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Samstag, 28. März 2020

Gottesdienst am 29. März 2020 (Judika)


Gottesdienst am Sonntag, den 29. März 2020 (Judika) um 11 h 30 in der oekumenischen Gemeinde St. Nikolaus zu Alanya.
 


Gruß und Eingangswort
Wir beginnen und feiern miteinander Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.
Wir grüßen uns alle zu diesem Gottesdienst, liebe Gemeinde, mit dem Wort des Apostels Paulus aus dem 1. Korintherbrief 1,18: Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft.                 Amen

Gemeindegesang Lied  EG 88, 1.2.5 Jesu, deine Passion, will ich jetzt bedenken...

Lesung aus Psalm Ps. 43   (= EG Nr. 724    )
Gott, schaffe mir Recht
und führe meine Sache wider das unheilige Volk
und errette mich von den falschen und bösen Leuten!
Denn du bist der Gott meiner Stärke:
Warum hast du mich verstoßen?
Warum muß ich so traurig gehen,
wenn mein Feind mich dränget?
Sende dein Licht und deine Wahrheit, daß sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung,
dass ich hineingehe zum Altar Gottes,
zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,
und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Kyrie: Wir kommen zu dir und bekennen, wie oft wir den Versuchungen unseres Lebens erlegen sind. Wir beleidigen oder kränken, wir suchen unseren Vorteil und übergehen andere Menschen.
Wir geben als deinen Willen aus, was unsere Interessen sind und erniedrigen damit manchmal andere Menschen, Schwestern und Brüder.
Zu dir dürfen wir rufen: Herr, erhöre uns und erbarme dich unser …
Dafür bitten wir, wenn wir jetzt singen: Kyrie, eleison...

Gloria: In seinem lieben Sohn, Jesus Christus, hat Gott uns alles geschenkt, was zu unserer Erlösung von Schuld und unserem Leben hier und in Ewigkeit nötig ist. Doch Gott hilft uns auch noch dazu, dass wir darin seine Liebe erkennen, uns daran freuen und ihm dankbar sind. Lobsinget Gott, erhebt seinen heiligen Namen!Laudate omnes gentes

Tagesgebet: (Lasst uns beten!) Unser Gott,
Einsamkeit und Verlassenheit, Leiden und Tod gehören zu den Grunderfahrungen, die wir Menschen immer wieder schmerzlich machen müssen. Jesus ist davon nicht verschont geblieben. Er ist gedemütigt, verraten, verurteilt, gequält und am Ende hingerichtet worden. Viele standen dabei und sahen zu. Er war einsam in den letzten Stunden seines Lebens, in denen er sich Menschen gewünscht hätte, die ihn begleiten und sich für seine Sache stark machen. Jesus hat keinen angeklagt. Er hat ihnen ihre Schuld vergeben.
Wir bitten dich, klage auch uns nicht an, wenn wir Jesus heute auf mannigfache Weise kreuzigen, zeige uns Wege, mit unserer Schuld umzugehen und schenke uns die Hoffnung auf Vergebung. Lass uns darauf vertrauen, dass Verachtung und Verurteilung, Gewalt und Ungerechtigkeit, Leiden und Tod nicht das letzte Wort behalten.    Amen

Gemeindegesang Lied  EG 85     O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn... 

Schriftlesung: Markus 10, 35-45       (Vom Herrschen und vom Dienen)
35 Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen zu ihm: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, was wir dich bitten werden. 36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? 37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39 Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; 40 zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. 42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Lied zur Predigt   EG 123, 1.6.7.8    Jesus Christus herrscht als König... 

Kanzelgruß: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!

