Gottesdienst am Sonntag, den 28. Juni 2020 (3. So. n. Trinitatis) um
11 h 30 in der oekumenischen Gemeinde St. Nikolaus zu
Alanya.
Musik zum Eingang
Gruß und
Eingangswort
Wir beginnen
und feiern miteinander Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes. Amen.
Dazu grüße ich Sie alle mit dem Wochenspruch für die heute,
am 3. So. n. Trinitatis, beginnende Woche aus Lukas 19,10:
Jesus spricht: "Der Menschensohn
ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Amen
Gemeindegesang
Lied EG 279, 1.7.8 (entspricht
Reimpsalm 66)
Jauchzt, alle Lande,
Gott zu Ehren, rühmt seines Namens Herrlichkeit,
und feierlich ihn zu
verklären, sei Stimm und Saite ihm geweiht.
Sprecht: Wunderbar sind
deine Werke, o Gott, die du hervorgebracht;
Auch Feinde fühlen
deine Stärke und zittern, Herr, vor deiner Macht.
Die ihr Gott fürchtet, ich erzähle: kommt, hört und betet mit mir an!
Hört, was der Herr an meiner Seele für große Dinge hat getan.
Rief ich ihn an mit meinem Munde, wenn Not von allen Seiten drang,
so war oft zu derselben Stunde auf meiner Zung ein Lobgesang.
Gelobt sei Gott und
hochgepriesen, denn mein Gebet verwirft er nicht;
Er hat noch nie mich
abgewiesen und ist in Finsternis mein Licht.
Zwar elend, dürftig bin
ich immer und schutzlos unter Feinden hier;
doch er, der Herr,
verlässt mich nimmer, wend't seine Güte nicht von mir.
(Matthias Jorissen
1798)
Lesung aus Psalm
Ps. 103, 1-13
Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen
heiligen Namen!
2 Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir
Gutes getan hat:
3 der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine
Gebrechen,
4 der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit
Gnade und Barmherzigkeit,
5 der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie
ein Adler.
6 Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht
leiden.
7 Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel
sein Tun.
8 Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer
Güte.
9 Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben.
10Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns
nicht nach unsrer Missetat.
11Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine
Gnade walten über denen, die ihn
fürchten.
12So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre
Übertretungen von uns sein.
13Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der
HERR über die, die ihn fürchten.
Kommt lasst uns anbeten!
Kyrie: Herr, Jesus
Christus, du hast uns die Gnade Gottes erworben, du stehst uns dafür ein, dass
unser himmlischer Vater barmherzig mit uns sein kann. Und doch wollen wir unser
Leben immer wieder selbst machen. Wir weisen auf unsere Verdienste, rühmen uns
der freundlichen Art, die wir doch haben und wie wir uns um ein christliches
Leben bemühen. - Wie wenig haben wir davon verstanden, warum nur du uns retten
kannst! Herr, erbarme dich! Herr,
erbarme dich!
Dafür bitten wir, wenn wir jetzt singen: Kyrie, eleison...
Gloria: Gott, in deinem Sohn hast du uns den einzigen Helfer
gesandt, der uns von Sünde und Tod erlösen kann. In ihm liegt unser Heil. Er
allein kann uns in deinem Gericht vertreten - und hindurch bringen. Lass uns
das doch einleuchten, uns darüber freuen und dir dankbar sein. Lobsinget Gott, erhebt seinen heiligen Namen! Laudate omnes gentes
Tagesgebet: (Lasst
uns beten!)
Himmlischer Vater, du hast dein Lich angezündet in uns,
deinen Heiligen Geist hast du in uns gegossen. Dein Reich ist mitten unter uns,
verborgen und nahe: ein Mensch, den man liebhat, Menschen, für die man lebt.
Dein Wille geschieht auf Erden, überall, wo Menschen füreinander Leben und
sterben. Wir bitten dich: Lass uns alles vollbringen allmählich, Tag für Tag,
damit wir vertraut werden mit deinem Namen und dich finden, unseren Vater bis
in Ewigkeit. Amen
Gemeindegesang
Lied EG 241, 1-3+8
Wach auf, du Geist der
ersten Zeugen, die auf der Mau'r als treue Wächter stehn,
die Tag und Nächte
nimmer schweigenund die getrost dem Feind entgegen gehn,
ja deren Schall die
ganze Welt durchdringt und aller Völker Scharen zu dir bringt.
O daß dein Feuer bald entbrennte, o möcht es doch in alle Lande gehn!
Ach Herr, gib doch in deine Ernte viel Knechte, die in treuer Arbeit
stehn.
O Herr der Ernte, siehe doch darein: die Ernt ist groß, die Zahl der
Knechte klein.
Dein Sohn hat ja mit
klaren Worten uns diese Bitt in unsern Mund gelegt.
O siehe, wiie an allen
Orten sich deiner Kinder Herz und Sinn bewegt,
dich herzinbrünstig
hierum anzuflehn; drum hör, o Herr, und sprich: "Es soll geschehn."
Du wirst dein herrlich Werk vollenden, der du der Welten Heil und
Richter bist;
du wirst der Menschheit Jammer wenden, so dunkel jetzt dein Weg, o
Heilger, ist.
Drum hört der Glaub nie auf, zu dir zu flehn; du tust doch über Bitten
und Verstehn.
(Text: 1-3 Karl Heinrich von Bogatzky 1750 / 8: Albert Knapp
1837 Mel. Dir, dir, o Höchster will ich singen...)
Schriftlesung aus
dem Alten Testament Micha 7,18-20:
Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und
erlässt die Schuld denen, die übrig geblieben sind von seinem Erbteil; der an
seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er ist barmherzig! Er wird sich unser wieder
erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die
Tiefen des Meeres werfen. Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade
erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast. Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Halleluja!
Apostolisches Glaubensbekenntnis
Ich glaube
an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus
Christus, seinen eingeborenen Sohn,
unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau
Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den
Toten, aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen
Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube
an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der
Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen
Lied zur
Predigt EG (West) 673, 1-3 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt,
damit ich lebe. - Ich
lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin.
Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und
Häusern, die Menschen werden singen,
bis das Lied zum Himmel
steigt: Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,
Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen
Frieden, Frieden auf Erden.
Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist, damit ich handle.
Ich lobe meinen Gott, der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede.
Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und
Häusern, die Menschen werden singen,
bis das Lied zum Himmel steigt: Ehre sei Gott und den Menschen
Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen
Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Frieden auf Erden.
Ich lobe meinen Gott,
der meine Tränen trocknet, dass ich lache.
Ich lobe meinen Gott,
der meine Angst vertreibt, damit ich atme.
Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und
Häusern, die Menschen werden singen,
bis das Lied zum Himmel
steigt: Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,
Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen
Frieden, Frieden auf Erden.
(Text: Hans-Jürgen Netz
1979; Mel. Christoph Lehmann 1979)
Kanzelgruß: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und
die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen!
Predigttext: Johannes
14, 23-27 (Der Friede Christi -
Lutherbibel)
23 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der
wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm
kommen und Wohnung bei ihm nehmen.
24 Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und
das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich
gesandt hat.
25 Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen
bin.
26 Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden
wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern,
was ich euch gesagt habe.
27 Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.
Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte
sich nicht.
Predigt: Aus dem
Kinderzimmer dringt Schluchzen. Sam hört es, öffnet die Tür und macht Licht an.
Jona, sein achtjähriger Sohn, wälzt sich hin und her, geplagt von einem
Alptraum. Sam setzt sich auf die Kante des Bettes, nimmt den Sohn in den Arm
und weckt ihn. "Jona! Du hast nur schlecht geträumt."
So, liebe Gemeinde, beginnt eine
bewegende Szene in dem ziemlich bekannt gewordenen Hollywood – Film
"Schlaflos in Seattle." Sam, gespielt von Tom Hanks, ist ein Vater,
der nach dem Tod seiner Frau nicht nur mit der eigenen Trauer fertig werden, sondern
noch dazu seinem Sohn über den Verlust hinweg helfen muss. - Schließlich wacht
Jona auf. Der Vater hält ihn im Arm und sie sprechen miteinander. "Ich
fange an sie zu vergessen." sagt Jona. "Ich weiß gar nicht mehr
richtig, wie Mom ausgesehen hat." - Da beginnt Sam zu erzählen: "Sie
konnte einen Apfel so schälen, dass die Schale ein einziges Band ergab."
Etwas Wahres steckt in dieser
Szene aus einem Kinofilm. Trauer wird noch schlimmer, wenn wir mit dem Menschen
auch noch die lebendige Erinnerung an ihn zu verlieren drohen. Wenn die
Erinnerung verblasst, was bleibt uns dann? - Der Predigttext schildert eine
ganz ähnliche Situation. Auch hier plagen Sorgen und Verlustängste ein junges
Kind: Die junge, christliche Gemeinde des Evangelisten Johannes ängstigt sich
um den Verlust ihres Herrn Jesus Christus. Furcht und Skepsis plagen die
Gemeinde um Johannes herum. Wie können sie sicher sein, dass wahr ist, was sie
von Jesus Christus hören? Die Jünger hatten Jesus wenigstens noch mit eigenen
Augen gesehen. Sie hatten seine Stimme gehört und seine Nähe gespürt. Aber das
ist schon vor 50 / 60 Jahren gewesen und den meisten der Gemeinde ging es so
wie uns Heutigen. Sie kennen Jesus auch nur vom Hörensagen.
Als Kinder hatten sie den
Geschichten vom Guten Hirten gelauscht. Der Kinderglaube ist naiv, aber
unverbrüchlich. Nur, später, wenn wir die Nähe des Heilands nicht mehr so
unmittelbar erleben und wir uns unsicher werden: Haben wir eigentlich Glauben;
ist Glaube überhaupt etwas für gestandene Menschen? Dann kommen Zweifel und
Skepsis, die uns im tiefsten Innern, im Herzen bewegen. "Was ist der
Grund, der trägt? Wo gibt es Halt, wenn alles andere unsicher geworden ist? Ist
Jesus wirklich da, bei uns, bei mir wie ein guter Hirte?" Die Sehnsucht
nach Sinngebung für mein Leben wird vergleichbar mit dem Wunsch, dass jemand
die früher sicher geglaubte Gewissheit nunmehr garantieren kann.
Der Johannes kennt die Sehnsucht
seiner Gemeinde. Auch darum schreibt er sein Evangelium. Gewissermaßen als
Antwort erzählt er eine Begebenheit zwiscen Jesus und seinen Jüngern, berichtet
von einem Gespräch nach dem Abendessen. Und zeigt seinen Glaubensgeschwistern,
dass auch die ersten Jüngerinnen nd Jünger mit den gleichen Sorgen zu kämpfen
hatten wie die Gemeinde, für die er schreibt. Und dabei hatten sie doch Jesus
mit eigenen Augen gesehen! Als Jesus wusste, dass er bald sterben würde,
versammelte er die Seinen noch einmal um sich. An diesem Abend war es zum
letzten Mal, dass sie miteinander zu Tisch saßen. "Kinder", sagte er,
"ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, aber wohin
ich gehe, könnt ihr mir nicht folgen. Aber: Ich werde euch nicht als Waisen
zurücklassen." (Johannes 13,33;14,18)
Die Zeit des Einander-Nahe-Seins
hatte ein Ende. Die Wege trennten sich. Der Weg der Jünger wurde schwer, denn
nun waren sie auf sich allein gestellt. Sie werden Jesus suchen; sie werden
sich danach sehnen, dass alles wieder so wird, wie es war.
Liebe Gemeinde, wenn die Zeit der ersten
Ratlosigkeit vorüber ist, stellen sich den Trauernde neue Fragen, stellen sich
den Trauernden neue Fragen: Was bleibt? Werden wir vergessen, wie Jesus war und
was er gesagt hat? Wird die erinnerung verblassen?
Der Vater von Jona, dem es genauso geht
wie Johannes, beginnt einfach zu erzählen, z.B. von kleinen Marotten der
Mutter. Und hinter der kleinen Geschichte vom Apfelschälen wird ihre Person
wieder spürbar. Jona beruhigt sich und schmiegt sich in die Arme des Vaters,
bis er erneut einschlafen kann.
