antalyaner schon in Kürze Gelegenheit sein, die neu gewonnenen orthodoxen
Freunde wiederzusehen: Am 29. Juni, dem Fest der Apostel Petrus und Paulus,
wird der Bischof von Pisidien in der orthodoxen Kirche Antalya die heilige
Liturgie feiern, und Vater Konstantin wird mit seiner Gemeinde dabei sein.
Der 25. Mai war nicht nur ein schöner sonniger Tag. Wir
durften großzügige Gastfreundschaft erleben. Wir waren beeindruckt von der
neuen Kirche. Wir konnten einem orthodoxen Vespergottesdienst mit seinen
meditativen Gesängen beiwohnen. Wir wurden gestärkt durch das Glaubenszeugnis
unserer orthodoxen Schwestern und Brüder. Christus ist die Mitte. Das machte
Vater Konstantin unmissverständlich deutlich, als er die Christusikone auf den
Stuhl am Kopf der Festtafel stellte. Ja, die ökumenische Begegnung am 25. Mai
in der neuen orthodoxen Kirche „Heilige Maria von Pisiden“ wird allen in
Erinnerung bleiben, die daran teilgenommen haben.
Ludger Paskert
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