Predigttext: Hebräer 13, 12-14,  (Lutherbibel)
Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Predigt:        Liebe Gemeinde!      (römisch: I)
Draußen vor der Tür... - Ein Mann kommt nach Deutschland zurück, direkt nach dem Krieg, nach Hamburg. Es ist kalt, unwirtlich. Im Soldatenmantel. Beckmann – heißt er.
"Ein Mann kommt nach Deutschland. Er war lange weg, der Mann. Sehr lange. Vielleicht zu lange. Und er kommt ganz anders wieder, als er wegging." Und nun sucht er eine Heimat. Doch er findet sie nicht. Es gibt keinen Platz mehr für ihn. Wo er auch hingeht, er bleibt – draußen vor der Tür. Bei seiner Frau – ist nun ein anderer. Ein Mädchen hat Mitleid, nimmt ihn mit – doch da kommt ihr Mann nach Haus, aus dem Krieg, Beckmann muss weichen. Sein ehemaliger Vorgesetzter, der Oberst, der ihm die Befehle gab: Beckmann will ihm die Verantwortung zurückgeben – der lacht ihn aus. In einem Theater, einem Varietè, soll er auftreten – doch dem Direktor ist er dann doch nicht publikuswirksam genug. Sein Elternhaus – dort wohnen jetzt andere, die Eltern sind tot. Ein Mann, einsam. Nicht einmal Gott kann ihm helfen.
Draußen vor der tür – ein Theaterstück von Wolfgang Borchert, ein eindrückliches Stück. Ereignisse vor 74 Jahren, Kriegsende, Nachkriegszeit: Heimkehrer, Vertriebene, Heimatlose. Ein Thea-terstück, 1946 geschrieben. Einen Tag vor der Uraufführung 1947 starb Wolfgang Borchert. Das Stück ist sicher eines der meistge-spielten Stücke nach dem Krieg in Deutschland. Pflichtlektüre an den Gymnasien. Ganz viele erkannten sich darin wieder, ihr Schicksal, ihre Zeit: draußen vor der Tür.
Die letzte Szene dann: Beckmann allein. Nun ist ihm auch noch der Mut abhanden gekommen. "Gibt denn keiner, keiner Antwort?"die letzten Worte.
(Römisch: II)
Draußen vor dem Tor – dort setzen auch die Verse unseres Pre-digttextes aus dem Hebräerbrief an.
Draußen vor dem Tor – wieder ein Mensch. Jesus heißt er, Jesus von Nazareth. Ein Mann wird hingerichtet, draußen vor den Toren Jerusalems. "An's Kreuz mit ihm!" Viele Leute sind da, Soldaten, viel Volk, auch engste Vertraute – und doch ist er einsam. Sogar von seinem Gott fühlt er sich alleingelassen. Immerhin: Er kann noch beten. "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"Draußen vor dem Tor – ja, Golgatha war draußen vor den Toren Jerusalems, der Heiligen Stadt. Da stirbt einer. Doch von ihm heißt es, er habe damit die Menschen erlöst. "Jesus hat, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor." Einer für alle. Ein für allemal.
(Römisch: III)
Draußen vor dem Lager – so fühlen sich viele, zu Zeiten des Hebräerbriefes. Christen, so um das Jahr 80 oder 90, irgendwo im römischen Reich. Sie bekennen sich zu diesem Christus. Er spricht sie an. Er ist ihr Heiland. Von den Leuten werden sie geschnitten. Sie gelten als Sonderlinge. Sie haben sich selbst ausgeschlossen aus dem gesellschaftlichen Leben im Römerreich. Misstrauen spüren sie. Sie werden gedemütigt. Und an manchen Orten werden sie auch offen verfolgt. Verhaftungen, Misshandlungen. Draußen vor dem Lager – so fühlen sie sich oft, ohne Schutz, ohne Ansehen. Manche versuchen, sich anzupassen, möglichst unauffällig bleiben. Manche sind müde. Müde der Anfeindungen, müe im Glauben. Diesen Leuten zu helfen, darum geht es in dem ganzen Hebräerbrief. Ermutigen, aufrichten, das will er. "Ihr seid nicht allein, wenn ihr euch außen vor fühlt. Sehr auf Jesus, er ist da! Und er hat für euch längst schon das Heil erworben." - Vielleicht macht das sogar das Leben des Christen aus: aus dem sicheren Lager, wo ich keine Unannehmlichkeiten zu erwarten habe, auch einmal herauszugehen.
Hier im Hebräerbrief wird den Christen sogar Mut gemacht, die Sicherheiten zu verlassen, sich den Gefahren auszusetzen. "So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen." Draußen vor der Tür. Da sind wir in guter Gesellschaft. Mit ihm.
(Römisch IV)