Der Evangelist erzählt zwar jetzt
keine Marotten von Jesus, aber Geschichten aus dem Leben Jesu. Wie Jesus einmal
Wasser in Wein verwandelt hat. Wie er Wunder tat, was er sagte und lehrte. Wie
er seinen Jüngern einmal sogar die Füße wusch. So fügt sich Bild an Bild. Und
hinter all diesen vielen Bildern wird der Christus selbst sichtbar. Ja, genau:
so war er! Das beruhigt für eine
Weile...
Aber leider nicht auf Dauer.
Denn: Wer garantiert eigentlich, dass diese Geschichten alle stimmen? Ud dass
das Bild, welches sie zeichnen auch wirklich stimmt?
Diese Frage stellt sich in
unseren Tagen verschärft. So lange sind wir schon ohne Gottesdienst in unserem
schönen, kleinen Kirchenraum in Alanya geblieben. Und jetzt noch, planmäßig
sozusagen, Auch im Juli und August. Auch kein Kirchencafè. Wer garantiert uns
eigentlich, dass diese Geschichten alle stimmen? Denn viele schreiben und
erzählen in diesen Monaten ganz Unterschiedliches von Jesus und Gott: Viele
christliche Konfessionen: evangelische, katholische, orthodoxe – und dazu noch
unendlich viele Splittergruppen. Was Gott angeht, dann auch noch die Juden und
der Islam! Die mangelnde Einheit macht das, was sie von Gott und Jesus, von
Abraham und Mose und Allah erzählen, nicht eben überzeugend.
Das ist ein schmerzlicher Zustand
– nicht um der Kirche der Christen willen, sondern um der Sache
Jesu Christi willen. Denn wie soll sein Andenken in dieser Zeit und
Welt glaubwürdig den Menschen vermittelt werden können? Wer glaubt schon einem
zerstrittenen Haufen von Religionen oder gar Konfessionen? - Und darum ist es
wichtig, liebe christliche Gemeinde an der türkischen Riviera, dass wir in
Alanya und Antalya unsere Gottesdienste in ökumenischer Gemeinschaft feiern und
dass alle mit dabei sein können, wenn es darum geht, das eine, das ungeteilte
Erbe der frohen Botschaft Jesu Christi in dieser Zeit und Welt zu bezeugen!
Der Evangelist Johannes nimmt die
Not seiner Gemeinde ernst. "Ja," sagt er: "Es ist ein Problem,
wenn die Einheit zerfällt. Darum müssen wir uns um das Wort Jesu mühen. Wir
müssen uns prüfen lassen an dem, was Jesus selbst gesagt hat. Dann bleiben wir
bei ihm und bleiben zusammen." - Fast will mir scheinen, als hätte er
einzig und allein zu diesem Zweck die Worte Jesu aufgeschrie-ben in
seinem Evangelium. Und in der Tat: alle Christen in allen Konfessionen eint die
EINE HEILIGE SCHRIFT, die Bibel. Aber zur Einheit gehört mehr als der
Buchstabe. Zur Einheit gehört ein bestimmter Geist. So wie Jesus immer
und immer wieder betonte: "Mein Vater und ich sind eins.Wer mich
sieht, sieht den Vater. Wen ich liebe, den liebt der Vater." Einheit kann
man nicht erzwingen; sie lebt aus dem Geist der Liebe.
Liebe ist es letztlich auch, was
Jona's Vater im Film "Schlaflos in Seattle" glaubwürdig macht. Dass
der kleine Junge sich darauf verlassen kann: Mein Vater wird keine Lügen über
Mama erzählen, denn er liebt sie und er liebt mich.
Johannes erinnert sich, erinnert uns
an ein Wort Jesu. Liebe ist die Voraussetzung jeder Einheit. Sie kommt aber
nicht von uns, sondern zu uns. Gott ist es, der uns zuerst
liebt, damit wir ihn zurück lieben können.
In aller unserer Sorge um die
Christenheit ob sie denn wohl glaubwürdig sei, ist die Botschaft der Liebe
Gottes für uns eine Entlastung. Es hängt eben nicht von uns ab, ob die
Erinnerung an Jesus glaubhaft ist oder nicht. Gott selbst sorgt dafür! - Shen
Sie, seht ihr: Dazu schenkt er den Heiligen Geist, den Johannes hier "den
Beistand" nennt. Ein Beistand, der tröstet und neue Orientierung schenkt.
