Logo

Logo

Samstag, 11. April 2020

Gottesdienstkonzept für Ostern 2020


Konzept für den Gottesdienst gemeinsam mit der niederländischen Gemeinde
zu Ostern 2020 in Alanya

Eingangsgebet
Gott, du kommst zu uns in der Frische des Anfangs,
wir kommen zu dir mit unseren alten Gewohnheiten.
Du kommst zu uns im Geist der Wahrheit,
wir kommen zu dir mit unseren Selbsttäuschungen.
Du kommst zu uns in deiner Heiligkeit,
wir kommen zu dir mit unserer Trägheit.

Befreie uns von den Früchten des Todes und schenke uns die Freude, deinen Weg mit uns zu erkennen in Jesus Christus, dem auferstandenen Herrn.             Amen.

Predigt zu Matthäus 28, 2-10 (Einheitsübersetzung)
2 Da bebte plötzlich die Erde, denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, rollte den Stein weg und setzte sich darauf. 
3 Er leuchtete wie ein Blitz und sein Gewand war schneeweiß. 
4 Als die Wächter ihn sahen, zitterten sie vor Angst und fielen wie tot zu Boden.
5 Der Engel sagte zu den Frauen: »Ihr braucht keine Angst zu haben! Ich weiß, ihr sucht Jesus, der ans Kreuz genagelt wurde. 
6 Er ist nicht hier, er ist auferweckt worden, so wie er es angekündigt hat. Kommt her und seht die Stelle, wo er gelegen hat! 
7 Und jetzt geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: 'Gott hat ihn vom Tod auferweckt! Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen.' Ihr könnt euch auf mein Wort verlassen.«
8 Erschrocken und doch voller Freude liefen die Frauen vom Grab weg. Sie gingen schnell zu den Jüngern, um ihnen die Botschaft des Engels zu überbringen.
9 Da stand plötzlich Jesus selbst vor ihnen und sagte: »Seid gegrüßt!« Die Frauen warfen sich vor ihm nieder und umfassten seine Füße.
10 »Habt keine Angst!«, sagte Jesus zu ihnen. »Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen. Dort werden sie mich sehen.«