Draußen vor dem Tor – auch heute fühlen sich Christen manch-mal so. Immer wieder erzählen es Jugendliche. Schief angeguckt werden sie, wenn sie sagen: "Jqawohl, ich glaube." Dumme Bemerkungen in der Schule, wenn sie Farbe bekennen. Den Stempel hat man leicht weg, heutzutage: naiv und fromm. "Was machst du denn am Wochenende?" - "Wir bereiten einen Jugendgot-tesdienst vor." Als käme man von einem anderen Stern. "Das Wo-chenende ist doch für was anderes da!"
Es ist längst auch in Westeuropa nicht mehr selbstverständlich, sich als Christ zu bekennen. Dazu gehört manchmal inzwischen sogar wieder etwas Mut. Sicher, dort gibt es keine Christenverfol-gung, es ist eben nicht Pakistan oder Teilen von Indonesien, Indien und China. In solchen Gegenden werden die Worte des Apostels gegenwärtig und wahrscheinlich noch viel unmittelbarer verstanden werden, als von uns hier an der türkischen Riviera. Wir leben ja hier in einem Land, in welchem wir ja noch recht sicher leben können, unsere Religion offen ausüben dürfen. Und doch brauchen auch wir die Ermutigung. Vielleicht müssen wir sogar ermahnt werden: Richtet euch nicht zu bequem ein. Euer Platz ist nicht hinter dem Ofen oder an den Sonnenseiten. Euer Platz ist draußen. Wo man sich nicht nur Ansehen verschafft und Freunde macht.
Es kann sein, dass man auffällt. Aber das macht nichts. Es kann sein, dass man verspottet wird, wenn man sagt: "Ich geh zur Kir-che!" Es kann sein, dass man bei dem Luxusleben der anderen nicht immer mithalten kann, wenn es für einen nun mal dazugehört, vom eigenen auch abzugeben. Es kann sein, dass man sich in Gefahr begibt, wenn man sich einsetzt für andere. Hier in dieser kleinen Gemeinde. Ja, überall, wo scheel oder neidisch geguckt und hinter dem Rücken geredet wird. Oder überhaupt: wenn einer bedroht wird oder angepöbelt. Ein Schwächerer. Nicht Wegscheuen, hinsehen! Und zugreifen, zumindest mit Worten. Hilfe holen. - Auch das kann dazu gehören, mit Jesus vor dem Tor zu sein, ohne die dicken Mauern: Auf Seiten der Schwächeren.
(römisch V)
Draußen vor dem Tor – da gehören wir hin. Mut macht er, der christliche Glaube; Mut, sich nicht zu verstecken. Weil wir wissen, was wirklich zählt: "Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir."
Vielleicht ist es ja gar nicht die Katastrophe, draußen vor dem Tor zu sein. Wir irren schließlich nicht ziellos umher. Wir sind unterwegs. Und wir wissen, wohin. Unterwegs zu Gott.Als zukünf-tige Stadt wird er hier beschrieben, der Ort bei Gott. Als eine Stadt, die auf uns wartet. Das himmlische Jerusalem. Wir streben hin. Eine Stadt, in der es keinen Tod mehr geben wird, keine Hinterhältigkei-ten und Intrigen, auch kein Leid noch Geschrei. Stattdessen wird ein Fest gefeiert, und wir gehören dazu. Diese Stadt wartet auf uns. Sie hat ihre Tore weit geöffnet. Dort sind wir willkommen. Deshalb grämt euch nicht, wenn wir hier keine bleibende Stadt finden. Die Vorfreude auf die zukünftige Stadt hilft, die Schmach zu tragen. Diese Vorfreude hilft, die Unvollkommenheit dieser Welt, die Ver-gänglichkeit auszuhalten.
Beckmann, der Heimkehrer aus dem Weltkrieg in dem Theaterstück, spürt, wie vergänglich, wie unwirtlich diese Welt ist. "Wir haben hier keine bleibende Stadt..." - den ersten Teil dieses Satzes erlebt auch er. Draußen vor der Tür.
Aber den zweiten Teil des Satzes, den scheint er nicht zu spüren: "...die zukünftige suchen wir!" er bleibt allein mit seiner Suche nach Heimat. In seinen Fragen, seinem Sehnen nach Antwort ist viel-leicht noch ein Ahnen verborgen, ein Ahnen davon, dass es noch mehr gibt. Aber er hört es nicht, er sieht es nicht: die zukünftige Stadt, den Ort Gottes.
"Gibt es denn keine Antwort?" so fragt er zum Schluss. Doch, es gibt eine Antwort, manchmal sehr deutlich, dann wieder weit entfernt.
Ich wünsche mir, diese Antwort in meinem Leben immer wieder zu hören, sie zu spüren inmitten der Gemeinde Jesu Christi: Drau-ßen vor dem Tor bist du / seid ihr nicht allein. Du bist unterwegs, mit anderen gemeinsam. Und Jesus ist dabei. Ihr seid auf dem Weg und ihr werdet sogar erwartet: Ihr habt einen Platz bei Gott. "Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir."

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere menschliche Vernunft es fassen kann, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Heiland.      AMEN

Instrumental

Fürbittgebet: (Lasst uns beten)
Nur wenige Menschen, Herr, sind dir bis ans Kreuz gefolgt und haben auch unter dem Kreuz noch ausgehalten.
Lass uns solche Menschen sein, die anderen beistehen in ihrer Not, die nicht zulassen, dass jemand allein gelassen ist in seinen Schmerzen, seinem Leiden, seinem Tod.
Gib uns die Kraft, andere zu begleiten, wenn ihr Weg schwer wird, sie zu trösten, ihnen Mut zu geben.
Und lass uns zu Leuten werden, die gegen den gewaltsamen Tod protestieren, wo immer er uns begegnet, die nicht "Ja" und "Amen" sagen zu dem vielfachen Sterben in dieser Welt, in den Kriegen der Völker, im Hunger und Elend so vieler Menschen, oder auch auf den Straßen und in den verborgenen Winkeln ihres sozialen Umfeldes.
Und lass uns, Herr, auch selber Menschen finden, wenn es dunkel um uns wird und der Schatten des Kreuzes auf uns fällt.    Amen.

Das alles beten wir zu Gott, wenn wir uns jetzt erheben und gemeinsam sprechen:
(im Stehen: gemeinsam gesprochenes) „Vater unser

Gemeindegesang und  Sammlung der Kollekte: Lied Nr. 62, 3.4.5 (Mel. 526)
Unsere Wege wollen wir...

Segenswort
Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr erhelle das Dunkel, daß wir seinen Weg mit uns erkennen. Der Herr bleibe uns zugewandt und gebe uns Frieden.

So segne uns und behüte uns der allmächtige Gott,
+ der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen

Donnerstag, 26. März 2020

Verlautbarung zur Corona-Krise



Die vom Präsidenten für religiöse Angelegenheiten in der Türkei DYANET erlassenen Maßnahmen zur Bewältigung der in den letzten Tagen verschärften Gesundheitskrise, gelten auch für die St. Nikolaus Kirche Alanya.
Diese ist bis auf weiteres für Gottesdienste, unser Kirchencafé und andere Aktivitäten geschlossen! 

gez. Frieder Lenger, Pastor
gez. Ursula Greune, Gemeindevorstand 

Alanya, 26.03.2020

Mittwoch, 25. März 2020

Empfehlung

Das Deutsche Konsulat Antalya bat uns, folgende Empfehlungen der türkischen Gesundheitsbehörde an alle, die wir erreichen können, weiter zu leiten.

Also.... Abstand halten und gesund bleiben!
Eure St. Nikolaus Kirche Antalya / Alanya

Samstag, 21. März 2020

Liebe Menschen in der Verbundenheit der St. Nikolaus Gemeinde zu Alanya!




Nachdem wir wegen der grassierenden Corona-Pandemie auf alle (gemeinde-öffenlichen) Veranstaltungen verzichten müssen, sei darauf hingewiesen, dass Euer / Ihr Pastor Frieder Lenger mit seiner Frau Erika nach wie vor in Alanya "vor Ort" ist und erreichbar!
Über die Festnetznummer: (0090)-0242 5225795 und die
Smartphone-Nr. 0538 060 9146 dürfen, sollen, können Sie und dürft, könnt und sollt Ihr gerne anrufen, wenn Sie/Ihr der Ansicht seid, wir könnten vielleicht bei der einen oder anderen Angelegenheit behilflich sein. Auch per E-Mail sind wir zu erreichen über:
Seid getrost und getröstet durch das Losungswort des heutigen 21. März 2020:
Der Herr spricht: "Ich will Frieden geben in eurem Lande, dass ihr schlaft und niemand euch aufschrecke." (3. Mose 26,6)
Bis zu einem Wiedersehen liebe Grüße von Erika und Frieder Lenger