Denn die Zeit nach der Himmelfahrt ist anders als die Zeit vorher. Sie ist
beherrscht von Trauer und Sehnsucht. Aber eines ist sie nicht! Die Zeit
nach Himmelfahrt ist keine Zeit, die wir gottlos – ohne Gott – leben müssten
und lediglich noch auf verblassende Erinnerungen angewiesen wären. Sondern es
ist eine Zeit, in der Gott immer wieder zu uns kommt durch den Heiligen Geist.
Z.B. in unsere Gottesdienste.
Der Hollywood-Film findet eine
vergleichbar verblüffende Lösung. Sie ist falsch und richtig zugleich: Nachts,
wenn Jona schläft, liegt der Vater wach, zwischen Tg und Traum. Da kommt dann
seine Frau zu ihm und er spricht mit ihr.
Richtig daran ist: Wie die Mutter
des Nachts zu Jona's Vater kommt, so bleibt auch die Christenheit nicht allein.
Jesus sagt: "Ich komme zu euch – und nicht nur ich, sondern ich und mein
Vater werden kommen und Wohnung nehmen bei jedem Christenmenschen. Wir kommen
und sind dir nahe, damit du uns nahe sein kannst." Aber anders als
im Film ist die Nähe nicht einfach nur die Wiederholung des früheren
Zustandes. Die Nähe Gottes ist vermittelt durch den Heiligen Geist, dessen Fest
wir jüngst zu Pfingsten gefeiert haben.
Aber dieser Geist stellt nicht
nur den früheren zustand wieder her. Dieser Geist schafft etwas Neues.
Er sorgt dafür, dass aus den verängstigten Jüngerinnen und Jüngern eine
neue Gemeinschaft wird, die mit einer Stimme sprechen kann. Er
lässt die Christenheit mit einer Zunge reden, damit sie von aller Welt
verstanden wird. Er ist der Geist, der letztlich dafür sorgt, dass die
erinnerung an Jesus Christus lebendig bleibt. Der Heilige Geist ist die Liebe,
die uns bei allen Gefährdungen des Lebens und in aller Bedrängnis unsere Füße
auf festen Boden stellen will. Der Heilige Geist ist eben jene Liebe, die uns
mit der Gewissheit tröstet: "Was auch kommen mag – du bist nicht
allein!" Diese Gewissheit kann man nicht produzieren. Sie ist ein Geschenk.
Wenn sie sich einstellt, dann ist das eine Tat des Heiligen Geistes.
Der kleine Jona ist von
Alpträumen geplagt. Unruhig wälzt er sich auf seinem Bett. Da kommt sein Vater,
nimmt ihn in den Arm und erzählt ihm von der Mutter, bis der Junge wieder Atem
schöpfen kann und Ruhe findet. - Liebe Gemeinde, dass jemand da ist, wenn wir
von Zweifel und Sorge geplagt sind, dass jemand dann uns von Jesus
Christus erzählt und uns unseren Glauben stärkt, das gebe Gott in seiner Liebe
einer jeden und einem jeden von uns!
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere
menschliche Vernunft es fassen kann, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus
Jesus, unserem Heiland. AMEN
Instrumental
Fürbittgebet: (Lasst uns beten) Komm, Heiliger
Geist und rühre uns an!
Mit der Kraft aus der Höhe rühre uns an. Gib deinem Wort
Leuchtkraft in unseren Worten, dass es zum Glauben erweckt, zur Hoffnung
ermuntert und zur Liebe verlockt alle deine Kinder. Gib Leuchtkraft deinem Wort
in unserem Gewissen, dass die Wahrheit aufstrahlt und die Lüge verblasst, dass
der Friede an Kraft gewinnt und der Hass sich verzehrt, dass die Freiheit zum
Sieg kommt und zum Versiegen das Unrecht.
Komm, Heiliger Geist und rüste uns aus! Mit Frieden und Mut,
einen guten Ausgang und zum neuen Werk einen mutigen Anfang: damit die
Regierenden weise entscheiden und dann auch entschieden regieren, damit die
Mächtigen über ihre Macht barmherzig verfügen und die Ohnmächtigen
Barmherzigkeit finden. Gib den Einsamen Freude, den Verlotterten Halt, den
Versteinerten gib ein Lächeln zurück.