Liebe Gemeinde,
Ostern im Jahre 2020. An der türkischen Riviera. Wir kommen zusammen zum Festgottesdienst am Fest des Lebens. Urlauber und Residenten; Christen aus den Niederlanden und Deutschland auch von anderswo. Freie Tage zum Genießen des Alters, oder auch zum Ausspannen vom Alltag. Wir genießen es, hier in Alanya, wo es wärmer ist als in Europa.
Ostern im Jahre 30 nach Christus. Vor den Toren Jerusalems. Am Morgen dieses 12. April melden Wachsoldaten ihrem Befehlshaber etwas verlegen: "Der Leichnam des Jeschua ben Josef, auf Befehl des römischen Prokurators Pilatus hingerichtet, ist aus dem Grab verschwunden." Der große Stein, der vor den Eingang des Felsengrabes gerollt worden war, um ihn ganz dicht zu verschließen, sei durch unbekannte Kräfte zur Seite geschoben. Sie berichten weiter von ungeklärten Umständen, von Erdstößen und seltsamen Lichterscheinungen.
Der Wachhabende schreit etwas von "Schlafmützen". Aber er will kein Aufsehen. Eine Meldung an den Statthalter über dieses eher unbedeutende Ereignis wird es nicht geben.
An diesem Morgen des 12. April gehen Frauen zu eben diesem Grab in den Felsen. Sie wissen: Jesus ist tot. Sie gehen, weil sie ihn verehren, den Hingerichteten, den so schändlich Gekreuzigten. Sie gehen, damit ihre Trauer und ihre Tränen einen Ort haben. - Auch diese Frauen wissen sehr genau:
In unserer Welt zählen nur die Tatsachen. Die klaren Tatsachen. Heute wie damals. Die Tatsachen besagen, dass die Mächtigen sich nicht gern ins Handwerk pfuschen lassen. Die Tatsachen sagen, dass Tote tot sind und nicht wieder lebendig werden. Die beiden Frauen kommen zum Grab. Aber sind sie überhaupt richtig? Das Grab ist leer. Der Stein ist weggerollt. Plötzlich werden die Frauen von Licht überflutet. Eine Lichtgestalt zerreißt den Schleier des Todes. Die Frauen hören eine Stimme: "Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten sucht. Er ist nicht hier. Er ist auferstanden..."
Die Frauen sind wie betäubt, überwältigt von ihren Gefühlen. Sie rennen los. Sie wollen den Jüngern berichten, diese Neuigkeit den anderen ins Gesicht schreien. Dann sehen sie Jesus. Sie fallen vor ihm nieder, umklammern seine Füße, wollen ihn einfach nicht loslassen. Dann sagt auch er diese Worte zu ihnen: "Fürchtet euch nicht!"
Wie die Geschichte weitergeht, ist bekannt. Aber: war das Grab wirklich leer? Gerade Frauen, so behaupten oftmals die Männer, lassen sich leicht von Gefühlen treiben. Können es nicht ihre eigenen Träume, Wunschvorstellungen gewesen sein, die ihnen diese Bilder von Licht vor die Augen projiziert haben?
Mitte April: Osterferien in den Bergen. Eine Gruppe von Familien hat sich in einer Pension, einem alten Bauernhaus in Südtirol eingemietet. Alle finden das großartig: Osterferien im Schnee. In den Tagen von Gründonnerstag bis Ostern begegnen sie der alten Tradition. Einige erleben in der Kirche des kleinen Südtiroler Ortes, wie die Einheimischen, einer nach dem anderen, ein altes Kruzifix küssen. Später hört man im Pensionshaus von der Bauersfamilie ein gemeinsames Gebet. Na ja. Als dann die Erwachsenen abends gemütlich beim Wein zusammensitzen, kommt das Gespräch auf Ostern, auf die Auferstehung. Die Kinder liegen schon in den Betten, sie wissen nicht mehr viel vom österlichen Geschehen. Sie freuen sich auf das Ostereiersuchen.
Einer spricht von der Unsicherheit der Historiker, ob die biblischen Berichte denn überhaupt einen echten Hintergrund haben. An sich sei diese Geschichte ja für den naturwissenschaftlich geprägten Menschen von heute nicht mehr zumutbar.
In der Tat:
Viele Fragen stellen sich uns an diese Geschichte aus dem Matthäusevangelium. Aber wir sollten einmal die Gegenprobe versuchen:
Angenommen, es hätte die Auferstehung nicht gegeben, nur diese Kreuzigung; dieses entsetzliche, hoffnungslose Ende eines Gefolterten. Was würde das bedeuten? Das würde doch heißen: Das Gute zu tun ist sinnlos. Der Tod ist die einzige große Gewissheit, die uns bleibt. Wir können eigentlich nur hoffen, dass es uns nicht so schnell erwischt, dass uns so um die neunzig Jahre vergönnt sind, ja, und dann, dass da ein paar Dinge in unserem Leben auch sinnvoll sind: Die Familie und die Kinder vielleicht, die Arbeiststelle, das Häuschen im Grünen, die Wohnung in Alanya oder der heißersehnte Urlaub.
Jesus Christus ist ohne seine Auferstehung nicht begreifbar! Gott will uns nicht allein lassen auf dieser Erde. Diese gequälte Erde braucht die Hoffnung der Auferstehung. Die Hungrigen sind noch hungrig. Menschen sind ohne Obdach und ohne Frieden. Die zu kurz Gekommenen, die Verdammten dieser Erde warten und werden immer ungeduldiger. In den Gefängnissen vieler Länder leiden zu Unrecht Gefolterte. Wir können das schwer ertragen, dauernd daran erinnert zu werden.