Bibeltext und Predigt zum Gottesdienst am 22. März 2020 (Lätare)



Vorbemerkung:
Liebe Schwestern und Brüder um Christi willen!
Nun ist es bereits der zweite Sonntag, an welchem wir uns wegen des grassierenden Corona-Virus nicht in unserem Kirchenraum zu Alanya zum Gottesdienst versammeln können. Damit wir aber mit unserem Gott und himmlischen Vater sowie auch untereinander verbunden bleiben, habe ich zum Nachlesen (vielleicht am Sonntag um 11 Uhr 30) einen Gottesdienst teilweise ausgearbeitet.
Gern hinweisen möchte ich auch auf den Text der Schriftlesung. Für mich ist er Hilfe und Trost in dieser Zeit.
Die heutige Predigt hält sich relativ streng an den Predigttext, die Tages-Aktualitäten sind nicht direkt an- bzw. ausgesprochen, gleichwohl sind sie mir im Hintergrund natürlich auch bei der Ausarbeitung immer präsent gewesen.
Ihnen/Euch allen ganz, ganz liebe Grüße und einen gesegneten Sonntag wünscht
Ihr / Euer Pastor Frieder Lenger

Wochenspruch: Jesus Christus spricht: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht." (Johannesev. 12,24)

Schriftlesung: Gottes Wort aus dem Mund des Propheten Jesaja Kapitel 54, 7-10 (Lutherbibel)
7 Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. 8 Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser. 9 Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will. 10 Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.

Predigttext: Philipper 1, 15-21
(Die Gefangenschaft des Paulus und die Verkündigung des Evangeliums)
 15 Einige zwar predigen Christus aus Neid und Streitsucht, einige aber auch in guter Absicht:
16 diese aus Liebe, denn sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums hier liege;
17 jene aber verkündigen Christus aus Eigennutz und nicht lauter, denn sie möchten mir Trübsal bereiten in meiner Gefangenschaft.
18 Was tut's aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber.Aber ich werde mich auch weiterhin freuen;
19 denn ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi,
20 wie ich sehnlich erwarte und hoffe, dass ich in keinem Stück zuschanden werde, sondern dass frei und offen, wie allezeit so auch jetzt, Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod.
21 Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.

Predigt:  Liebe Gemeinde,
Sterben ist mein Gewinn.
Wer schwer trauert, wird diesen Satz nicht akzeptieren können. Das Sterben eines nahestehenden Menschen ist alles andere als ein Gewinn. Die Worte "Sterben" und "Gewinn" sind geradezu Gegensätze, die sich ausschließen. Sterben ist schlimmer Verlust, der durch nichts auszugleichen ist. Es bedeutet Abschied und Leere. "Sterben ist mein Gewinn?" Ein Satz, an dem Reibung entsteht. Wo soll er denn sein, der Gewinn? Ist Sterben eine Lotterie mit Hauptgewinn und Nieten? Ein gewonnenes Ziel nach langer Anstrengung? Oder ein Lebensüberschuss in irgendeiner Art?
Beim Lesen von Todesanzeigen begegnen mir manchmal Sätze wie: "Es war kein Sterben, es war eine Erlösung." Oder ich spüre die Erleichterung: "Endlich durfte unsere Mutter nach langem Leiden heimgehen." Hier wird in der Tat Sterben als Gewinn empfunden. Wer todkrank ist und leidet, wer nicht sterben kann, obwohl er es schon so lange will, für den ist Sterben zumindest kein Schrecken, sondern eine Beendigung der Qual, in gewisser Weise also ein Gewinn. Das Sterben ist dann willkommen, denn es befreit von Schmerz. - Solche Sätze, so aufrichtig sie sind, sagen allerdings mehr über ein Leben, welches nicht mehr zum Aushalten ist, aus, als über das Sterben.

"O Tod, wie gut ist es, dass du auferlegt bist für betrübte und kraftlose Menschen, die straucheln und überall anstoßen, die verzweifelt sind und die Hoffnung verloren haben." Jesus Sirach, von dem diese Worte stammen, sagt aber auch: "O Tod, wie bitter ist es, an dich zu denken für die, die ruhig ihr Haus bewohnen, für die, die ohne Sorgen sind und in allem Erfolg haben und noch kräftig genug sind, um gut zu essen." (vgl. Jesus Sirach 41, 1-5)

An der Art des Lebens oder Sterbens vermag ich aber noch nicht zu ermessen, worin nun der Gewinn besteht, von dem Paulus spricht.