Komm Heiliger Geist! Bei uns bist du nötig. Wir brauchen
dich. Auf den Höhen der Macht, im traurigen Abgrund und auf alltäglichen Wegen.
Überall brauchen wir deinen Impuls. Wir brauchen deinen Mut zum Leben und wir
brauchen deinen Frieden zum Sterben. Wir brauchen dich an allen Enden. Komm,
Heiliger Geist!
Das beten wir zu Gott, wenn wir uns jetzt erheben und
gemeinsam sprechen:
(im Stehen: gemeinsam gesprochenes) „Vater unser“
Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich
komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot
gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren
Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem
Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in
Ewigkeit. Amen
Gemeindegesang EG
(West) 609, 1-3 und Sammlung
der Kollekte
Du hast vereint in
allen Zonen, uns, die du liebtest je und je
wir bitten, Herr, lass
bei uns wohnen den Geist der Gnade aus der Höh.
Sieh an, es beugen voll
Vertrauen all deine Kinder ihre Knie,
du wollest ihre
Hoffnung schauen, tritt, Vater, heute unter sie.
Und
der Verheißungen gedenke, vereinige uns durch den Geist
und
schaffe, dass er Frieden schenke, und lehr, wie man dich Vater heißt.
Mach
unsre blinden Augen sehen, mach unsre toten Herzen neu,
gib
Stimmen du zu Lob und Flehen und ein Bekenntnis, wahr und treu.
Verbreite deine frohe
Kunde vom Anfang bis zum Niedergang,
mach alle uns zu einem
Munde, aus Tausenden ein Lobgesang!
Dein starker Arm
zusammenbringe die Völkerwelt von nah und fern,
daß sie am Kreuz ihr
Loblied singe, dir, Jesus Christus, ihrem Herrn.
(frz.; deutsch von
Johann Christoph Hampe 1950 / Mel. Wie groß ist des Allmächtgen Güte...)
ABKÜNDIGUNGEN (Liebe Leserin und lieber Leser, am kommenden
Dienstag endet unsere Beauftragung zum Dienst in Alanya. Deshalb ist dies
vorerst unser letzter Gottesdienst in
schriftlicher Form. Ich bedanke mich, auch im Namen von meiner Frau
Erika, für Ihre Treue und Eure Verbundenheit auch über die weite Entfernung.
Allerdings: verabschieden möchten wir uns noch nicht, denn wir haben ja noch
einen Koffer in der Dienstwohnung und den müssen wir demnächst abholen, wer
weiß, vielleicht dann ja auch in Verbindung mit einem realen Gottesdienst im
Kirchenraum. Bis dahin: Ein herzliches "Gott befohlen!" Euer Pastor Frieder Lenger)
Gemeindegesang:
Lied Nr. 295, 1.3.4 Wohl denen, die da wandeln vor Gott in
Heiligkeit,
nach seinem Worte
handeln und leben allezeit; die recht von Herzen suchen Gott und seine
Zeugniss' halten, sind stets bei ihm in Gnad.
Mein
Herz hängt treu und feste an dem, was dein Wort lehrt.
Herr,
tu bei mir das Beste, sonst ich zuschanden werd.
Wenn
du mich leitest treuer Gott, so kann ich richtig laufen den Weg deiner Gebot.
Dein Wort, Herr, nicht
vergehet, es bleibet ewiglich,
soweit der Himmel
gehet, der stets beweget sich;
Dein Wahrheit bleibt zu
aller Zeit gleichwie der Grund der Erden, durch deine Hand bereit'.
(Text: Cornelius Becker
1602 / Mel. Heinrich Schütz 1661)
Segenswort
Herr, sei
vor uns und leite uns; sei unter uns und trage uns; sei über uns und segne uns;
sei um uns und schütze uns; sei in uns, daß Geist, Seele und Leib, dein
Eigentum, dir recht dienen und deinen Namen heiligen.
So segne Euch und behüte Euch der allmächtige Gott,
+ der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Musikalisches Nachspiel
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