Gottesdienst am Sonntag, den 29. März 2020 (Judika) um 11 h 30 in der
oekumenischen Gemeinde St. Nikolaus zu Alanya.
Gruß und
Eingangswort
Wir beginnen und feiern miteinander Gottesdienst im Namen des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Wir grüßen uns alle zu diesem Gottesdienst, liebe Gemeinde,
mit dem Wort des Apostels Paulus aus dem 1. Korintherbrief 1,18: Das
Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir
selig werden, ist's eine Gotteskraft. Amen
Gemeindegesang
Lied EG 88, 1.2.5 Jesu, deine Passion, will ich jetzt bedenken...
Lesung aus Psalm
Ps. 43 (= EG Nr. 724 )
Gott, schaffe mir Recht
und führe meine Sache wider das unheilige Volk
und errette mich von den falschen und bösen Leuten!
Denn du bist der Gott meiner Stärke:
Warum hast du mich verstoßen?
Warum muß ich so traurig gehen,
wenn mein Feind mich dränget?
Sende dein Licht und deine Wahrheit, daß sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung,
dass ich hineingehe zum Altar Gottes,
zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,
und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.
Kyrie: Wir kommen
zu dir und bekennen, wie oft wir den Versuchungen unseres Lebens erlegen sind.
Wir beleidigen oder kränken, wir suchen unseren Vorteil und übergehen andere
Menschen.
Wir geben als deinen Willen aus, was unsere Interessen sind und erniedrigen damit manchmal andere Menschen, Schwestern und Brüder.
Zu dir dürfen wir rufen: Herr, erhöre uns und erbarme dich unser …
Wir geben als deinen Willen aus, was unsere Interessen sind und erniedrigen damit manchmal andere Menschen, Schwestern und Brüder.
Zu dir dürfen wir rufen: Herr, erhöre uns und erbarme dich unser …
Dafür bitten wir, wenn wir jetzt singen: Kyrie, eleison...
Gloria: In seinem lieben Sohn, Jesus Christus, hat Gott uns alles
geschenkt, was zu unserer Erlösung von Schuld und unserem Leben hier und in
Ewigkeit nötig ist. Doch Gott hilft uns auch noch dazu, dass wir darin seine
Liebe erkennen, uns daran freuen und ihm dankbar sind. Lobsinget Gott, erhebt seinen heiligen
Namen!Laudate omnes gentes
Tagesgebet: (Lasst
uns beten!) Unser Gott,
Einsamkeit und Verlassenheit, Leiden und Tod gehören zu den
Grunderfahrungen, die wir Menschen immer wieder schmerzlich machen müssen.
Jesus ist davon nicht verschont geblieben. Er ist gedemütigt, verraten,
verurteilt, gequält und am Ende hingerichtet worden. Viele standen dabei und sahen
zu. Er war einsam in den letzten Stunden seines Lebens, in denen er sich
Menschen gewünscht hätte, die ihn begleiten und sich für seine Sache stark
machen. Jesus hat keinen angeklagt. Er hat ihnen ihre Schuld vergeben.
Wir bitten dich, klage auch uns nicht an, wenn wir Jesus
heute auf mannigfache Weise kreuzigen, zeige uns Wege, mit unserer Schuld
umzugehen und schenke uns die Hoffnung auf Vergebung. Lass uns darauf
vertrauen, dass Verachtung und Verurteilung, Gewalt und Ungerechtigkeit, Leiden
und Tod nicht das letzte Wort behalten.
Amen
Gemeindegesang
Lied EG 85 O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn...
Schriftlesung:
Markus 10, 35-45 (Vom Herrschen und
vom Dienen)
35 Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des
Zebedäus, und sprachen zu ihm: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, was
wir dich bitten werden. 36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch
tue? 37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten
und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38 Jesus aber sprach zu
ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich
trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39
Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet
zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit
der ich getauft werde; 40 zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner
Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die
es bestimmt ist.41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über
Jakobus und Johannes. 42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr
wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen
tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein
will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste
sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht
gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe
als Lösegeld für viele.
Apostolisches Glaubensbekenntnis
Lied zur
Predigt EG 123, 1.6.7.8 Jesus Christus herrscht als König...
Kanzelgruß: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und
die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!
Predigttext: Hebräer
13, 12-14, (Lutherbibel)
Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein
eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen
aus dem Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende
Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Predigt: Liebe Gemeinde! (römisch: I)
Draußen vor der Tür... - Ein Mann kommt nach Deutschland
zurück, direkt nach dem Krieg, nach Hamburg. Es ist kalt, unwirtlich. Im
Soldatenmantel. Beckmann – heißt er.
"Ein Mann kommt nach
Deutschland. Er war lange weg, der Mann. Sehr lange. Vielleicht zu lange. Und
er kommt ganz anders wieder, als er wegging." Und nun sucht er eine
Heimat. Doch er findet sie nicht. Es gibt keinen Platz mehr für ihn. Wo er auch
hingeht, er bleibt – draußen vor der Tür. Bei seiner Frau – ist nun ein
anderer. Ein Mädchen hat Mitleid, nimmt ihn mit – doch da kommt ihr Mann nach
Haus, aus dem Krieg, Beckmann muss weichen. Sein ehemaliger Vorgesetzter, der
Oberst, der ihm die Befehle gab: Beckmann will ihm die Verantwortung
zurückgeben – der lacht ihn aus. In einem Theater, einem Varietè, soll er
auftreten – doch dem Direktor ist er dann doch nicht publikuswirksam genug. Sein
Elternhaus – dort wohnen jetzt andere, die Eltern sind tot. Ein Mann, einsam.
Nicht einmal Gott kann ihm helfen.
Draußen vor der tür – ein
Theaterstück von Wolfgang Borchert, ein eindrückliches Stück. Ereignisse vor 74
Jahren, Kriegsende, Nachkriegszeit: Heimkehrer, Vertriebene, Heimatlose. Ein
Thea-terstück, 1946 geschrieben. Einen Tag vor der Uraufführung 1947 starb
Wolfgang Borchert. Das Stück ist sicher eines der meistge-spielten Stücke nach
dem Krieg in Deutschland. Pflichtlektüre an den Gymnasien. Ganz viele erkannten
sich darin wieder, ihr Schicksal, ihre Zeit: draußen vor der Tür.
Die letzte Szene dann: Beckmann
allein. Nun ist ihm auch noch der Mut abhanden gekommen. "Gibt denn
keiner, keiner Antwort?"die letzten Worte.
(Römisch:
II)
Draußen vor dem Tor – dort setzen
auch die Verse unseres Pre-digttextes aus dem Hebräerbrief an.
Draußen vor dem Tor – wieder ein
Mensch. Jesus heißt er, Jesus von Nazareth. Ein Mann wird hingerichtet, draußen
vor den Toren Jerusalems. "An's Kreuz mit ihm!" Viele Leute sind da,
Soldaten, viel Volk, auch engste Vertraute – und doch ist er einsam. Sogar von
seinem Gott fühlt er sich alleingelassen. Immerhin: Er kann noch beten.
"Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"Draußen vor dem
Tor – ja, Golgatha war draußen vor den Toren Jerusalems, der Heiligen Stadt. Da
stirbt einer. Doch von ihm heißt es, er habe damit die Menschen erlöst. "Jesus
hat, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor
dem Tor." Einer für alle. Ein für allemal.
(Römisch:
III)
Draußen vor dem Lager – so fühlen
sich viele, zu Zeiten des Hebräerbriefes. Christen, so um das Jahr 80 oder 90,
irgendwo im römischen Reich. Sie bekennen sich zu diesem Christus. Er spricht
sie an. Er ist ihr Heiland. Von den Leuten werden sie geschnitten. Sie gelten
als Sonderlinge. Sie haben sich selbst ausgeschlossen aus dem
gesellschaftlichen Leben im Römerreich. Misstrauen spüren sie. Sie werden
gedemütigt. Und an manchen Orten werden sie auch offen verfolgt. Verhaftungen,
Misshandlungen. Draußen vor dem Lager – so fühlen sie sich oft, ohne Schutz,
ohne Ansehen. Manche versuchen, sich anzupassen, möglichst unauffällig bleiben.
Manche sind müde. Müde der Anfeindungen, müe im Glauben. Diesen Leuten zu
helfen, darum geht es in dem ganzen Hebräerbrief. Ermutigen, aufrichten, das
will er. "Ihr seid nicht allein, wenn ihr euch außen vor fühlt. Sehr auf
Jesus, er ist da! Und er hat für euch längst schon das Heil erworben." -
Vielleicht macht das sogar das Leben des Christen aus: aus dem sicheren Lager,
wo ich keine Unannehmlichkeiten zu erwarten habe, auch einmal herauszugehen.
Hier im Hebräerbrief wird den
Christen sogar Mut gemacht, die Sicherheiten zu verlassen, sich den Gefahren
auszusetzen. "So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und
seine Schmach tragen." Draußen vor der Tür. Da sind wir in guter
Gesellschaft. Mit ihm.
(Römisch
IV)
Draußen vor dem Tor – auch heute
fühlen sich Christen manch-mal so. Immer wieder erzählen es Jugendliche. Schief
angeguckt werden sie, wenn sie sagen: "Jqawohl, ich glaube." Dumme
Bemerkungen in der Schule, wenn sie Farbe bekennen. Den Stempel hat man leicht
weg, heutzutage: naiv und fromm. "Was machst du denn am Wochenende?"
- "Wir bereiten einen Jugendgot-tesdienst vor." Als käme man von
einem anderen Stern. "Das Wo-chenende ist doch für was anderes da!"
Es ist längst auch in Westeuropa
nicht mehr selbstverständlich, sich als Christ zu bekennen. Dazu gehört
manchmal inzwischen sogar wieder etwas Mut. Sicher, dort gibt es keine
Christenverfol-gung, es ist eben nicht Pakistan oder Teilen von Indonesien,
Indien und China. In solchen Gegenden werden die Worte des Apostels gegenwärtig
und wahrscheinlich noch viel unmittelbarer verstanden werden, als von uns hier
an der türkischen Riviera. Wir leben ja hier in einem Land, in welchem wir ja
noch recht sicher leben können, unsere Religion offen ausüben dürfen. Und doch
brauchen auch wir die Ermutigung. Vielleicht müssen wir sogar ermahnt werden:
Richtet euch nicht zu bequem ein. Euer Platz ist nicht hinter dem Ofen oder an
den Sonnenseiten. Euer Platz ist draußen. Wo man sich nicht nur Ansehen
verschafft und Freunde macht.
Es kann sein, dass man auffällt.
Aber das macht nichts. Es kann sein, dass man verspottet wird, wenn man sagt:
"Ich geh zur Kir-che!" Es kann sein, dass man bei dem Luxusleben der
anderen nicht immer mithalten kann, wenn es für einen nun mal dazugehört, vom
eigenen auch abzugeben. Es kann sein, dass man sich in Gefahr begibt, wenn man
sich einsetzt für andere. Hier in dieser kleinen Gemeinde. Ja, überall, wo
scheel oder neidisch geguckt und hinter dem Rücken geredet wird. Oder
überhaupt: wenn einer bedroht wird oder angepöbelt. Ein Schwächerer. Nicht
Wegscheuen, hinsehen! Und zugreifen, zumindest mit Worten. Hilfe holen. - Auch
das kann dazu gehören, mit Jesus vor dem Tor zu sein, ohne die dicken Mauern:
Auf Seiten der Schwächeren.
(römisch
V)
Draußen vor dem Tor – da gehören
wir hin. Mut macht er, der christliche Glaube; Mut, sich nicht zu verstecken.
Weil wir wissen, was wirklich zählt: "Wir haben hier keine bleibende
Stadt, sondern die zukünftige suchen wir."