Sterben könnte nur dann ein Gewinn sein, wenn wir es ins Leben hineinholen. So geschieht das beispielsweise in der Hospizbewegung. Die Gründerin Ciceley Saunders sagte: "Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben." Der Gewinn besteht demnach nicht in mehr Lebenszeit. Worin dann?
Darin, dass Menschen in ihren letzten Wochen, Tagen und Stunden Geborgenheit und Sicherheit erfahren. Dass sie ein Zuhause erleben und Zuwendung. Dass sie die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten, aber auch erfahren, dass ihr Leben trotz des nahenden Endes bejaht wird und liebevoll begleitet bis zum Schluss. Dass die eigenen Vorstellungen, Wünsche und Werte respektiert werden und er oder sie darauf vertrauen kann, gerade in der letzten Lebensphase. Dass gerade dann, wenn die Lebenszeit so begrenzt scheint, mehr Leben, intensivere Beziehungen zu Angehörigen erfahren werden. Im Gästebuch eines Hospizes findet sich folgende Inschrift:
"Ein wunderbarer Ort, wegen seiner Lage, mehr noch wegen der Menschen, die Menschen Würde schenken."
Ein wunderbarer Ort – das sagt viel aus über Gewinn im Sterben. Der Ort muss natürlich kein stationäres Hospiz sein. Das kann auch im Krankenhaus oder zu Hause sein. Sterben ist dann eine Chance, das Leben noch einmal neu und kostbar zu erfahren. Für Sterbende wie für Menschen, die ihnen am nächsten stehen.

Das Sterben ins Leben hineinholen, ja, da kann ich einen Gewinn sehen. Das tut auch unserem Leben gut, wenn das Sterben nicht an den Rand gedrängt wird und dadurch von seiner Fremdheit und seinem Schrecken etwas verliert.

Für Paulus hatte das Sterben keinen Schrecken. Ein Detail, scheint mir, ist ihm wichtig. Er schreibt: Sterben ist mein Gewinn. Das ist also ein Ich-Botschaft, die er aussendet. Es geht ihm nicht um einen allgemein gültigen Glaubenssatz. Gleichwohl kann dies Wort auch für Trauernde, die das Sterben eines lieben Menschen als einen großen Verlust empfinden, nachdenkenswert sein. Paulus schreibt aber erst mal über sich selbst. Über sein Sterben. Er braucht es nicht erst in sein Leben hinein zu holen, sondern es steht ihm täglich vor Augen. Er ist schwer krank und hockt im Gefängnis, verfolgt aufgrund seiner christlichen Predigt. Festgesetzt und misshandelt. Ohne zu wissen, ob er das Gefängnis lebend verlassen wird. Immerhin ist er (noch) in der Lage, Briefe zu schreiben.
"Sterben ist mein Gewinn" – ja, bei solch einer Lebenslage können wir uns schon vorstellen, dass er gern sterben möchte und das alles hinter sich lassen will. Aber das ist nicht der Punkt! Der Punkt ist, dass er nicht nur das Sterben in sein Leben hineinlässt, sondern dass er, und zwar schon längst!, Christus in sein Leben hineingelassen hat. "Hineingelassen" ist nicht ganz richtig. Christus hat sich gewitterartig in Paulus' Leben hineingedrängt und von ihm Besitz genommen. Darum hören wir die beiden Aussagen zusammen: "Sterben ist mein Gewinn" – und davor: "Christus ist mein Leben!" Und sie hängen auch im Innersten zusammen. Paulus hat Christus in seinem Leben! Er hat den Weg Jesu in sich drin mitsamt Leben, Sterben und Auferstehen, und es ist sein eigener Weg geworden.

Nicht, weil er genauso verläuft. Jesus ist Jesus und Paulus ist Paulus. Aber wie Jesus als Gerechter, als Gott-Botschafter in den Tod ging, das ist für Paulus Vorbild. Und noch mehr strömt das in Paulus' Leben hinein, was Jesus Christus bewirkt hat: Heilung, Hoffnung, Lebensüberschuss – auch daran hat Paulus Anteil und alle, die Jesu Weg zu ihrem eigenen machen. Im Mitgehen mit Jesu Weg verliert auch der Tod sein Schweigen. Er ist plötzlich von Leben umgeben, weil Ostern kam und der Weg Jesu vom Vorsprung des Lebens erzählt, vom Lebensüberschuss.