Karsamstag. Eine Gipfeltour ist angesagt. Strahlende Sonne empfängt die Urlauber, als sie schweißgebadet in der Gipfelregion angekommen sind. Ein wunderbarer Rundblick. Nach ausgiebiger Pause ist es höchste Zeit für die Abfahrt. Bei der Fahrt über den Hang in blendendem Weiß geschieht es: ein Schneebrett löst sich und donnert zu Tal. Mit knapper Not gelingt die Flucht.  Allen zittern die Knie. "Na, da hat der liebe Gott noch einmal seinen dicken Daumen dazwischen gehalten," sagt einer. So greifbar nah war der Tod. Eine Frau sagt: "Und das zu Ostern!"
Der Stein ist weggesprengt vom Grab: durch die Kraft des Lichtes; durch die Macht des Lebens. Das Ereignis von Ostern, liebe Gemeinde, ist tatsächlich nie unumstritten gewesen und wird es wohl auch nie sein. Wenn man das leere Grab nachweisen könnte mit hieb- und stichfesten Beweisen, dann würde ja Gott nachzuweisen sein, zu unserer Verfügung, greifbar und handhabbar, dann wäre er einzuordnen in das Periodensystem menschlichen Denkens. Dann könnten wir ihn berechnen. Mit einem Wort: Dann wäre Gott nicht mehr Gott. Und dann wäre auch Glaube nicht mehr Glaube, sondern Wissen. Hans Werner Dannowski hat das einmal so geschrieben: "Begreifen, was Ostern ist, kann nur einer, wenn er Tod und Leben ganz dicht beieinander lässt. So, wie wenn man aus dem Auto steigt und hat so gerade noch bremsen können, man hat sozusagen den kalten Atem des Todes gespürt, und die Knie zittern.... Dann spürst du Ostern. Ostern, das ist nämlich nicht der Ausdruck einer billigen Lebensphilosophie, dass alles schon nicht so schlimm sei und am Ende alles gut sein wird. Nein. Ostern, das ist der Glaube an den Gott, der den Tod niedergerungen hat." - Und Martin Luther hat in einer Osterpredigt gesagt: "Wenn Christi Auferstehung geprediget wird, gibt's immer ein Erdbeben." Hier in der Türkei ist das schon manchmal so, dass die Erde bebt. Bei uns in Mitteleuropa sind Erdbeben selten, äußerst selten. Zum Glück. Aber leider sind auch die geistlichen Erdbeben, die Luther meint, sehr selten geworden.
Ostersonntag in den Bergen Südtirols. Nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem die Glocken ringsherum zum Osterfest einladen, bricht die Gruppe auf. Ihr Weg führt sie an einem "Marterl" vorbei, einem Bild des Gekreuzigten also. Sie bleiben kurz stehen, verschnaufen sich und erblicken auf einer kleinen, verwitterten Tafel den Spruch: "Lieber Wanderer, gedenke des Herrn und Heilands Jesus Christus, der für dich am Kreuz gestorben und auferstanden ist von den Toten." Einen Augenblick bleiben sie stehen und schweigen, dann geht's weiter ausgelassen und fröhlich hinein in diesen schönen Ostertag. Die Schrecken der Schneelawine sind schon gänzlich vergessen.
Die Erschütterungen, liebe Gemeinde, die durch die Auferstehung des Jesus Christus ausgelöst werden, sind beileibe nicht immer wie Lawinen in meinem Leben. Manchmal, oft sogar, bleiben sie leise, ganz leise. Im Grunde sind sie nur für denjenigen wahrnehmbar, der Augen und Ohren hat für die Bewegungen. Diese "Erdbeben" wälzen die Steine von den Gräbern der Angst und des Todes. Die Auferstehung Jesu Christi setzt Zeichen in unser Erdendasein, Zeichen des Lebens gegen den Tod.
Was heißt das?
Ostern ist das Fest des Lebens! Auch unsere Probleme werden nicht verschwunden sein, wenn wir in Zeiten nach "Corona" Gottesdienste wieder in unserem Kirchenraum feiern. "Wenn Christi Auferstehung gepredigt wird, gibt's immer ein Erdbeben." Dieses Erdbeben ist längst nicht immer wie eine Lawine aus Schnee und Eis, die uns unter sich begräbt. Nein, im Gegenteil – dieses Erdbeben befreit uns aus den Gräbern des Untergangs.
Der Stein ist weggerollt vom Grab. Christus ist auferstanden. Die Nacht vergeht. Der Tag bricht an. Der Tod ist nicht ewig. Die Hoffnung ist stärker.
Und der Friede Gottes, welcher aus Gnade und Freundlichkeit besteht, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.          Amen

Schlussgebet
Mein Herz voll Dankbarkeit,
meine Seele leuchtet wie die Sonne am Morgen.
Die Schatten der Nacht sind verflogen,
vergangen, was dunkel und schwer auf mir lastete.
Denn du, Gott,
hilfst mir aus Ohnmacht und Verzweiflung.
Ich streife ab, was mich lähmt,
was mich festhält an vergangenen Sorgen,
und Hindernisse, hoch wie Berge,
schrecken mich nicht mehr.

Segenswort

Wenn wir jetzt durch diesen Tag gehen in unseren Häuser und Wohnungen, so lasst uns leben im Segen und mit dem Segen unseres Herrn:
der auferstandene Christus segne uns, er erfülle unsere Herzen mit österlicher Freude,
er schenke uns das Licht von Ostern, das uns aus seiner Ewigkeit entgegenstrahlt.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns seinen Frieden, heute –
und in aller Ewigkeit.  Amen

Keine Kommentare: