Bausteine für den Gottesdienst am Pfingstsonntag, den
31. Mai 2020 in der St. Nikolaus Gemeinde zu Alanya.(gemeinsam mit der
Nederlandse Internationaale Gemeente Alanya in der norwegischen Seemannskirche)
Begrüßung:
Apg. 1,8 ihr werdet
die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und awerdet
meine Zeugen sein in Jerusalem und bin ganz Judäa und Samarien und bis an das
Ende der Erde.
Vorschlag für das Eingangslied: EG 288, 1-3 + 6
Tagesgebet: Gott,
Quelle des Lebens, Hilfe in Nöten, Zuflucht in Ängsten:
Reichtum und Schönheit deiner Schöpfung hast du in unsere Hände gegeben. Hast
uns befreit aus dem Gefängnis des Bösen, erlöst vor der Macht des Todes. Hauche
uns an mit deinem Geist, dass wir im anderen dein Abbild erkennen und füreinander
eintreten, als egegnetest du selbst uns in jedem Bruder, in jeder
Schwester. Amen.
Vorschlag für das Wochenlied: EG 122, 1-3
Text der Lesung: Eph. 3, 14-21 (Die Fürbitte des Apostels für die
Gemeinde)
14 Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater,15 von dem
jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat,16 dass er euch Kraft
gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit,
gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen
Menschen,17 dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Und ihr seid
in der Liebe eingewurzelt und gegründet,18 damit ihr mit allen Heiligen
begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe
ist,
19 auch die Liebe Christi erkennen könnt, die alle Erkenntnis
übertrifft,damit ihr erfüllt werdet, bis ihr die ganze Fülle Gottes erlangt
habt. 20 Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir
bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, 21 dem sei Ehre in der
Gemeinde und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu
Ewigkeit! Amen.
folgt: Glaubensbekenntnis
Lied zur Predigt: 243, 1-4
Predigt zu Johannes 15,26 bis 16,4 (Text in der
Predigt)
Liebe Gemeinde,
Vor 8 Monaten ungefähr, Ende
September 2019 zur Anreise nach hier, standen wir auf einem Bahnhof. Warteten
auf den Zug zum Flughafen. Der Übernächste... - Unwillkürlich fiel mein Blick
auf ein Paar, das offensichtlich Abschied voneinander nahm. Sie redeten
miteinander und anscheinend bekam er noch viele gute Ratschläge
mit auf den Weg. Zwischendurch umarmten sie sich ungeachtet der Menschen um sie
herum und küssten sich. Dann kam der Zug und er stieg ein. Der Zug war schon
eine ganze Weile aus unserem Sichtfeld verschwunden, aber sie
stand immer noch da und die Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Abschied nehmen – inzwischen
wissen wir: Einander liebevoll begrüßen können – von einander nahestehenden
Menschen ist eine herzzerreißende Sache.
Ich kann mir gut vorstellen,
dass es den Jünger*innen nicht anders ergangen ist, als Jesus am Vorabend des
Pessach-Festes mit ihnen sprach. Was er sagte, das galt den Jünger*innen damals
ud das gilt auch uns heute. Hören
wir den uns zu diesem Pfingstfest als Predigttext gegebenen Abschnitt nach der
Luther-Übersetzung. Es ist ein Abschnitt aus der Abschiedsrede Jesu nach dem
Johannes-Evangelium: Jesus spricht:
Kapitel 15, Vers 26: Wenn
aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist
der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir.
27 Und auch ihr legt Zeugnis
ab, denn ihr seid von Anfang an bei mir.
Kapitel 16, 1 Das habe ich zu
euch geredet, dass ihr nicht zu Fall kommt.
2 Sie werden euch aus der
Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, meinen wird,
er tue Gott einen Dienst.
3 Und das werden sie tun,
weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen.
4 Aber dies habe ich zu euch
geredet, damit, wenn ihre Stunde kommen wird, ihr daran denkt, dass ich's euch
gesagt habe. Zu Anfang aber habe ich es euch nicht gesagt, denn ich war bei
euch.
Noch einmal: Ich kann mir
vorstellen, dass da in Gethsemane eine gedrückte Stimmung geherrscht hat.
"Was wird jetzt auf uns zukommen?", werden sich die Jünger gefragt
haben. Darum wandte sich Jesus tröstend an seine Freund*innen. Er stellte ihnen
nicht die auf sie zukommende Not vor Augen, sondern den Beistand
Gottes: den Heiligen Geist. Was Martin Luther in unserem Text mit
"Tröster" übersetzt, bedeutet auf griechisch eigentlich so etwas wie
"Beistand" oder "Anwalt".
So, wie uns in rechtlichen Fragen
ein Anwalt vertritt, wird der Heilige Geist uns begleiten. - Und das ist nicht
das Schreckgespenst, mit dem früher rauhe Männer der christlichen Seefahrt
derbe Scherze der Äquatortaufe getrieben haben, das ist nicht einmal die
nächtliche Figur unter dem Bettlaken, mit der wir Jugendliche auf kirchlichen
Freizeiten zum Gruseln gebracht haben. - Nein!!! Wir haben ihn
als Beistand, der die aufrichtet, die niedergeschlagen und die nicht mehr aus
noch ein wissen. Der HEILIGE GEIST ist die Gabe, die Jesus uns von Gott
erbeten hat.
Und er vertritt die Sache Jesu
bei uns. In der Apostelgeschichte wird uns zugesagt: "Ihr werdet die Kraft des Heiligen
Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und awerdet meine Zeugen
sein!" Wenn es auf unser Können ankäme, wäre es um die Sache Jesu
unter uns schlecht bestellt. Oft genug gehen wir Prediger mit noch mehr
zitternden Knien von der Kanzel wieder herunter als wir hinaufgestiegen
sind. Wir können es ja nicht machen, dass unser Zeugnis gehört wird. Aber
der Heilige Geist kann das! Er steht für unser Zeugnis und auch für dessen
Wirkung. Wenn durch unser Zeugnis jemand glaubt, so ist das allein dem Heiligen
Geist zu verdanken.
Und doch: obwohl wir den
Heiligen Geist als Beistand und Tröster haben, empfinden wir auch manches Mal,
wie kläglich unser Glaube ist. Wenn's drauf ankommt, fehlt uns der Mut, uns zu
Gott zu bekennen oder im Glauben einen Schritt zu wagen. Wir stehen in der
Gefahrt Anstoß an Jesus zu nehmen: "Dies habe ich Euch gesagt, damit ihr
nicht Anstoß an mir nehmt!"
"Anstoß nehmen" ist
noch sehr harmlos formuliert für das, was Jesus gemeint hat. Es besteht immer
die Gefahr, dass wir vom Glauben abfallen. Ich höre Petrus heute noch lauthals
tönen: "Wenn auch alle von dir abfallen – ich nicht!"
Wie ist es dann gekommen? Petrus
wollte Jesus nicht verleugnen. Er nahm allen Mut zusammen und wagte sich
in die Höhle des Löwen. Das wollte er unbedingt wahrmachen: "Ich
nicht!" Und dann tappt er doch in die Falle mit einem Satz, den man so
"auf die Schnelle" sagt, ohne sich viel dabei zu denken. Und dann
kräht der Hahn...
Ist denn unser Glaube wirklich
so schwach, dass wir uns nicht darauf verlassen können? Ja! Denn nicht auf unseren
Glauben sollen wir uns verlassen, sondern auf ihn, unseren
Herrn! Aber er lässt uns in unserem Glauben nicht im Stich, komme, was da wolle
im Leben und im Sterben.
Und noch ein Letztes: Wo immer
Christen auftreten, werden sie Widerspruch und Widerstand erfahren. "Es
kommt die Zeit, dass wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit."
Bis zum Tod muss es ja nicht
gleich kommen. Aber werden wir nicht oftmals verlacht und verspottet, wenn wir
uns als Christen bekennen, wenn wir uns sonntags später in die Sonne
legen? Das gibt schon einen Stich ins Herz!
"Selber schuld", sagen wir uns, "wir hätten ja nur mit den
Wölfen heulen müssen."
"Und auch ihr seid meine
Zeugen!" hat Jesus gesagt. Zu Pfingsten. Zu uns. Wie können wir
bessere Zeugen sein, als auch im Leid auf ihn hinzuweisen. Wir sind zwar von
außen bedrängt und von innen gefährdet, aber wir können das, weil wir von oben
gestärkt sind. Gott sei's gedankt!
Und der Friede Gottes, der
den Müden Kraft gibt, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, bewahre eure
Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen
Musik
Fürbittgebet
Gott, Schöpfungskraft, wir bitten um deinen Heiiligen Geist –
den Geist des Trostes und der Wahrheit.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Gott allen Lebens, auf dein Wort hören, an deine Güte
glauben, nach deinem Willen leben: Wie gut ist das, aber auch wie schwer! Wir
brauchen deinen Heiligen Geist, der uns den Verstand schärft und die Hände
stärkt.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Gott aller Güte, der Kirche angehören, in der Gemeinde
mitarbeiten, für die Wahrheit des Glaubens eintreten: Oft scheint diese Mühe
vergeblich. Wir brauchen deinen Heiligen Geist, damit uns Mut und Gehorsam,
Geduld und Hoffnung nicht ausgehen, damit unser Glaube wach bleibt.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Gott aller Wahrheit, die Welt sehen, wie sie ist; ihre
Möglichkeiten ausschöpfen und ihre Grenzen sehen, ihre Probleme bewältigen oder
auch nur ertragen: Wer von uns kann das? Wir brauchen deinen Heiligen Geist,
damit wir die Hoffnung nicht aufgeben, uns aber auch nichts vormachen.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Gott aller Liebe, wir leben in Beziehungen mit anderen
Menschen. Das ist nicht immer leicht. Wir brauchen deinen Heiligen Geist, damit
wir einander gerecht werden, uns gegenseitig vergeben und von Neuem miteinander
beginnen können.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Gott aller Gnade, Abschied nehmen, allein sein, geliebte
Menschen begraben: keinem von uns ist das erspart. Wir brauchen deinen Heiligen
Geist, um unsere Trauer zu überwinden und doch nicht zu vergessen, was war.
Wir rufen gemeinsam: Komm, Heiliger Geist!
Wir danken dir, Gott, dass du uns hörst. Wir danken dir für
deinen Geist, der uns neu belebt, als Kraft des Trostes und der Heilung, als
Quelle der Lebensfreude, die immer wieder in uns aufbricht
(gemeinsam gesprochenes) Vater unser........ Amen.
Segenswort
Gott segne dich uns behüte dich.
Gottes Geist beflügele deine Phantasie.
Gottes Atem lebe in deinen Träumen.
Gott begleite dich auf jeden Schritt,
heute, morgen und alle Tage. Amen.
Orgelnachspiel
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