Sehen wir: Weil Paulus von Christus erfüllt sein Leben lebt, darum kann der Tod für ihn Gewinn sein. Der Tod hebt die letzte Schranke auf, die ihn momentan (noch) von Christus trennt. Er ist für Paulus ein Durchgang zu neuem Leben. Luther hat den Tod einmal mit einer Geburt verglichen, die zwar schmerzhaft ist, aber der Anfang eines glücklichen Lebens. Da ist Luther ganz bei Paulus. Der Weg Jesu durch den Tod hindurch... Wenn wir uns da einklinken könnten, als Trittbrettfahrer, dann könnten Angstbrocken von unseren Herzen kullern. Dann könnte der Eine oder die Andere das auch wagen zu bekennen: "Ja, Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn!"

Paulus lebt ja noch zu dem Zeitpunkt, da er dies schreibt. Er wird das Gefängnis verlassen können für diesmal. Aber diese Lebenshaltung, dieses Vertrauen in Christus, der ihn mitnimmt im Leben und im Sterben, das hat schon jetzt Auswirkungen. Das Leben ist da! Und es wird jetzt gelebt. Da mag die Außenansicht meines Lebens nicht immer soooo prächtig sein. Im Gefängnis, krank, Leben im Ungewissen. Aber die Innenansicht bei Paulus gibt ein anderes Bild. Er freut sich! - Es begegnet uns in diesem Brief an die Philipper ein Paulus, der nicht um sich und seine Leiden kreist. Sondern der weiterhin regen Anteil nimmt an dem, was die Gemeinde in Philippi umtreibt. Der heiter und gelassen auf ihre Sorgen antwortet. "Was? Einige bei euch predigen Christus aus Eigennutz? Und möchten mich mit ihrer Predigt ärgern? Was soll's! Hauptsache, Christus wird überhaupt unter die Leute gebracht. Das ist doch Grund zur Freude!

Was? Ich bin im Gefängnis? Aber dadurch gibt es neue Möglichkeiten der Verkündigung, denn noch mehr Menschen kommen durch mich hier in Berührung mit der frohen Botschaft. Ein Grund zur Freude!

Ihr lieben Philipper betet für mich. Ich habe Euch und als Plus den Geist Jesu. Ich bin also gut aufgehoben. Ein Grund zur Freude!"

In der Tat: Paulus versteht es, aus allem das Beste zu machen. Das ist die Innenansicht eines Menschen, der vertraut. Lassen Sie uns heute, am Sonntatg "Lätare" ("Freut euch") den Weg Jesu hineinholen in unser jeweils eigenes Leben. Und damit auch die Freude über den Gewinn an Lebensfülle, die uns Gott verspricht in Zeiten der Einschränkungen, jedenfalls im Leben und im Sterben!
Und der Friede Gottes, der den Müden Kraft gibt, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.          AMEN

Gebet:  Gott, die Nähe zu dir ist keine 100%ige Garantie für ein Leben ohne jede Kränkung; du ersparst uns weder Schmach noch Niederlage. Aber auch in der Stunde der Schande lässt du uns nicht im Stich, du teilst mit uns die Einsamkeit, die Scham und die Verzweiflung. Gemeinsam mit dir laufen wir nicht ins Leere, in deiner Nähe bleibt uns Raum für einen zweiten Versuch. Wenn wir am Ende sind, bist du da und stärkst uns, damit wir zu uns selbst und zueinander finden können. Du lässt uns nicht in der Einsamkeit, sondern stellst uns in Gemeinschaft. - Ermutige uns, zueinander zu stehen und uns nicht aufzugeben.
Mit unseren Schwestern und Brüdern auf der Erde beten wir jetzt gemeinsam: Vater unser, im Himmel, geheiligt werde.....          Amen.

Segenswort: Der Segen des lebendigen Gottes behüte und bewahre uns, er schenke uns wahres und ewiges Leben durch die Kraft seines Geistes in Jesus Christus. - Friede sei mit uns heute und in alle Ewigkeit.     AMEN