Vielleicht ist es ja gar nicht
die Katastrophe, draußen vor dem Tor zu sein. Wir irren schließlich nicht
ziellos umher. Wir sind unterwegs. Und wir wissen, wohin. Unterwegs zu
Gott.Als zukünf-tige Stadt wird er hier beschrieben, der Ort bei Gott. Als eine
Stadt, die auf uns wartet. Das himmlische Jerusalem. Wir streben hin. Eine
Stadt, in der es keinen Tod mehr geben wird, keine Hinterhältigkei-ten und
Intrigen, auch kein Leid noch Geschrei. Stattdessen wird ein Fest gefeiert, und
wir gehören dazu. Diese Stadt wartet auf uns. Sie hat ihre Tore weit geöffnet.
Dort sind wir willkommen. Deshalb grämt euch nicht, wenn wir hier keine
bleibende Stadt finden. Die Vorfreude auf die zukünftige Stadt hilft, die
Schmach zu tragen. Diese Vorfreude hilft, die Unvollkommenheit dieser Welt, die
Ver-gänglichkeit auszuhalten.
Beckmann, der Heimkehrer aus dem
Weltkrieg in dem Theaterstück, spürt, wie vergänglich, wie unwirtlich diese
Welt ist. "Wir haben hier keine bleibende Stadt..." - den
ersten Teil dieses Satzes erlebt auch er. Draußen vor der Tür.
Aber den zweiten Teil des Satzes,
den scheint er nicht zu spüren: "...die zukünftige suchen wir!"
er bleibt allein mit seiner Suche nach Heimat. In seinen Fragen, seinem Sehnen
nach Antwort ist viel-leicht noch ein Ahnen verborgen, ein Ahnen davon, dass es
noch mehr gibt. Aber er hört es nicht, er sieht es nicht: die zukünftige Stadt,
den Ort Gottes.
"Gibt es denn keine
Antwort?" so fragt er zum Schluss. Doch, es gibt eine Antwort, manchmal
sehr deutlich, dann wieder weit entfernt.
Ich wünsche mir, diese Antwort in
meinem Leben immer wieder zu hören, sie zu spüren inmitten der Gemeinde Jesu
Christi: Drau-ßen vor dem Tor bist du / seid ihr nicht allein. Du bist unterwegs,
mit anderen gemeinsam. Und Jesus ist dabei. Ihr seid auf dem Weg und ihr
werdet sogar erwartet: Ihr habt einen Platz bei Gott. "Wir haben
hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir."
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere menschliche
Vernunft es fassen kann, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus,
unserem Heiland. AMEN
Instrumental
Fürbittgebet: (Lasst uns beten)
Nur wenige Menschen, Herr, sind dir bis ans Kreuz gefolgt und
haben auch unter dem Kreuz noch ausgehalten.
Lass uns solche Menschen sein, die anderen beistehen
in ihrer Not, die nicht zulassen, dass jemand allein gelassen ist in seinen
Schmerzen, seinem Leiden, seinem Tod.
Gib uns die Kraft, andere zu begleiten, wenn ihr Weg schwer
wird, sie zu trösten, ihnen Mut zu geben.
Und lass uns zu Leuten werden, die gegen den gewaltsamen Tod
protestieren, wo immer er uns begegnet, die nicht "Ja" und
"Amen" sagen zu dem vielfachen Sterben in dieser Welt, in den Kriegen
der Völker, im Hunger und Elend so vieler Menschen, oder auch auf den Straßen
und in den verborgenen Winkeln ihres sozialen Umfeldes.
Und lass uns, Herr, auch selber Menschen finden, wenn es
dunkel um uns wird und der Schatten des Kreuzes auf uns fällt. Amen.
Das alles beten wir zu Gott, wenn wir uns jetzt erheben und
gemeinsam sprechen:
(im Stehen: gemeinsam gesprochenes) „Vater unser“
Gemeindegesang
und Sammlung der Kollekte: Lied Nr.
62, 3.4.5 (Mel. 526)
Unsere Wege wollen
wir...
Segenswort
Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr erhelle das
Dunkel, daß wir seinen Weg mit uns erkennen. Der Herr bleibe uns zugewandt und
gebe uns Frieden.
So segne uns und behüte uns der allmächtige Gott,
+ der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.Amen
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